Zeitzeugenfilme auf Internetplattformen – eine Einführung und vier Beispiele für die Konvergenz der Medien

Schon seit geraumer Zeit gibt es im Internet Plattformen, die Dokumente und Aufnahmen von Zeitzeugen veröffentlichen. Die meisten unter ihnen sind redaktionell betreute themenorientierte Plattformen, manche auch Videosharing-Plattformen. Im Zuge der Konvergenz der Medien Internet, Film und Fernsehen entstehen neuerdings aber auch immer öfter professionell produzierte Dokumentarfilm-Projekte mit Zeitzeugen, die mehrere Medienformen und Dokumentarmethoden kombinieren. Wir stellen hier einige Beispiele vor.

Der französische Fotograf und Filmemacher Yann Arthus-Bertrand erstellte 2008-2009 die Website „6 milliards d’Autres (6 billion Others – Climate Voices)“. Letztes Jahr produzierte David Lynch das „Interview Project Germany“ seines Sohnes Austin Lynch. Das National Film Board of Canada produzierte 2009 bis 2010 „GDP – Measuring the Human Side of the Canadian Economic Crisis“. Und der Fernsehsender ARTE veröffentlichte die interaktive Web-Doku „Gaza/Sderot“.

Den Zeitzeugen-Projekten im Internet ist gemeinsam, dass sie so genannte normale Bürger zu Wort kommen lassen, die ihre Meinung äußern oder von ihren Erlebnissen erzählen. Dabei verfolgen die Projekte zwar verschiedene formale und gestalterische Ansätze, haben aber immer eine bestimmte Agenda. Dies sind entweder aktuelle globale Themen wie Klimawandel und Wirtschaftskrise. Oder es sind lokale Bestandsaufnahmen von Befindlichkeiten der Bevölkerung einer Region oder eines Landes in einer bestimmten historischen Situation.

Medienhistorisch haben dokumentarische Web-Projekte und Internet-Archive eine lange Vorgeschichte und viele Motivationsquellen. So ist das Bedürfnis mit Film historische Zeit aufzuzeichnen und zu bewahren unmittelbar mit der Geschichte des Films verbunden. Bereits die ersten Filme aus der Pionierzeit des Kinos bedienten dieses Bedürfnis. Mit dem Film war es zum ersten Mal in der Geschichte von Kunst und Kultur möglich, Zeit unmittelbar einzufangen ohne sie aufzuhalten – ein Phänomen, das Andrej Tarkowskij in dem gleichnamigen Essay „šDie versiegelte Zeit‘ nannte.

Die Motivationen und Beweggründe für Zeitzeugen-Films sind unterschiedlich. Im wissenschaftlichen Sektor nutzen insbesondere Ethnographen schon lange Bild- und Tonaufzeichnungen zu Studienzwecken. Empirisch arbeitende Historiker befragen Zeitzeugen, um rückblickend Lücken im Geschichtsbild zu schließen. Und in der neueren Forschung gewann die Praxis der Oral History immer größere Bedeutung.

Vorwiegend aus politischen Motiven werden Zeitzeugen-Dokumente auch als Beweis herangezogen. Besondere Bedeutung kommt diesen Dokumenten zu, wenn es sich um Themen oder Ereignisse handelt, die von Teilen einer Gesellschaft oder einem Staat geleugnet werden. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Aufzeichnungen von Holocaust-Überlebenden zu nennen, wie sie etwa von Spielbergs „Visual History Archive“ auch online veröffentlicht werden. Ein anderer, ähnlicher politischer Ansatz ist das Konzept einer „Geschichte von unten“ als Korrektiv der offiziellen Geschichtsschreibung. Hier soll mit Zeitzeugen-Aufzeichnungen das subjektive Erleben von Betroffenen abgebildet werden, die selbst nicht zu den maßgeblichen politischen Handlungs- und Entscheidungsträgern gehören.

