Belgische Kurzfilmagentur arbeitet seit 2016 mit interessanten Besonderheiten

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Kurzfilmprogramm im Kino Aventure (Brüssel) © L’agence belge du court métrage

2016 wurde in Brüssel von Filmemachern, Produzenten und Festivalmachern die „L’agence belge du court métrage“ gegründet. Zu den Initiatoren, die heute die Agence leiten, gehören Pascal Hologne und Anne-Françoise Reynders, die vom Brussels Short Film Festival, dem BE Film Festival beziehungsweise vom FIFF Namur kommen.

Im Vergleich zu viel früher gegründeten Agenturen in anderen Ländern, gibt es landesspezifische Besonderheiten und verfolgt die Agence ein etwas anderes Konzept.

Wegen der Zweisprachigkeit des Landes, in dem es parallele Verwaltungs- und Förderstrukturen für die Sprachgemeinschaften gibt, ist diese belgische Kurzfilmagentur eine frankophone Einrichtung, die unter anderem von der Fédération Wallonie-Bruxelles unterstützt wird. Zumal es keine flämische Kurzfilmagentur gibt – sieht man von ähnlichen Aktivitäten des Leuven Kort Film Festivals ab – engagiert sich die Agence aber auch für den flämischen Kurzfilm, wenn auch im geringeren Umfang.

Zum Service der Agence mit Sitz in Ixelles, eine Gemeinde der Hauptstadt-Region Brüssel, gehören die vier Arbeitsbereiche Filmeinreichung/Festivalanmeldung, internationaler Vertrieb, Kurzfilmvorführungen und Vernetzung.

Der Verleihkatalog der Agentur enthält zur Zeit etwa 200 Filme. Filmemacher und Produzenten, die in den Genuss der Unterstützung kommen wollen, müssen Mitglied sein. Der Mitgliedsbeitrag beträgt für Einzelpersonen 25 € und für Gesellschaften 80 € im Jahr.

Mitglieder können belgische Produktionen bis zu einer Länge von 40 Minuten für den Verleih- oder Distributions-Katalog anmelden. Die Agentur erhält im Verleih die nicht-exklusiven Rechte und behält 50 % der Erlöse einer Filmvorführung, die sie selbst arrangiert hat, und 20 % bei Buchungen durch Dritte. Die Leihmieten sind nach Film- und Programmlänge gestaffelt. Im Vertrieb (TV, VoD) nimmt die Agentur 25 % der Netto-Erlöse für einen Verkauf. Der Filmkatalog der Agentur ist mit Informationen zu jedem Filmtitel online gestellt.

Die L’agence belge du court métrage ist auch in der Organisation von Filmvorführungen aktiv. So gibt es jeden dritten Sonntag im Monat ein Kurzfilmprogramm im Kino Cinéma Aventure (s. Foto) im Zentrum von Brüssel. Außerdem verleiht die Agentur Programme an Kulturzentren, Filmclubs und Filmfestivals.

Auf Anfrage teilte Anne-Françoise Reynders mit, die Aussicht Kurzfilme als Vorfilm in belgische Kinos zu bekommen sei so gering, dass sich die Agence auf das Zusammenstellen abendfüllender Programme konzentriert. Hierzu gehören kuratierte Programme auf Anfrage oder bestehende thematische Programme. Angeboten werden aktuell Programme wie „Polar“, „Tous à table“, „Les Court au feminin“, „Humour Belge“ oder „Im(Migrations)“. Es besteht aber auch die Option sich als Veranstalter aus dem Filmkatalog selbst ein Kurzfilmprogramm zusammenzustellen. Die Leihmiete beträgt je nach Länge zwischen 150 und 200 € zuzüglich Steuer.

Eine bemerkenswerte Besonderheit im internationalen Vergleich ist ein Festivaleinreichservice. Mitglieder können Leistungen in verschiedenen Stufen gegen Zahlung einer Gebühr in Anspruch nehmen. Dazu gehören die Einreichung von Filmen auf Festivals, die filmspezifische Ausarbeitung einer Einreichstrategie, der Austausch von Kontakten mit Festivalprogrammachern, die Abwicklung von Einreichungen (Kopien- und Materialversand), die Überprüfung veröffentlichter Informationen im Fall einer Festivalteilnahme sowie PR-Maßnahmen auf bevorzugten Festivals und auf der Website der Agentur.

Die angebotenen Leistungen werden nach einem gestaffelten Punktesystem berechnet. So beträgt die Gebühr im ‚Basisangebot‘ mit 40 Einreichungen auf gelisteten Festivals + 10 Einreichungen auf filmspezifisch empfohlenen Festivals + 5 Teilnahme-Abwicklungen zusammen 550 €. Am anderen Ende der Angebotsskala (‚deluxe‘) wird die vierfache Anzahl an Einreichungen für 1.800 € angeboten.

Dies ist für Filmemacher auch deshalb interessant, weil diese Kosten vom Förderprogramm für Festivalteilnahmen (L’aide à la promotion, 1000 bis 4000 €) der Fédération Wallonie Bruxelles anerkannt werden. Von nicht zu unterschätzendem Wert ist auch, dass hiermit Filmemachern eine Alternative zu kommerziellen Einreichplattformen und Festivalagenturen angeboten wird, und, dass die Agence nur an ‚geprüfte‘ Festivals, die Qualitätskriterien erfüllen, vermittelt.

Nichtzuletzt versteht sich die „L’agence belge du court métrage“ auch als Interessensvertretung der Mitglieder und des Kurzfilmsektors im Allgemeinen.

 

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