Rückblick auf die Kurzfilmpreisträger 2016 – eine kleine Auswertung

Timecode © Juanjo Gimenez

Ausgehend von dem Eindruck, dass weltweit eine Hand voll Kurzfilme die meisten Preise und Auszeichnungen erhält, veröffentlichen wir an dieser Stelle jedes Jahr einen Rückblick auf die Preisträger des Vorjahres. Durch eine Auswertung der in unserer Rubrik „Auszeichnungen“ registrierten Preisträger ist es möglich diesen subjektiven Eindruck durch objektive Zahlen zu quantifizieren. Dies wiederholen wir nun in einem Rückblick auf das Jahr 2016.

 

Durch die Auswertung entsteht zwangsläufig eine Art Film-Hitparade. Ein solches Ranking kann selbstverständlich nicht zur Beurteilung der künstlerischen Qualität von Filmen herangezogen werden, gibt aber Auskunft über ihre Beliebtheit gemessen an Voten von Fachjurys und in Publikumsabstimmungen. Letztlich sind dies Marktdaten. Der Umstand der Preisakkumulation lässt sich schwerlich als Ausdruck objektiver Qualitätsurteile interpretieren.

 

Indirekt lassen sich dabei auch andere Erkenntnisse gewinnen, wie zum Beispiel Rückschlüsse auf das Produktionsvolumen einzelner Länder. Insbesondere misst die Auswertung auch den Erfolg der Kurzfilmproduktion eines Filmlandes im Vergleich zu anderen.

 

 

Die Untersuchungsbasis

 

Ausgewertet wurden alle Auszeichnungen und Preise, die für die Rubrik „Auszeichnungen“ auf shortfilm.de im Jahr 2016 registriert wurden. Dies waren im vergangenen Jahr knapp 1600 Nennungen. Selbstverständlich sind nicht alle Preise und Auszeichnungen, die weltweit irgendwo Kurzfilmen verliehen wurden, aufgeführt.

 

Registriert wurden nur die größeren Kurzfilmfestivals mit internationalen Wettbewerben. Ausschließlich nationale oder regionale Veranstaltungen blieben unberücksichtigt. Nationale Filmpreise, wie in Deutschland der Deutsche Kurzfilmpreis oder in Frankreich die Césars, wurden jedoch erfasst.

 

In der Regel wurden nur die Hauptpreise registriert. Nur bei großen Festivals wurden auch lobende Erwähnungen berücksichtigt. Auch werden, mit Ausnahme bedeutender internationaler Langfilmfestivals mit Kurzfilmwettbewerben – wie Cannes, Berlin oder Sundance – nur Auszeichnungen auf Kurzfilmfestivals berücksichtigt.

 

Insgesamt lagen Jury-Entscheidungen von 275 Festivals und Wettbewerben vor – 59 davon in Deutschland. Wegen unseres eigenen geografischen Standorts sind deutsche, aber auch europäische Festivals und Wettbewerbe überrepräsentiert. Jedoch sind Kurzfilmländer aller Kontinente und Weltregionen berücksichtigt.

 

 

Starke Produktionsländer

 

Die Preisträger kommen aus 88 Herkunftsländern. Zuvor waren es 2015 84 und 2014 95 Länder. Die mit deutlichem Abstand größte Zahl registrierter Auszeichnungen im Jahr 2016 entfiel auf Filme aus den Ländern Deutschland (196), Frankreich (167 Preise), USA (100), Großbritannien (95), Spanien (79) und Kanada (48). In diesen Zahlen sind Koproduktionen nicht enthalten.

 

Die Länder an der Spitze und die Zahl der Preise änderten sich in den letzten Jahren kaum – lediglich die Reihenfolge des Erfolgs. Frankreich und USA tauschten gegenüber 2015 die Plätze. Auf Rang 6 fiel Polen zugunsten von Kanada zurück. Neu ist, dass die Niederlande stark waren (Rang 7). Von der Gesamtsumme der Auszeichnungen entfielen etwas mehr als die Hälfte auf Filme aus den ersten zehn Ländern.

 

Unter den kleineren Ländern – bezogen auf Einwohnerzahlen – waren 2016 insbesondere Filme aus der Schweiz, Polen, Belgien und Norwegen erfolgreich. Manchmal sind es einzelne Filme, die ein Land kurzfristig nach oben befördern. So waren 2016 die Niederlande unter den ersten Zehn, weil ein Film, 9 DAYS – FROM MY WINDOW IN ALEPPO von Issa Touma, Thomas Vroege und Floor van der Meulen, weltweit besonders viele Preise erhielt. Für Polen war CIPKA von Renata Gasiorowska besonders erfolgreich.

