Rückblick auf die Kurzfilmpreisträger 2018 – eine kleine Auswertung

Erfolgreichster Film 2018: „Fauve“ von Jérémy Comte, CAN (Que.) © Unifrance

Seit 2008 veröffentlichen wir jedes Jahr einen Rückblick auf die Preisträger des Vorjahres. Dies wiederholen wir nun in einem Rückblick auf das Jahr 2018.

Durch die Auswertung entsteht zwangsläufig eine Art Film-Hitparade. Ein solches Ranking kann selbstverständlich nicht zur Beurteilung der künstlerischen Qualität von Filmen herangezogen werden, gibt aber Auskunft über ihre Beliebtheit gemessen an Voten von Fachjurys und in Publikumsabstimmungen. Letztlich sind dies Marktdaten, die auf Stimmungen und subjektiven Qualitätsurteilen beruhen.

 

Diese Auswertung zählt und benennt nicht nur den Erfolg einzelner Filme, sondern erlaubt aufgrund der erfassten Daten auch Rückschlüsse über Herkunftsländer, Festivalstandorte oder die Popularität von Filmgattungen. Unter anderem lässt sich so der Erfolg der Kurzfilmproduktion einzelner Länder im Vergleich zu anderen darstellen oder kulturelle Affinitäten zwischen verschiedenen Ländern abbilden.

 

Seit dem ersten jährlichen Rückblick auf Preisträger beobachte ich auch den Trend, dass einige wenige Kurzfilme weltweit die meisten der vergebenen Preise und Auszeichnungen auf sich versammeln. Dieser Umstand lässt sich zwar messen, ob dafür aber die Qualität der Filme ausschlaggebend ist oder es sich um Echokammern und Filterblasen der Entscheider handelt, lässt sich nur vermuten, aber nicht beweisen.

 

 

Die Untersuchungsbasis



 

Ausgewertet wurden alle Auszeichnungen und Preise, die für die Rubrik „Auszeichnungen“ auf shortfilm.de im Jahr 2018 registriert wurden. Dies waren im vergangenen Jahr etwas mehr als 1.700 Nennungen. Selbstverständlich sind nicht alle Preise und Auszeichnungen, die weltweit irgendwo Kurzfilmen verliehen wurden, aufgezeichnet – zumal man sich inzwischen auf Pseudofestivals Lorbeeren kaufen kann 😉

 

Registriert wurden nur die größeren, seriösen Kurzfilmfestivals mit internationalen Wettbewerben. Ausschließlich nationale oder regionale Veranstaltungen blieben unberücksichtigt. Nationale Filmpreise, wie in Deutschland der Deutsche Kurzfilmpreis oder in Frankreich die Césars wurden jedoch erfasst.
Insgesamt wurden Veranstalter in knapp 60 Ländern erfasst.

 

In der Regel wurden nur die Hauptpreise registriert. Nur bei großen Festivals wurden auch lobende Erwähnungen berücksichtigt. Auch werden, mit Ausnahme bedeutender internationaler Langfilmfestivals mit Kurzfilmwettbewerben – wie Cannes, Berlin oder Sundance – nur Auszeichnungen auf Kurzfilmfestivals berücksichtigt.

 

Insgesamt lagen Jury-Entscheidungen von 291 Festivals und Wettbewerben vor – 57 davon in Deutschland. Wegen unseres eigenen geografischen Standorts sind deutsche, aber auch europäische Festivals und Wettbewerbe überrepräsentiert. Jedoch sind Kurzfilmländer aller Kontinente und Weltregionen berücksichtigt.

 

 

Starke Produktionsländer



 

Die mit deutlichem Abstand größte Zahl registrierter Auszeichnungen im Jahr 2018 entfiel auf Filme aus den Ländern Deutschland (187 Preise), Frankreich (146), USA (134), Großbritannien (114), Spanien (76) und Belgien (51). In diesen Zahlen sind Koproduktionen nicht enthalten.

Diagramm: Länderanteile an Preisen in % (Top 6 Herkunftsländer)

Die Länder an der Spitze und die Zahl der Preise änderten sich in den letzten Jahren kaum – von 2016 bis 2018 blieb sogar die Reihenfolge des Erfolgs die gleiche. Bei den absoluten Zahlen fällt lediglich auf, das Frankreich weniger erfolgreich war (2017 173 Preisträger) und britische Filme nach Jahren des Rückgangs aufgeholt haben (2017 84 Preisträger). Von der Gesamtsumme der Auszeichnungen entfiel etwa die Hälfte auf Filme aus nur neun Ländern.

