Agence du court métrage

Report

Agence du court métrage erprobt Verleih digitalisierter Kurzfilme

Seit 20 Jahren betreibt die französische Kurzfilmagentur ihr Verleihnetz Réseau alternatif de diffusion (RADI) – ein Abonnementsystem für Kinos, die gegen eine jährliche Gebühr jede Woche einen anderen Kurzfilm als Vorfilm ausleihen können. Der Verleihkatalog umfasst gegenwärtig 250 Titel.

Infolge der Digitalisierung der Kinos muss sich auch der Kurzfilmverleih der Agence du court métrage neu positionieren. Der erste Schritt war eine Umfrage unter den Kinos, die an dem Netzwerk RADI teilnehmen. Anschließend soll in einem Pilotprojekt zunächst eine Auswahl von 20 bis 30 Filmen als Digital Cinema Package (DCP) für die 2K-Projektion angeboten werden.

Aus den Antworten der Umfrage ging hervor, dass die meisten Kinos in Hinblick auf die öffentliche Förderung der digitalen Umrüstung noch abwarten, aber spätestens 2011 umrüsten möchten. Viele der Kinos, die ein Kurzfilmabo bei RADI haben, verfügen nur über eine Leinwand und planen nach der digitalen Umrüstung zunächst einen Parallelbetrieb mit 35mm-Projektion. Manche Kinos mit mehreren Leinwänden überlegen eine Leinwand für den 35mm-Film zu reservieren.

Mindestens so interessant wie die Antworten auf die Umfrage, waren die Fragen, die umgekehrt von den Kinos aufgeworfen wurden. Dabei kamen auch die Sorgen der Kinos in Folge der Digitalisierung zum Ausdruck. Die meisten Fragen konnten aber von der Kurzfilmagentur noch nicht beantwortet werden, weil es noch keine Erfahrungswerte gibt.

Ein Teil der offenen Fragen drehte sich um die Technik. Zum Beispiel, ob und wie es möglich sein wird verschiedene Trägermedien (Film und digital) in einem Programm oder auf einer Leinwand zu zeigen. Natürlich ging es auch um die Kosten und die Leihmieten. Diesbezüglich konnte die Kurzfilmagentur lediglich versichern, daß die Transportkosten sinken werden.

Unklar ist jedoch, ob die Verleihgebühr für digitale Träger gesenkt werden kann. Ein Argument der Befürworter der Digitalisierung ist ja die Senkung der Kosten bei der Herstellung von Kopien. Dies trifft aber wohl nur auf Massenkopien zu. Je nach Bedarf hat RADI bisher von den Filmen zwischen sechs bis fünfzehn 35mm-Kopien für den Verleih gezogen. Bei solch niedrigen Auflagen tritt kaum ein Einspareffekt ein, zumindest solange Filme sowohl analog als auch digital angeboten werden.

Der größte Kostenfaktor für digitale Kopien ist jedoch die Implementierung eines Verschlüsselungssystems. RADI hat sich entschlossen mit dem gleichen Sicherheitssystem (KDM) wie die großen Spielfilmverleihe zu arbeiten. Dies ist eigentlich nicht zwingend notwendig und führt zu weiteren Abspiel-Komplikationen.

Wegen der unklaren Kostenlage bei der Herstellung digitaler Kopien konnte RADI auch die Frage, ob es die Digitalisierung in Zukunft ermöglicht mehr Kurzfilme als bisher in den Verleih aufzunehmen, nicht positiv beantworten.

Ein weiteres Problem ist, wie in Zukunft die sogenannten „Circuits itinérants“ mit Kurzfilmen beliefert werden können. Dies sind Wanderkinos oder Spielkreise im nichtgewerblichen Sektor (Clubs, Kulturzentren, Schulen, Saisonkinos etc.), die überwiegend Filmkunst anbieten. Dieser Bereich ist in Frankreich – es gibt mehr als 130 Spielkreisen und über 2.000 Abspielstellen – nicht unbedeutend. Die „Circuits itinérants“ sind insbesondere auch für die Versorgung kinoloser, ländlicher Räume wichtig.

Offen ist auch, was mit den knapp 10.000 Kurzfilmen geschehen wird, die im Archiv der Kurzfilmagentur liegen. Diesbezüglich ist die Agence du court-métrage mit dem CNC um Fördermittel in Verhandlungen, um wenigstens einen Teil der Filme digitalisieren zu können.

Quelle: RADI enquéte, Oktober 2010
URL: http://www.agencecm.com/pages/radi.php

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