 

Ähnliche Effekte sind aber auch in Ländern mit höherem Produktionsvolumen zu bemerken. Wie zum Beispiel EDMOND von Nina Gantz zu Gunsten der britischen Erfolgsstatistik.

 

Die Herkunftszahlen der Preisträger reflektieren nicht nur das Produktionsvolumen an Kurzfilmen, sondern hängen auch von der Zahl der Festivals im betreffenden Land ab. Denn, insofern einheimische Filme größere Chancen auf Auszeichnungen im eigenen Land haben, hängt die Zahl preisgekrönter Filme auch von der Festivaldichte ab. Beispiele hierfür sind Deutschland, Spanien und die USA, also Länder mit einer Vielzahl an Kurzfilmfestivals, auf denen einheimische Filme bessere Chancen auf Preise haben als ausländische.

 

Interessant sind auch die Zahlen über Auslandserfolge. Hier ergibt sich folgendes Bild (bei eingerechneten Koproduktionen): am Erfolgreichsten im Ausland waren 2016 Filme aus Frankreich (96 Auszeichnungen), Großbritannien (65), Deutschland (58), Niederlande (40), Kanada (38) und USA (34). Im Vergleich zu 2015 sind erneut Filme aus Frankreich international am Erfolgreichsten. Deutsche und US-amerikanische Filme haben schlechter abgeschnitten als zuvor (91 bzw. 75 Preise im Ausland).

 

Unter den Ländern, die keine so ausgeprägte eigene Kurzfilmfestivalstruktur wie Deutschland, Frankreich oder Spanien haben, fallen die Niederlande und wie zuvor Kanada mit überproportionalen Erfolgen auf. In Kanada sind es die Produktionen des National Film Board, wie der Animationsfilm BLIND VAYSHA (Vaysha, l’aveugle) von Theodore Ushev aber auch unabhängige Produktionen, wie der Kurzspielfilm VIADUC (Overpass) von Patrice Laliberté, die Beide weltweit erfolgreich sind. An dem niederländischen Erfolg war 2016 9 DAYS – FROM MY WINDOW IN ALEPPO von Issa Touma, Thomas Vroege & Floor van de Muelen maßgeblich beteiligt.

 

 

Inland- vs. Auslandserfolge

 

Im vergangenen Jahren erhielten im jeweils eigenen Land Filme aus Spanien und den USA deutlich mehr Preise als im Ausland. Abgesehen von Ländern ohne oder mit nur wenigen Kurzfilmfestivals – wie zum Beispiel Russland – gab es keine große Schere zwischen der Zahl der In- und Auslandserfolge. Neben Portugal erhielten nur Filme aus Deutschland mehr Preise im In- als im Ausland. Deutschland ist aber in dieser Statistik ein Sonderfall, da hier die Preise sehr vieler, auch kleinerer Festivals mit geringer internationaler Beteiligung mitgezählt werden. Deutsche Kurzfilme holten 2016 im eigenen Land 138 (2015: 182) und im Ausland 58 (2015: 91) Preise.

 

Umgekehrt waren insbesondere Filme aus der Schweiz (29:14) und Kanada (38:10) im Ausland deutlich erfolgreicher als im eigenen Land.

Ein Sonderfall sind Länder ohne ausgeprägte Kurzfilmfestival-Landschaft, die mit ihren Filmen im Ausland außerordentlich erfolgreich sind. Hierzu zählen die Niederlande (40 Auslandspreise), Russland (33), und Chile (12).

 

 

Die beliebtesten Produktionsländer in Deutschland

 

In Deutschland waren im Jahr 2016 am erfolgreichsten Filme aus Frankreich (19 Preise), aus Großbritannien (16 Preise), Polen (10) sowie aus der Schweiz und den Niederlande (je 9).

Damit wurde ein langfristiger Trend bestätigt. Zum zweiten Mal waren aber 2016 französische Filme in Deutschland beliebter als britische. Filme aus den USA (3) fielen gegenüber den Vorjahren deutlich zurück.

 

 

Ländervorlieben anderswo

 

Französische Filme erhielten in Deutschland (19), Spanien und Japan (9) sowie in Italien (6) die meisten Auslandspreise.

 

Britische Filme waren – wie bereits 2013 und 2014 – besonders erfolgreich in Deutschland (16 Preise), USA (7) und Frankreich (6). Auffällig ist, dass deutsche Filme in Großbritannien umgekehrt auf keine Gegenliebe stießen (1 Preis).