 

Unter den kleineren Ländern – bezogen auf Einwohnerzahlen – waren 2018 insbesondere Filme aus der Schweiz und Belgien erfolgreich. Manchmal sind es einzelne Filme, die ein Land kurzfristig nach oben befördern. So war 2018 Belgien unter den ersten Zehn, weil WILDEBEEST von Nicolas Keppens & Mathias Phlips, SIMBIOSIS CARNAL von Rocío Álvarez und die Koproduktion CE MAGNIFIQUE GÂTEAU! (This Magnificent Cake!) von Emma de Swaef & Marc James Roels weltweit besonders viele Preise erhielten.

 

Ein anderes Beispiel für diesen Effekt ist Schweden, wo drei Filme – MIN BÖRDA (The Burden), SKUGGDJUR (Shadow Animals), SCHOOLYARD BLUES (Skolstartssorg) – die Hälfte aller Auszeichnungen an heimische Produktionen erhielten.

 

Die Herkunftszahlen der Preisträger reflektieren nicht nur das Produktionsvolumen an Kurzfilmen, sondern hängen auch von der Zahl der Festivals im betreffenden Land ab. Denn, insofern einheimische Filme größere Chancen auf Auszeichnungen im eigenen Land haben, hängt die Zahl preisgekrönter Filme auch von der Festivaldichte ab. Beispiele hierfür sind Deutschland, USA, Frankreich und Spanien, also Länder mit einer Vielzahl an Kurzfilmfestivals, auf denen in der Regel einheimische Filme bessere Chancen auf Preise haben als ausländische.

 

Interessant sind auch die Zahlen über Auslandserfolge. Hier ergibt sich ohne Koproduktionen folgendes Bild: am Erfolgreichsten im Ausland waren 2018 Filme aus Frankreich (92 Auszeichnungen), Großbritannien (60), Deutschland (56), und Belgien (38). Im Vergleich zu 2017 stehen erneut Filme aus Frankreich international an der Spitze. US-amerikanische Filme haben schlechter, und kanadische Filme besser abgeschnitten als zuvor.

Zahl der Preise im Ausland der 5 erfolgreichsten Produktionsländer

Unter den Ländern, die keine ausgeprägte eigene Kurzfilmfestivalstruktur haben, fallen – wie zuvor – Großbritannien und die Niederlande mit überproportionalen Erfolgen auf. Zu den Erfolgsfilmen im Ausland gehörten ENOUGH von Anna Mantzaris (UK) und LUISTER (Listen) von Astrid Bussink (NL).

 

 

Inland- vs. Auslandserfolge



 

2018 erhielten im jeweils eigenen Land – wie zuvor – Filme aus Brasilien, Italien und Spanien deutlich mehr Preise als im Ausland.

Für Filme aus Deutschland registrierten wir mehr Preise im In- als im Ausland. Dies ist aber ein Sonderfall, da die Preise kleinerer deutscher Festivals mit oft geringer internationaler Beteiligung mitgezählt wurden. Deutsche Kurzfilme holten 2018 im eigenen Land 134 (2017: 145) Preise und im Ausland bei fallender Tendenz (2017: 54; 2016: 58; 2015: 91) 53 Preise – jedoch inklusive Koproduktionen (dank WATU WOTE, D/Kenia!) insgesamt 69 Preise im Ausland.

 

Zu den Ländern ohne ausgeprägte Kurzfilmfestival-Landschaft, die mit ihren Filmen fast ausschließlich im Ausland erfolgreich sind, zählen Russland, Rumänien und China.

 

 

Die beliebtesten Produktionsländer in Deutschland



 

In Deutschland waren im Jahr 2018 Filme aus Großbritannien (16 Preise) und Frankreich (12 Preise) am erfolgreichsten. Damit wurde ein langfristiger Trend bestätigt. Weiterhin waren Filme aus den Nachbarländern Niederlande (10), Österreich (8) und der Schweiz (6) erfolgreich. US-amerikanische Filme erhielten hingegen weniger Auszeichnungen (2 Preise im Vergleich zu 8 im Vorjahr). Neu im Rennen, mit 6 Preisen, waren Filme aus Indien.

 

 

Ländervorlieben anderswo



 

Französische Filme erhielten in Deutschland (14), Italien (12), in Japan (9) und in Polen (7) die meisten Auslandspreise.

 

Britische Filme waren – wie bereits seit 2013 – besonders erfolgreich in Deutschland (16 Preise), den USA (8) und in Frankreich (9). Auffällig ist, dass deutsche Filme in Großbritannien umgekehrt auf wenig Gegenliebe stießen (2 Preise).