Vor dem Hintergrund der neuen technischen Möglichkeiten und der millionenfachen Verfügbarkeit von Kameras ist es nahe liegend noch einen Schritt weiter zu gehen. An Stelle von Aufzeichnungen, die Wissenschaftler, Forscher oder engagierte Dokumentarfilmemacher erstellen, könnten Filme der (nicht-professionellen) Betroffenen selbst verwendet werden. Dies geschieht jedoch meist nur in Krisen- und Ausnahmesituationen, insbesondere dann, wenn den Medien kein anderes Material zur Verfügung steht. Bestes Beispiel der jüngsten Vergangenheit sind hierfür die Internetvideos von den Aufständen in den arabischen Ländern.

Tatsächlich gibt es bislang nur wenige Zeitzeugen-Portale, deren Material ausschließlich aus Amateurfilmen besteht. User-basierter Content wurde in der Vergangenheit insbesondere auf Internetplattformen von Nichtregierungsorganisationen im Bereich Menschenrechte oder Umweltschutz eingesetzt. Hier geht es in der Regel darum Informationen zu verbreiten, die von den öffentlichen Medien ausgeblendet oder von Regierungen zensiert werden.

Zu den Pionieren auf diesem Gebiet gehört die bereits 1998 (!) gegründete Plattform WITNESS mit dem programmatischen Slogan „See it. Film it. Change it“. Die Gründer der Website, Peter Gabriel und Partner, nennen als Motivation für ihr Engagement ein Schlüsselerlebnis: die Veröffentlichung eines Amateurvideos im Fall Rodney King. Das zufällig aufgenommene Video bewies, dass die Aussagen der Polizisten, die auf Rodney King einschlugen, falsch waren. Das Amateurvideo wurde später als Beispiel für „Inverse Surveillance“ bezeichnet. WITNESS wurde gegründet, um genau solche Zeitzeugen-Videos zu veröffentlichen.

Später, im selben Jahr in dem YouTube gegründet wurde (2005), stellte WITNESS die Videosharing-Plattform The Hub online. Hier war es möglich ohne redaktionelle Kontrolle Videos zu Menschenrechtsfragen zu posten. Interessanterweise wurde letztes Jahr die Upload-Funktion des Hub eingestellt und das Projekt eingefroren. Ein Grund für die Einstellung waren technische Probleme. Es war aber auch die Folge einer selbstkritischen Reflektion. Die Betreiber problematisierten Fragen der Qualität und Glaubwürdigkeit der hochgeladenen Videos und die kontextlose Präsentationsform der Videos auf ihrer Plattform.

WITNESS soll jetzt auf der Basis dieser Erfahrungen weiterentwickelt werden. Der Prozess ist noch im Gange. Als Ziel nennen die Betreiber eine bessere inhaltliche Kontextualisierung der Zeitzeugen-Videos, die Formulierung von Best Practices für solche Filme und eine pro-aktive Strategie beim Auffinden, Herstellen und Veröffentlichen geeigneter Zeitzeugen-Videos (anstelle des passiven, unbetreuten Hub-Modells). Insofern gibt es also auch hier einen Trend zur Professionalisierung und zu einer Konvergenz mit den Methoden anderer Medien. Von der Wichtigkeit und der wachsenden Bedeutung von nicht-professionellen Zeitzeugen-Filme ist WITNESS aber nach wie vor überzeugt.

 

Professionelle Produktionen

Die im Folgenden vorgestellten themenorientierten Portale mit Zeitzeugen-Filmen lassen ihre Beiträge professionell herstellen, das heißt sie verwenden keine Amateuraufnahmen oder user-generated Content. Diese Portale sind auch Ausdruck einer Konvergenz der Medien – nur das hier die Macher nicht aus der Internet-Praxis kommen, sondern bekannte Filmemacher oder öffentlich-rechtliche Institutionen aus dem Bereich Film- oder Fernsehproduktion sind, die begonnen haben webspezifische Projekte zu produzieren.

Eines der größten dokumentarischen Online-Projekte mit Zeitzeugen ist „6 milliards d’Autres (6 billion Others – Climate Voices)“ des französischen Fotografen und Filmemachers Yann Arthus-Bertrand. Produzent der Website ist die von Arthus-Bertrand gegründete Stiftung Good Planet – eine ökologisch orientierte Nichtregierungsorganisation.