 

Filme aus den USA erhielten breit gestreut in vielen Ländern Preise, jedoch die meisten Preise in Kanada (5) und Deutschland (4).

 

Spanische Filme erhielten in Deutschland (6) und Frankreich (5) die meisten Auslandspreise.

 

Filme aus den südamerikanischen Ländern erhielten auf dem eigenen Kontinent die meisten Preise und außerhalb nur in Spanien eine nennenswerte Zahl an Preisen.

 

Filme aus den nordischen Ländern erhielten, außerhalb der eigenen Region, in Deutschland (10), Frankreich (10) und den USA (8) die meisten Preise.

 

46 verschiedene Filme aus Deutschland (ohne Koproduktionen) erhielten 2016 im Ausland 58 Preise. Weltweit übertroffen werden deutsche Filme nur von Frankreich: 75 französische Filme erhielten 2016 außerhalb Frankreichs 106 Preise. Am erfolgreichsten waren deutsche Filme in den Ländern Frankreich, Spanien, Indien und Italien.

 

 

Internationalität von Jury-Entscheidungen

 

Von den Ländern, in denen die meisten Kurzfilmpreise verliehen werden, gab es im Vorjahr bezüglich der Internationalität kaum Unterschiede. 2016 wurden in Frankreich, Großbritannien, Schweiz und Polen jeweils mehr als die Hälfte der Auszeichnungen an ausländische Filme vergeben. In Deutschland wurden dieses Jahr deutlich weniger als die Hälfte an ausländische Filme vergeben, was aber auch der umfangreicheren Datenerfassung (mehr Festivals mit geringer internationaler Beteiligung) geschuldet ist.

 

Ebenso wie in Deutschland wurden 2016 auch in Spanien und den USA mehr Preise an einheimische als an ausländische Filme vergeben.

 

Die größte Bandbreite an vertretenen Ländern unter den Preisträgern ist in Deutschland (36 verschiedene Länder!) gefolgt von den USA und und Frankreich ( je 35), Spanien (24) und Italien (19) festzustellen. Dies ist die selbe Reihenfolge wie 2015.

 

Insgesamt wurden an Filme aus 83 verschiedenen Ländern Preise vergeben. Die Tendenz einer größeren Internationalisierung der letzten Jahre ist allerdings 2016 stagniert.

 

 

Die international erfolgreichsten Filme des Jahres

 

Der mit Abstand erfolgreichste Kurzfilm im Jahr 2016 war der Spielfilm TIMECODE von Juanjo Gimenez aus Barcelona. Er erzählt die Liebesgeschichte in einer Tiefgarage zwischen Luna und Diego, die sich trotz unterschiedlicher Arbeitsschichten als Parkwächter kennenlernen. Unter anderem erhielt der Film in Cannes eine Goldene Palme als bester Kurzfilm. Der spanische Vertrieb Marvin & Wayne listet mehr als 60 Festivalteilnahmen allein in 2016 auf. 2017 war der Film auch für einen Kurzfilm-Oscar und den European Film Award nominiert.

 

An zweiter Stelle der Rangliste im Jahr 2016 steht der britische Animationsfilm EDMOND von Nina Gantz. In dem Stop-Motion-Film folgt die gleichnamige Hauptfigur schwarzhumorig erotischen und kannibalistischen Trieben. EDMOND erhielt unter anderem auf dem Sundance-Festival den Jury-Preis für den besten Animationsfilm. Die Produktion der National Film and Television School (London) startete bereits 2015 erfolgreich und wurde mit dem britischen BAFTA-Award ausgezeichnet.

 

Mit BLIND VAYSHA (Vaysha, l’aveugle) steht an dritter Stelle ein weiterer Animationsfilm. BLIND VAYSHA vom Kanadier Theodore Ushev erzählt im dörflichen Milieu die Parabel von einem Mädchen, das mit einem Auge in die Vergangenheit und mit einem anderen in die Zukunft blickt. Für die Gegenwart ist sie hingegen blind. Junge Männer, die um ihre Hand anhalten, sieht sie zugleich als Kinder wie als Greise. Die Produktion des National Filmboard (NFB/ONF) basiert auf Linolschnitten, die auch als 3D-Version gefilmt wurden. BLIND VAYSHA erhielt unter anderem in Annecy den Hauptpreis und war für den Oscar 2017 nominiert.