 

Filme aus den USA erhielten außerhalb des eigenen Landes (96!) breit gestreut in vielen Ländern Preise, jedoch die meisten in Frankreich (6), Japan (4) und Kanada (3).

 

Spanische Filme erhielten in Deutschland (4), Italien (3) und Frankreich (2) die meisten Auslandspreise – gegenüber 44 Preisen im eigenen Land.

 

Filme aus südamerikanischen Ländern erhielten auf dem eigenen Kontinent die meisten Preise und außerhalb nur in Spanien eine nennenswerte Zahl.

 

Filme aus nordischen Ländern erhielten, außerhalb der eigenen Region, in Frankreich (9), Deutschland (7) und Spanien (5) die meisten Preise.

 

Deutsche Filme waren 2018 in den Ländern Italien (7), Spanien (6), Frankreich (5) sowie in Portugal und Österreich am erfolgreichsten.

 

 

Internationalität von Jury-Entscheidungen



 

2018 wurden in Japan, Polen, Italien, Portugal und Frankreich die meisten Auszeichnungen an ausländische Filme vergeben (jeweils etwa 70% und mehr). In Deutschland wurden knapp mehr als die Hälfte aller vergebenen Preise an ausländische Filme verliehen, während in den Jahren zuvor deutsche Filme den Vorrang hatten.

 

Umgekehrt wurden in Brasilien, Großbritannien und den USA wie zuvor mehr Preise an einheimische als an ausländische Filme vergeben.

 

Die größte Bandbreite an vertretenen Ländern unter den Preisträgern hatten die Wettbewerbe und Festivals in Deutschland (40 verschiedene Länder) und Frankreich (35), gefolgt von den USA (33) und Spanien (25).

 

Die Preisträger kommen aus 86 verschiedenen Herkunftsländern. Die Tendenz einer größeren Internationalisierung der letzten 10 Jahre stagniert inzwischen. 2017 und 2016 waren es 88 und 2015 84 Herkunftsländer.

 

 

Die international erfolgreichsten Filme des Jahres


 

Der erfolgreichste Kurzfilm des Jahres war der Spielfilm FAUVE[1] des Frankokanadiers Jérémy Comte – eine tragische Geschichte über zwei Jungs, die sich in einer Tagebaugrube mit Mutproben übertrumpfen wollen. Nach eigenen Angaben[2] nahm er an mehr als 130 Festivals teil und erhielt mehr als 70 Auszeichnungen. Seine Premiere hatte FAUVE auf dem Sundance Festival.

 

An zweiter Stelle in der Rangliste steht – wie bereits im Vorjahr – der Animationsfilm MIN BÖRDA / THE BURDEN[3] (S 2017). Regisseurin Niki Lindroth von Bahr[4] bezeichnet ihre Arbeit selbst als ein düsteres Musical über Sehnsüchte, der Last der Einsamkeit und der sinnentleerten Arbeit zu entkommen.

 

Auf den nächsten drei Plätzen folgen gleichrangig EGG, SOG und NEGATIVE SPACE.

Die französisch-dänische Koproduktion EGG (F/DK 2018) ist ein dokumentarischer Animationsfilm. Autobiographisch erzählt die italienische Filmemacher Martina Scarpelli, wie sie ihre Anorexie überwunden hat. Der Film entstand im Rahmen einer Anidox Residency und wurde von der rührigen Vertriebsfirma Miyu, Paris, koproduziert.

Auch NEGATIVE SPACE[5] (F 2017) wird von Miyu vertrieben. Die Stop-Motion-Animation des amerikanisch-japanischen Filmemacher-Duos Max Porter und Ru Kuwahata über eine Vater-Sohn-Beziehung stand im Vorjahr bereits an zweiter Stelle der Rangliste.

Auch SOG[6] (D, 2017) von Jonatan Schwenk[7] war bereits im Vorjahr unter den Favoriten. In dem düsteren Animationsfilm verfängt sich ein Schwarm Fische nach einer Sturmflut in den Ästen von Bäumen.

 

An vierter Stelle steht WEEKENDS (USA 2017) des kanadischen Filmemachers Trevor Jimenez. Der von Pixar unterstützte 2D-Animationsfilm erzählt mit autobiographischen Elementen von einem Jungen, der in den 80er Jahren in Toronto unter der Scheidung seiner Eltern leidet.

 

Gleich erfolgreich folgen an fünfter Stelle der Animationsfilm SOLAR WALK[8] von Réka Bucsi[9] (DK 2018), der Kurzspielfilm MADRE von Rodrigo Sorogoyen (ECAM, ES 2016), der Animationsfilm CE MAGNIFIQUE GÂTEAU! (This Magnificent Cake!) von Emma de Swaef & Marc James Roels[10] (B/F/NL 2018), der Animationsfilm MASCARPONE[11] von Jonas Riemer (Filmuniversität Babelsberg 2018) und der Spielfilm RETOUCH von Kaveh Mazaheri (Iran 2017).

