Hong Kong: Vorführung eines Kurzfilms wegen kurzer Andeutung an Regenschirmprotest verboten

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Die Zensurbehörden in Hong Kong haben die Vorführung des Animationsfilms „Losing Sight of a Longed Place“ wegen einer kurzen Szene verboten, in der Symbole der Demokratiebewegung von 2014 zu sehen sind.

„Losing Sight of a Longed Place“ ist ein achtminütiger Film über einen jungen Homosexuellen, der für seine Rechte und die seiner Mitmenschen kämpft. Die Barriere zwischen ihm und seinem Vater und der fehlende Fortschritt in der Gesellschaft stürzen ihn in einen Zustand der Verwirrung und Selbstreflexion.

Wong Tsz-ying, Wong Chun-long und Shek Ka-chun bei der Preisverleihung ©Golden Horse Award

Das Studentenprojekt der Open University Hong Kong (heute Metropolitan University) hatte 2017 in Taiwan seine Festivalpremiere und erhielt dort einen Golden Horse Award. 2018 wurde der Film im Hong Kong Arts Centre bei den, vom Goethe Institut unterstützten, Independent Film and Video Awards (ifva) gezeigt und mit einem Gold Award in der Kategorie Animationsfilm ausgezeichnet.

 

„Losing Sight of a Longed Place“ sollte am 14. August im Hong Kong Institute of Contemporary Culture Lee Shau Kee School of Creativity im Rahmen einer von der Ground Up Film Society organisierten Filmvorführung noch einmal gezeigt werden.

Durch einen Facebook-Post der Produktion wurde bekannt, dass das Hong Kong’s Office for Film, Newspaper, and Article Administration (OFNAA) von ihnen verlangte, eine Szene mit der „illegalen Besetzungsbewegung“ (ein Ausdruck, den die Regierung verwendet, um die Regenschirm-Bewegung zu beschreiben) herauszuschneiden.

Die fragliche Szene zeigt Regenschirme und Plakate mit der Aufschrift „Vergesst die ursprüngliche Absicht nicht“. In der Szene war auch eine Schriftrolle im Wind mit dem Satzanfang „I want“ (… universal suffrage) zu sehen.

Die FilmemacherInnen lehnten eine Kürzung ab – mit der Folge, dass der Film nicht gezeigt werden durfte.

 

Hintergrund: Letztes Jahr verabschiedeten die Behörden ein Filmzensurgesetz, das Inhalte verbietet, die den Interessen des Gesetzes über die nationale Sicherheit zuwiderlaufen, und Strafen von bis zu drei Jahren Gefängnis für diejenigen vorsieht, die nicht genehmigte Inhalte zeigen.

 

Die Ground Up Film Society ist eine Organisation, die sich für junge Filmtalente in Hongkong einsetzt. Der Verein wurde 2014 von einem Kollektiv von NachwuchsfilmemacherInnen gegründet, die in den Bereichen unabhängige Filmproduktion, Filmerziehung und Programmgestaltung tätig sind. Seitdem hat der Verein das Ground Up Student Film Festival veranstaltet und Vorführungen organisiert, um Filme von Hongkonger Nachwuchstalenten einem lokalen und internationalen Publikum vorzustellen. Außerdem bietet die Organisation Bildungsprogramme für junge FilmemacherInnen und das Publikum an, um ihre praktischen, analytischen und theoretischen Kenntnisse der Filmkunst zu erweitern.

 

Trailer auf YouTube (die vollständige Version ist nicht mehr online)
URL Ground Up Film Society 

Über die Quellen: Die Presseagentur AFP machte am 11.8.22 auf den Fall aufmerksam. Alle Berichte in den Medien beruhen hierauf – in der Region gab es Berichte in der South China Morning Post und der Taipei Times, die hier verwendet wurden (rww, 18.08.2022).