 

Auch auf den nächsten drei Plätzen stehen Animationsfilme. Der deutsche Film IN THE DISTANCE von Florian Grolig, der spanische Film ALIKE von Daniel Martínez Lara und Rafael Cano Méndez und BEFORE LOVE von Igor Kovalyov aus Russland. IN THE DISTANCE reflektiert über die Wahrnehmung von fernen Kriegen – symbolhaft lebt die Hauptfigur in einem abgeschiedenen Wohnturm. Der Film startete 2015 und erhielt unter anderem bei DOK Leipzig und interfilm Berlin einen Preis und wurde 2016 in Clermont-Ferrand ausgezeichnet. Er wird von der Kurzfilmagentur Hamburg verliehen.

ALIKE erzählt eine Vater-Sohn-Geschichte, in der der Vater in verschiedenen Alltagskonflikten seinen Sohn auf den richtigen Weg bringt. Der dialoglose Film mit einfachen Symbolen städtischen Lebens wird im Ton von einer Eigenkomposition von Oscar Araujo begleitet. ALIKE, ebenfalls eine Produktion aus Barcelona, erhielt den spanischen Goya Filmpreis und in Stuttgart die Auszeichnung bester Kurzfilm für Kinder.

Der fast zwanzigminütige Animationsfilm BEFORE LOVE von Igor Kovalyov aus Russland erzählt von Dramen der Liebe, wie Leidenschaft, Eifersucht und Rache. Der Film hatte auf dem Holland Animation Festival seine Premiere und wurde unter anderem bei Fantoche und auf dem renommierten Hiroshima Festival ausgezeichnet.

 

Der erste Spielfilm in der Rangliste ist BALCONY von Toby Fell-Holden. Der britische Film, in einem Vorstadtmilieu mit rassistischen Spannungen angesiedelt, erzählt von der Beziehung einer Jugendlichen zu einer neuen Mitschülerin aus einem islamischen Land.

 

Zu den weiterhin erfolgreichen Filmen gehören mit etwa gleich hoher Anzahl an Auszeichnungen die Filme DIE BADEWANNE von Tim Ellrich und KAPUTT von Volker Schlecht und Alexander Lahl aus Deutschland, AU BRUIT DES CLOCHETTES von Chabname Zariab und LE REPAS DOMINICAL von Céline Devaux aus Frankreich, 9 DAYS – FROM MY WINDOW IN ALEPPO von von Issa Touma, Thomas Vroege und Floor van der Meulen aus den Niederlanden und CIPKA von Renata Gasiorowska aus Polen.

 

 

2015 gestartet und weiterhin erfolgreich

 

Einige Filme, die bereit 2015 starteten, setzten 2016 ihre Festivalkarriere erfolgreich fort. Ganz oben in der Rangfolge stehen in beiden Jahren der russische Animationsfilm WE CAN’T LIVE WITHOUT KOSMOS von Konstantin Bronzit und ALIENATION von Laura Lehmus aus Deutschland.

 

 

Deutsche Filme

 

2016 waren fünf deutsche Filme und Koproduktionen in der Gruppe der knapp 30 Filme mit mehr als vier Auszeichnungen (2015 waren es noch 9 Filme).

Außer den bereits genannten Titeln IN THE DISTANCE und KAPUTT waren dies: die deutsch-österreichische Produktion DIE BADEWANNE von Tim Ellrich (6 Preise), ALIENATION von Laura Lehmus (5 Preise) und FRANKFURTER STR. 99A von Evgenia Gostrer (5). Die Auszeichnungen wurden überwiegend in Deutschland vergeben.

 

 

Publikumspreise

 

Insgesamt wurden knapp 160 Publikumspreise erfasst. Die populärsten Filme waren 2016 der spanische Kurzfilm TIMECODE von Juanjo Gimenez, der deutsche Spielfilm 90 GRAD NORD von Detsky Graffam und der russische Animationsfilm WE CAN’T LIVE WITHOUT KOSMOS von Konstantin Bronzit. Die übrigen Publikumspreise waren mit 145 verschiedenen Titeln breit auf verschiedene Filme gestreut. Größere Abweichungen zwischen den Voten des Publikums und der Fachjurys waren nicht festzustellen. Für fast alle Top-Ten-Filme der Jurys gab es auch Publikumspreise.

 

 

Karrieren von Preisträgern renommierter Langfilmfestivals

 

Früher spielten Kurzfilme auf großen Festivals, die überwiegend lange Spielfilme zeigen, nur eine Nebenrolle. Inzwischen programmieren die meisten großen Festivals Kurzfilme nicht mehr als Vorfilm, sondern in eigenen Wettbewerben und verlangen als Teilnahmebedingung eine Premiere. Insofern Kurzfilme überwiegend auf Festivals gezeigt werden, stellt sich die Frage inwieweit hierdurch das Abspiel von Filmen geblockt und Festivalkarrieren behindert werden.

