Norwegische Medienkunst

Dreijähriges Pilotprojekt zur Archivierung norwegischer Medienkunst beginnt

Im Jahr 2007 veröffentlichte der Norwegische Kulturrat den Bericht „í… bevare det flyktige“ (Über das Bewahren des Flüchtigen), der ein trauriges Bild vom archivarischen Zustand norwegischer Videokunst zeichnete. Zur Zeit gibt es in Norwegen keine Infrastruktur für die systematische Sammlung, Bewahrung, Archivierung und Vermittlung von Videokunst. Vor diesem Hintergrund schrieb der Kulturrat im März 2011 ein Pilotprojekt für die Sicherung und Archivierung norwegischer Videokunst mit einem Budget von jährlich 3 Millionen NKR (1,2 Mio €) aus. Im September 2011 erhielt die Organisation PNEK (Production Network for Electronic Art) den Zuschlag für die Durchführung. 
 
 PNEK setzt dabei auf bisherige Erfahrungen und sein bestehendes Netzwerk mit regionalen Verbindungsstellen und internationalen Partnern. Das Netzwerkmodell steht im Mittelpunkt des Konzepts. Die im Antrag zum Projekt genannten Ziele umfassen unter anderem folgende Schritte und Aufgaben: 
 – Recherche, Sammlung und Digitalisierung
 – Entwicklung einer Datenbank mit geeignetem Interface und Schlagwort-Funktionen (Metatagging)
 – Einbindung von Institutionen, Kuratoren und freien Akteuren im Sinne einer „šopen culture‘
 – Internationale Vermittlung
 – Entwicklung einer Forschungsstrategie.
 
 Begonnen werden soll mit der Sammlung und Bewahrung früher Videokunst. Analoge Träger (Videobänder) sollen als Original gesichert und für die weitere Verwendung digitalisiert werden. PNEK arbeitet diesbezüglich mit Norgesfilm, ein Unternehmen mit Filmarchiv-Erfahrung, und dem Nederlands Instituut voor Mediakunst NIMK zusammen. 
 Sammlungsgegenstand ist im Übrigen jedoch Medienkunst im weitesten Sinne. Hierzu gehören unter anderem Filmkunst, Installationen, Klangkunst, Performance, Netzkunst und computerbasierte Werke. 
 
 In einer Datenbank sollen alle Werke erfasst und mit Metadaten versehen katalogisiert werden. Zu den Metadaten gehören auch Texte, Kritiken, Fotografien, technische Angaben und andere Informationen, die für eine spätere Forschungsarbeit oder Vermittlung wichtig sind. 
 
 Bezüglich der schwierigen Urheberrechtsfragen beabsichtigt PNEK der Parole „digitalisiere erst und frage später“ zu folgen. Dies gilt jedoch nicht für die Verbreitung von Arbeiten, die nur im Einverständnis erfolgen soll. Während der dreijährigen Pilotprojektdauer sollen auch keine Arbeiten oder Rechte an Arbeiten gekauft werden. Im Mittelpunkt steht zunächst die digitale Archivierung, die Forschung und die Vermittlung von Medienkunst. Soweit möglich sollen Arbeiten auch auf verschiedenen Kanälen – unter anderem in Zusammenarbeit mit GAMA – online gestellt werden.
 
 Zum Netzwerk-Konzept gehört auch, dass das entstehende Archiv von möglichst vielen verschiedenen Akteuren, seien es Institutionen, Organisationen, Künstler oder Kuratoren im In- und Ausland für jeweils eigene Präsentationszwecke oder Ausstellungen genutzt werden kann. Zur Unterstützung von Vermittlungsprojekten steht innerhalb des Budgets ein eigener Etat zur Verfügung. Das Archiv beabsichtigt selbst jährlich vier eigene kleinere und ein größeres Ausstellungsprojekt zu kuratieren und im In- und Ausland anzubieten. 
 
 Ein weiterer Schwerpunkt ist die theoretische Auseinandersetzung mit Fragen der Video- und Medienkunst und ihres Verhältnisses zu anderen Kunstbereichen. Im Rahmen des Projekts soll entsprechend akademische Forschung betrieben werden. 
 
 PNEK selbst ist als Stiftung mit einer verteilten Organisations- und Verwaltungsstruktur organisiert. Entsprechend sollen auch einzelne Aufgabengebiete des Archivs delegiert beziehungsweise dezentral ausgeführt werden. Die Sammlung und physische Archivierung soll vom Atelier Nord in Oslo verwaltet werden. Für die Zukunft wünschen sich die Betreiber eine Übernahme des Archivs durch die norwegische Nationalbibliothek.
 
 rww
 
 URL: http://www.pnek.org/archives/1456?lang=en

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