Für das Projekt hat das Team von Arthus-Bertrand in 75 Ländern mehr als 6000 „Testimonies“ gesammelt. Nach mehrjähriger Vorbereitungszeit ging die Website 2008 online. Menschen aus aller Welt geben Antworten auf Fragen zu ihrer Lebenssituationen und zu ihren persönlichen Zukunftswünschen..

Die einzelnen Beiträge sind keine Interviews, da die Autoren nicht in einen Dialog mit den Menschen vor der Kamera treten. Vielmehr sind es formal vereinheitlichte Statements. Es gab einen standardisierten Fragebogen, der den Teilnehmern vorgelegt wurde. Jedoch war es ihnen freigestellt, welche Fragen sie beantworten. Zu sehen sind fast immer nur die Köpfe der „Zeugen“. Das wirkt entsprechend wortlastig. Vor dem Hintergrund der Filme von Yann Arthus-Bertrand ist diese gestalterische Entscheidung verständlich: seine Filme zeigen den Planeten als eine menschenleere Welt von oben aus dem Flugzeug, während er mit diesem Projekt die Menschen, die auf der Erde leben zeigt und ihnen quasi eine Stimme von unten gibt. „6 billion Others“ fasziniert aus ähnlichen Gründen wie die Flugaufnahmen in seinen langen Dokumentarfilmen. Es ist der globale Ansatz und vor allem die Vielfalt der Gesichter, der Persönlichkeiten und der Sprachen, welche die Website attraktiv macht. Außerdem wird augenscheinlich erfahrbar, dass es trotz ähnlicher Grundwerte und oft gleicher Sehnsüchte aller Menschen auf dieser Welt nicht nur sehr individuelle Nuancen gibt, sondern auch grundsätzliche soziale und kulturelle Unterschiede in der Realisierung gemeinsamer Werte oder Wünsche.

Für eine Präsentation des Projekts auf dem Klimagipfel der UN Ende 2009 in Kopenhagen haben Arthus-Bertrand und seine Teams noch zusätzlich in 17 Ländern 600 Interviews mit spezifischen klimapolitischen Fragen gedreht, in denen nicht nur „šeinfache Menschen‘, sondern auch Experten mit Fakten und Informationen zu Wort kommen.

Entstanden ist eine Art Archiv oder Datenbank weltweiter Zeitzeugen-Äußerungen in Bild und Ton. Auf der Website lassen sich nun die aufgezeichneten Aussagen online über Themen oder über Orte erschließen und abrufen. Die Interaktivität ist auf das Abgeben von Kommentaren zu den Beiträgen beschränkt.

URL: http://www.6milliardsdautres.org/

 

„Interview Project Germany“ by Lynch

Für das „Interview Project Germany“ reisten der Fotograf Jason S. und Austin Lynch, David Lynchs Sohn – ein ausgebildeter Sozialarbeiter, quer durch Deutschland. Sie sprachen ganz gewöhnliche Menschen auf der Straße an und baten sie ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Insgesamt entstanden 50 Filme in einer Länge zwischen drei bis fünf Minuten, die seit Anfang des Jahres online stehen. <http://interviewproject.de/>

„Interview Project Germany“ ist die Fortsetzung eines Projekts, das 2009 in den USA entstand und ebenfalls von David Lynchs Firma Absurda produziert wurde. Dort fuhr das Team 20.000 Meilen quer durch die USA und porträtierte ebenfalls Menschen, die es auf ihrem Weg traf. Es waren Menschen, viele von ihnen in schwierigen Lebenssituationen, die in der Regel mit ihren Alltagsgeschichten nicht in den Medien zu Wort kommen. Ballungsräume und Städte wurden weitgehend umfahren, so dass insgesamt ein guter Eindruck vom ländlichen Leben in den USA entsteht. (siehe Interview Project USA: <http://interviewproject.davidlynch.com> )

Wie beim Projekt von Arthus-Bertrand ist auch hier die Gestaltung der Filme formal einheitlich und basieren die Aussagen der Porträtierten auf den jeweils gleichen Fragen (die der Zuschauer aber nicht erfährt). Die Gestaltung der Filme selbst unterscheidet sich aber deutlich. Es sind kleine dokumentarische Kurzfilme, die auch für sich stehen könnten. Sie zeigen die porträtierten Menschen unterwegs, zuhause, bei der Arbeit oder in einer für sie typischen Lebensumgebung. Die Aufnahmen wurden montiert und nachbearbeitet. Die Stimmen kommen manchmal aus dem Off, während illustrierende Schwenks mit Musik unterlegt wurden. Die Filme erscheinen deshalb leicht inszeniert. In ihrer Gleichförmigkeit wirken sie in der Gesamtschau eher seriell, was aber einen überindividuellen Eindruck vom Leben in dem betreffenden Land vermittelt.