 

  • Sundance (01/2016): Lediglich der Special Jury Preisträger PEACOCK von Ondřej Hudeček aus Tschechien war anschließend – auf dem Festival in Palm Springs – noch erfolgreich.

 

  • Rotterdam (02/2016): Von den 3 Tiger Awards erhielt nur der niederländische Beitrag ENGRAM OF RETURNING von Daïchi Saïto anschließend in Ann Arbor noch einen Preis.

 

  • Berlinale (02/2016): Der mit dem Goldenen Bär ausgezeichnete BALADA DE UM BATRÁQUIO von Leonor Teles aus Portugal erhielt anschließend noch einen Preis in Belo Horizonte. Der Silberne-Bär-Preisträger A MAN RETURNED von Mahdi Fleifel, eine britisch-dänisch-niederländische Koproduktion, erhielt 2016 noch vier weitere Preise. Für JIN ZHI CIA MAO von Chiang Wei Liang aus Taiwan (Audi Short Film Award) gab es keine weitere Auszeichnung.

 

  • Cannes (05/2016): Lediglich der Palm d’Or Preisträger TIMECODE von Juanjo Gimenez war anschließend (sehr) erfolgreich. Die sieben weiteren Preisträger in den Nebenreihen hingegen nicht.

 

  • Locarno (08/2016): Abgesehen von dem Pardino d’argento Gewinner CILAOS von Camilo Restrepo (Frankreich), der noch bei ZINEBI in Bilbao einen Preis erhielt, waren sowohl die Preisträger im internationalen als auch im Schweizer Wettbewerb anschließend nicht mehr erfolgreich.

 

  • Venedig (09/2016): Keiner der beiden Kurzfilmpreisträger erhielt 2016 weitere Auszeichnungen. Man könnte argumentieren, dass das Festivaljahr nach Venedig zu kurz ist, aber auch die beiden Orrizonte-Preisträger des Vorjahres erhielten keine weiteren Preise mehr auf Festivals.

 

 

Akkumulation von Preisen – auch 2016 dünne Luft an der Spitze

 

Bereits beim ersten Jahresrückblick (2008) stellten wir fest, dass sich die Verteilungspyramide der Preise an der Spitze stark verjüngt. Im Jahr 2009 waren es nur 15 Filme, die mehr als 4 Auszeichnungen akkumulieren konnten. Im Festivaljahr 2010 akkumulierten 54 Filme fast ein Viertel aller Auszeichnungen. Im Jahr 2011 erhielten nur 18 Filme mehr als 4 Auszeichnungen. 2012 erhielten 30 Filme mehr als 4 Preise. Im Jahr 2013 akkumulierte eine ‚Spitzengruppe’ von 42 Filmtiteln zusammen mehr als 253 Preise (18 Filme mehr als 4 Preise). Im Jahr 2014 sammelte die Spitzengruppe von 53 Filmtiteln insgesamt 295 aller Auszeichnungen (26 Filme mehr als 4 Preise) und 956 Filme erhielten nur je eine Auszeichnung. Im Jahr 2015 erhielten 26 Filme mehr als 4 Preise und zusammen 12% aller Auszeichnungen des Jahres.

 

2016 erhielten wie im Jahr zuvor 26 Filme mehr als vier Auszeichnungen und akkumulierten damit mehr als 160 von den 1566 insgesamt registrierten Preisen des Jahres. Damit verbreiterte sich zwar die Auswahl gegenüber früher etwas. Aber die Verteilungspyramide bleibt: an nur 1,6 % aller Preisträgerfilme wurden über 10% aller Auszeichnungen vergeben. 914 von insgesamt etwa 1400 ausgezeichneten Filmen erhielten 2016 nur je einen Preis.

 

Reinhard W. Wolf

 

 

Nachwort (Disclaimer;-) Nach der Veröffentlichung dieser jährlichen Statistik erreichen uns gelegentlich Zuschriften von Filmemachern, die darauf hinweisen, dass sie doch mehr Preise als hier genannt erhalten hätten. Dies ist zweifellos richtig, wenn man weltweit alle Wettbewerbe und Festivals inklusive kleiner regionaler Events berücksichtigt. Die Auswahl der ausgewerteten Festivals ist hier jedoch qualitativ und quantitativ beschränkt. Die Kriterien sind in der Einleitung oben offengelegt. Es sind die gleichen Festivals, die im monatlichen Festivalkalender aufgeführt werden. Falls dort wichtige Kurzfilmfestivals fehlen, sind wir jedoch für Hinweise dankbar!