 

 

Deutsche Filme

 

2018 waren fünf deutsche Filme und Koproduktionen in der Gruppe der Filme mit mehr als vier Auszeichnungen (ebensoviele wie 2017).

 

Neben den bereits genannten Filmen SOG und MASCARPONE an der Spitze sowie WATU WOTE (seit 2016) waren 2018 neu und erfolgreich: der Animationsfilm OBON von André Hörmann & Anna Bergmann, der animierte Dokumentarfilm TRACING ADDAI von Esther Niemeier (6 Preise und eine Studenten-Oscar Nominierung), NEKO NI HI (Cat Days)[12] von Jon Frickey sowie der Trickfilm AMEISE von Julia Ocker (5 Preise), die außerdem mit LÖWE und PINGUIN – aus derselben Kinderfilmreihe von Studio Film Bilder – 2018 im Rennen ist.

 

 

Publikumspreise



 

Insgesamt wurden knapp 179 Publikumspreise erfasst. Wie in den Jahren vor 2017 waren erneut keine größeren Abweichungen zwischen den Voten des Publikums und der Fachjurys festzustellen. 2018 erhielten unter den Top-Ten der jurierten Filme nur FAUVE, EGG und SOLAR WALK keinen Publikumspreis.

 

Die populärsten Filme des Jahres 2018 waren der britische Animationsfilm ENOUGH und WATU WOTE, der 2017 die Liste der populärsten Filme angeführt hatte. In der Publikumsgunst folgten danach MIN BÖRDA und NEGATIVE SPACE, die ja allesamt seit zwei Jahren auch von Fachjurys hoch bewertet wurden.

 

Die große Mehrheit der Publikumspreise wurde aber breiter gestreut vergeben. Bei 179 ausgewerteten Publikumspreisen wurden insgesamt 162 verschiedene Filme ausgezeichnet.

 

 

Filmkategorien

 

Sicherlich sind Filmkategorien oder Gattungen heute schwer zu unterscheiden, da viele Filme hybride Formen verwenden. Insofern jedoch die meisten Festivals bei der Einreichung noch klassische Kategorien ankreuzen lassen, gibt es hierzu aber Daten.

 

Unter dem Vorbehalt, dass von einem Sechstel (288) der registrierten Preise diese Angaben fehlen, ergibt sich bei der Gesamtauswertung doch ein deutliches Bild: 529 Preise für Spielfilme, 474 Preise für Animationsfilme und 252 Preise für Dokumentarfilme. Auf die Kategorie Experimentalfilm, die definitorisch besonders schwierig ist, entfielen mit 118 erstmals mehr als 100 Preise. 47 Preise gingen an „Andere“ (überwiegend Musikvideos).

Neu ist die stetig steigende Zahl hybrider Formen. 2018 waren es 24 Preisträger: davon die meisten „Anidoks“ – neben ani/exp, was erwartbar ist, aber auch zunehmend Fiktionsfilme in Kombination mit 3D-Animationen.

Verteilung Kategorien (links alle, rechts Filme mit mehr als 5 Preisen)

Schwer nachzuvollziehen ist, dass unter den 23 Filmen, die mehr als fünf Auszeichnungen erhielten, zwar 2 Anidok-Filme, aber kein klassischer Dokumentarfilm ist. Mit 14 Filmen sind an der Spitze des Rankings erneut Animationsfilme überproportional vertreten. 6 Filme sind Spielfilme und 3 Filme haben eine hybride Form.

 

 

Karrieren von Preisträgern renommierter Langfilmfestivals

 

Wie in den Jahren zuvor folgten auf Auszeichnungen auf einem der großen Festivals eher selten weitere Preise auf Kurzfilmfestivals. Kurzfilmpreisträger in Rotterdam, Locarno und Venedig erscheinen kaum noch einmal in unserer Liste. Es gab 2018 aber bemerkenswerte Ausnahmen.

 

Der Film mit den meisten Preisen im Jahr 2018, FAUVE (s.o.), hatte in Sundance seine Premiere. Und von den vier Preisträgern der Berlinale Shorts war der Audi Short Film Award SOLAR WALK von Réka Bucsi anschließend sehr erfolgreich. In Cannes, starteten INANIMATE von Lucia Bulgheroni (Troisième Prix Cinefondation) und ALL THESE CREATURES von Charles Williams (Palme d’Or), die beide unter unseren Top 20 zu finden sind.