 

Das GDP-Projekt des NFB/ONF

Das Projekt „GDP – Measuring the Human Side of the Canadian Economic Crisis“ ist ein gutes Beispiel für die Produktion einer öffentlich-rechtlichen Institution, in der die Beteiligung der Bürger – viel stärker als bei Arthus-Bertrand oder Lynch – möglich gemacht wird, aber dennoch „šwohldosiert‘ ist. Ähnlich wie Arthus-Bertrands Projekt ist GDP themenorientiert.

GDP wurde vom National Film Board of Canada/Office National du Film du Canada (NFB/ONF) ins Leben gerufen, um ein Jahr lang die Auswirkungen der Finanzkrise auf das tägliche Leben der Kanadier zu zeigen. Die Web-Dokumentation besteht aus jeweils vierminütigen Kurzfilmen und Fotoreportagen sowie Blogs, in denen sich Bürger mit ihren alltäglichen Erfahrungen und Sorgen äußern können.

Für die pan-kanadische Produktion unter der Leitung der Dokumentarfilmemacherin Hélène Choquette standen Teams von Filmemachern und Fotografen zur Verfügung, um die Erfahrungsberichte, von Küste zur Küste reisend, vor Ort in verschiedenen Regionen zu drehen und zu erstellen. Insgesamt entstanden 185 kurze Dokumentarfilme und Photo-Essays, die bis zum Ende des Projekts im September 2010 nach und nach online gestellt wurden.

Bezüglich der Fokussierung auf das Thema und die Kontextualisierung in der Webpräsentation unterscheidet sich GDP ebenso deutlich von Arthus-Bertrands überwältigendem Kaleidoskop globaler Talking Heads wie von Lynchs eher klassisch linearen und impressionistischen Erzählweise. Für GDP wurden die porträtierten Personen und ihre Geschichten jeweils in mehreren Episoden zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Umgebungen gezeigt und vorgestellt. Die einzelnen Episoden ergeben zusammen mit Hintergrundinformationen (Texte und Fotos) wie Bausteine eines Mosaiks erst nach und nach ein Gesamtbild.

Der Prozesscharakter der Herstellung der Filme und Dokumente und die Möglichkeit der Interaktion auf der Website ermöglichte es, dass die Beteiligten viel stärker eingebunden werden konnten als bei den anderen Projekten. So gab es zum Beispiel Reaktionen von Nachbarn der Porträtierten oder Sympathieäußerungen und Ratschläge von völlig fremden Menschen an ganz anderen Orten. Die empathische Auseinandersetzung und die Kommunikation zwischen den Protagonisten und den Betrachtern der Filme, die sich manchmal sogar jenseits der Netzkommunikation im wirklichen Leben fortsetzte, ist eine besondere Qualität des GDP-Projekts.

 

GAZA/SDEROT von ARTE

Ein anderes interessantes, ebenfalls von einer Institution produziertes, Projekt ist „Gaza Sderot – das Leben trotz allem“ des deutsch-französischen Kulturkanals ARTE.

Die Website aus dem Jahre 2008, die ARTE TV-like selbst als ein „Programm“ bezeichnet, berichtet vom Alltagsleben von Menschen in Israel und Palästina. Drehort waren die benachbarten Grenzstädte Gaza und Sderot. Über einen Zeitraum von 10 Wochen wurden je sieben Bewohner auf beiden Seiten der Grenze von Filmteams begleitet – aufgrund der politischen Situation jeweils von einem eigenen palästinensischen und israelischen Team. Täglich entstanden kurze Filme von etwa 2 Minuten Länge. Insgesamt sind es 80 Kurzfilme.

