Internationale Kurzfilmtage Oberhausen starten Oberhausen Films Online

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Im März 2011 ging mit „Oberhausen Films Online“ eine neue Video-on-Demand-Plattform an den Start. Oberhausen Films Online ist die virtuelle Videothek der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Die Videothek stellt Filme vor, die auf dem Festival in Oberhausen gelaufen sind. Sie ist außerdem eine Vertriebsplattform für die Autoren und Produzenten dieser Filme.

Zum Start haben die Kurzflmtage über 250 Filme digitalisiert und als Videostream in die bereits bestehende Online-Datenbank des Archivs der Kurzfilmtage integriert. Die Bandbreite der angebotenen Arbeiten reicht vom kurzen Spielfilm bis zum Musikvideo. Filme aus dem Verleih der Kurzfilmtage sind ebenso zu finden wie Preisträger der Wettbewerbe oder Arbeiten aus Sonderprogrammen der Kurzfilmtage, darunter beispielsweise Arbeiten von Mariola Brillowska, Thomas Draschan, Jeanne Faust, Ken Jacobs, Mara Mattuschka, Lola Randl, Jennifer Reeder and Bea de Visser.

Die Videothek der Kurzfilmtage Oberhausen erschließt sich über Suchabfragen in der Online-Datenbank des Festivals. Dort läßt sich die Suche durch Anklicken des Auswahlfilters Videothek auf Filme eingrenzen, die online betrachtet werden können. Von jedem der digitalisierten Filme steht mindestens ein einminütiger Ausschnitt kostenlos online. Zu allen Filmen gibt es zusätzlich eine kurze Synopsis, Stabangaben, Formatinformationen und Angaben über die Verfügbarkeit von Kopien.

Das Besondere an „Oberhausen Films Online“ ist, daß Filmemacher beziehungsweise Produzenten diese Videothek als Sell-Through-Vertriebsplattform nutzen können. Nach Freischaltung durch den Urheber können die Filme nämlich in voller Länge zum Download für die Privatnutzung zur Verfügung gestellt werden. Dabei entscheiden die Filmemacher selbst, ob sie ihre Arbeiten gratis oder kostenpflichtig anbieten. Auch den Preis für ein Download-to-own bestimmen sie selbst.

Um diese Funktionalität zu ermöglichen, arbeiten die Kurzfilmtage Oberhausen mit der ONLINEFILM AG zusammen, die nicht nur seit vielen Jahren ein solches Vertriebsmodell propagiert, sondern auch über entsprechende organisatorische und technische Erfahrungen verfügt. Zusammen mit der Stiftung Kulturserver.de gGmbH hat die ONLINEFLM AG das Projekt www.onlinefilm.org aufgebaut, das das technische Fundament dieses Angebotes darstellt. Das Konsortium hat sich zur Aufgabe gemacht, Filmemachern digitale Technologien zum Vertrieb ihrer Werke zur Verfügung zu stellen, um den Markt für Filme im Internet zu entwickeln und legale Angebote zu schaffen.

Um die Filme der Videothek in voller Länge und höherer Auflösung als in der einminütigen Flash-Vorschau anzuschauen und herunterzuladen, muss man sich in einem Interface von Culturbase, der technischen Plattform der Stiftung Kulturserver, anmelden. Voraussetzung für die anschließende Zahlungsabwicklung ist ein Account bei PayPal. Außerdem benötigt der Nutzer einen BitTorrent-Client. Solche Anwendungen stehen für viele Betriebssysteme als Freeware zur Verfügung.

Die Verbreitung im Netz erfolgt nach dem Peer-to-Peer-Modell, die ursprünglich durch illegale Verbreitungsmethoden bekannt geworden ist. Da mit dieser Technik jeder vernetzte Rechner zugleich auch als Server fungiert, können die Server-Bandbreiten und die Kosten der Verbreitung sehr niedrig gehalten werden, wovon letztlich auch die Filmemacher profitieren. Allerdings ist so kein Digital Rights Management möglich. Die heruntergeladenen Filme können ohne Einschränkungen genutzt werden. Die Betreiber setzen stattdessen auf die Ehrlichkeit der Nutzer (und den niedrigen Preis für den legalen Erwerb eines Films).

Vom so generierten Einkommen gehen 51% an die Urheber und 49% an ONLINEFILM AG für Errichtung, Betrieb und Erhalt der digitalen Infrastruktur. Sind die Filme einmal in das System eingestellt, können sie auf beliebig vielen weiteren Websites per Link eingebettet werden, etwa von Filmfestivals, Verleihern oder Galerien und natürlich auch auf den Websites der Filmemacher selbst. Damit erhöht sich die Reichweite erheblich.

Üblich sind zur Zeit Beträge zwischen ein und fünf Euro für den Kauf eines Films. Manche Filmemacher verzichten aber, etwa bei älteren Arbeiten, ganz auf eine Gebühr. Ein Beispiel wie diese Optionen bei Oberhausen Films Online eingesetzt werden können, gibt die österreichische Filmemacherin Mara Mattuschka. Von ihr stehen vier Filme in der Videothek. Die neueren Filme „Burning Palace“ und „Running Sushi“ können für 4 € erworben werden. Von „Part Time Heros“ steht nur ein einminütiger Ausschnitt zur Verfügung und „Comeback“ gibt es kostenlos!

Oberhausen Films Online ist aber nicht nur eine Plattform für den Eigenvertrieb im Internet. Die Initiative wird von den Kurzfilmtagen auch als eine strategische Partnerschaft zwischen Filmemacher und Filmfestival verstanden. Die Marke Kurzfilmtage Oberhausen soll dabei als Qualitätsmerkmal und Orientierungshilfe im unüberschaubaren Internetangebot dienen. Daher ist das Angebot auch auf Filme aus den Festivalprogrammen beschränkt.

Für das Festival selbst ist die Plattform eine Erweiterung in Richtung eines ganzjährigen Filmmarkts. Denn die meisten Kurzfilmfestivals sind heute nur noch Abspielplattformen für Filme neben Kino oder Fernsehen, jedoch keine Vertriebsmärkte mehr.

Zur Zeit stehen in der Videothek etwa fünfzig Filme zum Sell-Through in voller Länge zur Verfügung. In Zukunft sollen stetig neue Filme aus den aktuellen Festivalprogrammen, aber auch Filme aus dem Archiv der Kurzfilmtage dazukommen, den Anfang machen die Wettbewerbsteilnehmer der 57. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, das im Mai stattfindet.

URL: www.kurzfilmtage.de/videothek

Siehe auch: „Digitale Optionen für den Eigenvertrieb von Kurzfilmen“
http://www.shortfilm.de/de/das-kurzfilmmagazin/archiv/themen/digitale-optionen-fuer-den-eigenvertrieb-von-kurzfilmen-eine-uebersicht.html

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