 

 

Akkumulation von Preisen – Echokammern?



 

Bereits beim ersten Jahresrückblick (2008) stellten wir fest, dass sich die Verteilungspyramide der Preise an der Spitze stark verjüngt. Im Jahr 2009 waren es nur 15 Filme, die mehr als 4 Auszeichnungen erhielten. 2017 erhielten 24 Filme mehr als 4 Auszeichnungen und akkumulierten fast 10% der registrierten Preise.

 

2018 erhielten 27 Filme mehr als 4 Auszeichnungen und akkumulierten 189 Preise des Jahres. Das heißt, etwa 2% der Preisträgerfilme erhielten 11% aller Auszeichnungen, die wir registrierten. 1.026 von insgesamt 1.270 ausgezeichneten Filmen erhielten 2018 aber nur je einen Preis. Damit wurde die Verteilungspyramide im Vergleich zum Vorjahr am Fundament zwar breiter, an der Spitze aber noch einmal steiler.

 

Es ist schwer zu verstehen, dass Jurys auf 300 Festivals in 60 Ländern, mit jeweils anderen JurorInnen aus unterschiedlichen Kulturräumen besetzt, sich auf zwei Dutzend Filme verständigen. So wenige Filme werden mit großem Abstand zu geschätzt 10.000 Kurzfilmen, die weltweit jedes Jahr auf Festivals eingereicht werden, übereinstimmend als die Besten gekürt. Dabei gab es leider auch kaum ‚Neuzugänge‘: Die Hälfte der Top-Ten-Filme 2018 standen bereits 2017 an der Spitze der Preispyramide.

 

Von Algorithmen verursachte Echokammern, wie im Internet, kann es im wirklichen Leben ja eigentlich nicht geben. Es ist kaum anzunehmen, dass Agenturen, die sehr wohl Filme Algorithmen gestützt akquirieren und dann Festivals mit Einreichungen fluten, bereits einen solch großen Einfluss haben, dass immer nur und überall dieselben Filme in Wettbewerbe aufgenommen werden.

 

Es ist vielleicht eher ein Netzwerk aus KuratorInnen und anderen Influencern, die als Geschmacksverstärker fungieren. Aber auch dies ist natürlich nur eine Spekulation. Vermuten könnte man auch, dass es an der schieren Menge an Filmen liegt, die kaum noch ein Festival in Sichtungen bewältigen und seriös diskutieren kann. So orientiert man sich bei der Auswahl vielleicht einfach an anderen Festivals – mit der Folge, dass immer weniger Filme durch immer mehr Festivals rotieren. Fest steht jedenfalls, Vielfalt sieht anders aus!

 

 

Reinhard W. Wolf





 

 

 

 

Nachwort (Disclaimer;-) Nach der Veröffentlichung dieser jährlichen Statistik erreichen uns gelegentlich Zuschriften von Filmemachern, die darauf hinweisen, dass sie doch mehr Preise als hier genannt erhalten hätten. Dies ist zweifellos richtig, wenn man weltweit alle Wettbewerbe und Festivals inklusive kleiner regionaler Events berücksichtigt. Die Auswahl der ausgewerteten Festivals ist hier jedoch qualitativ und quantitativ beschränkt. Die Kriterien sind in der Einleitung oben offengelegt. Es sind die gleichen Festivals, die im monatlichen Festivalkalender aufgeführt werden. Falls dort wichtige Kurzfilmfestivals fehlen, sind wir jedoch für Hinweise dankbar!

 

 

 

 

Links zu Regisseuren, Produzenten und Filmen:

[1] FAUVE kompletter Film auf Vimeo

[2] Jérémy Comte 

[3] MINA BÖRDA (My Burden) dt. Verleihseite: KurzFilmVerleih Hamburg

[4] MIN BÖRDA (My Burden) Filmseite der Regisseurin mit Trailer:

[5] NEGATIVE SPACE Filmseite der Filmemacher: Tiny Inventions

[6] SOG dt. Verleihseite: KurzFilmVerleih Hamburg

[7] SOG Filmseite des Filmemachers

[8] SOLAR WALK, kompletter Film bis 11.4.19 auf ARTE

[9] SOLAR WALK: Reka Bucsi tumblr

[10] CE MAGNIFIQUE GÂTEAU! (This Magnificent Cake!), Filmseite von Emma de Swaef & Marc James Roels

[11] MASCARPONE im interfilm Verleih

[12] NEKO NI HI (Cat Days) im KurzFilmVerleih Hamburg

1 Trackback