Ähnlich wie beim kanadischen Projekt GDP wurden die ausgewählten Personen mehrmals besucht und in jeweils anderen Situationen, etwa bei der Arbeit oder im Kreis der Familie, gezeigt. Im Unterschied zu GDP gab es aber kein vorgegebenes Thema. Die Personen stellen sich meistens nur kurz, in die Kamera sprechend, vor und werden dann von einer beobachtenden Kamera bei ihren Tätigkeiten begleitet. Stilistisch unterscheiden sich die kurzen Filme für sich kaum von gewöhnlichen Fernsehbeiträgen.

Das Besondere ist jedoch die Einbettung der Filme in eine interaktive Website, die grafisch komplett durchgestylt ist. Besonders beeindruckend ist das Grundschema einer Split-Screen mit den beiden, den Städten jeweils zugeordneten, Hälften. Auf der Grenze verläuft ein Timeline, auf der man Tag für Tag weiter springen kann. Von jedem Zeitpunkt aus ist es außerdem möglich auf die gegenüberliegende Seite, also in die andere Stadt, zu wechseln und zu schauen, was jenseits der Grenze geschieht.

Die Webdoku lässt sich zusätzlich geographisch und thematisch erschließen. Für die geographische Erschließung wird ein animiertes, zoombares Satellitenbild angeboten. Damit erhält man einen sehr guten kartographischen Überblick und einen Eindruck von der Lage der jeweiligen Drehorte beziehungsweise Wohnorte der Protagonisten. Eine thematische Erschließung ist auch möglich, aber wenig ergiebig, da die Inhalte der Filme und Aussagen lediglich nachträglich verschlagwortet wurden. Das Ergebnis sind, wie bei einer Tag-Cloud, viel zu viele unstrukturierte Begriffe und Themen.

Die Interaktivität beschränkt sich bis auf die Möglichkeit Kommentare zu hinterlassen im Wesentlichen auf die Navigation durch die Website. Diesbezüglich wurden aber alle Register gezogen. Auch der Einsatz von Flashanimationen ist fast zu exzessiv und droht vom Inhalt abzulenken. Das Erscheinungsbild ist homogen und geschlossen – im Corporate Design des Senders. Insofern ist „Gaza/Sderot“ tatsächlich ein „Programm“ – sogar inklusive fernsehüblichem Abspann mit Lauftiteln. Das Projekt ist insofern ein gutes Beispiel für die Konvergenz von Fernsehen und Internet.

Das Internet wird zu einem alles umfassenden Archiv der Menschheit. Der größte Schatz filmischer Zeitzeugenschaften ist aber noch gar nicht gehoben und wird es wohl auch nie: Videosharing-Plattformen wie YouTube sammeln Millionen authentischer Amateurfilme aus allen Lebensbereichen über alle nur erdenklichen Themen aus (fast) allen Regionen der Welt. Sie schreiben dabei – ohne es zu beabsichtigen – eine endlose Geschichte von unten. Eine Erschließung und Erfassung dieser stetig anwachsenden Sammlung ist wohl unmöglich. Jedes neu hochgeladenes Zeitdokument erschlägt zehn andere. Der Überblick geht verloren. Vergangenheit und Gegenwart werden gleichermaßen flüchtig. Insofern sind paradoxerweise Reduktion und Einschränkung ebenso notwendig wie die künstlerische Gestaltung des Materials, um Zeitzeugen-Aufzeichnungen für das kollektive Gedächtnis zu bewahren.

Quellen und Verweise zum Thema:

6 billion Others Climate Voices: http://www.6billionothers.org/
The Interview Project USA: http://interviewproject.davidlynch.com/
The Interview Project Germany: http://www.interviewproject.de/
NFB/ONF „GDP – Measuring the Human Side of the Canadian Economic Crisis“: http://gdp.nfb.ca/home

CrowdVoice: http://www.crowdvoice.org

GlobalVoices: http://globalvoicesonline.org/
The Memoro Project: http://www.memoro.org/
Viewchange: http://www.viewchange.org/ www.iranianstories.org/
WITNESS: http://www.witness.org/

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