MoMA New York zeigt kurzes Video von Valie Export zur Selbstreflexion des Mediums Fernsehen

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Standbild aus „Facing the Family“ © Valie Export

 

Seit Weihnachten 2021 zeigt das Museum of Modern Art aus seiner eigenen Sammlung online das Video „Facing a Family“ von Valie Export. Der kurze Schwarz-Weiß-Film zeigt ein Ehepaar und zwei Kinder in ihrem Wohnzimmer aus der Perspektive des Geräts beim Fernsehschauen. Die Arbeit hatte die österreichische Künstlerin Valie Export für eine Ausstrahlung im ORF konzipiert. Sophie Cavoulacos, Kuratorin der Abteilung für Film beim MoMA, beschreibt die Situation so: »Als die österreichischen Fernsehzuschauer am 28. Februar 1971 ihr Abendprogramm einschalteten, bot sich ihnen ein überraschender Anblick: eine Familie, die in das Licht eines Fernsehgeräts getaucht war und teilnahmslos zurückblickte.«[1]

 

Die Rückkopplung – eine Familie schaut im Fernsehen einer Familie beim Fernsehschauen zu – »lenkt den Blick auf die sprachlosen Verhältnisse, die das Fernsehen produziert«[2]. Es ist aber vor allem auch eine selbstreflexive Arbeit über das damals neue Medium Fernsehen. »Facing a Family lenkt die Aufmerksamkeit auf den eigentlichen Akt des Zuschauens und stellt sich eine Vor-Internet-Möglichkeit vor, in den eigenen vier Wänden miteinander in Kontakt zu treten, und nimmt gleichzeitig zeitgenössische Phänomene wie Online-Überwachung und Reality-TV vorweg« (MoMA).

 

Das jetzt vom MoMA veröffentlichte Video ist auf dem YouTube-Kanal[3] des Museums im ’neuen Medium Internet‘ als solches eigentlich unspektakulär. Wirksam wird es erst in der Rezeptionssituation eines Live-Fernsehprogramms. Ursprünglich sollte es, nach der Idee der Künstlerin, unangekündigt während einer Nachrichtensendung gezeigt werden. Das traute sich der ORF jedoch nicht[4] , strahlte es aber in einer Magazinsendung aus.

Planungsskizze von Valie Export für „Facing a Family“ © MoMA Collection

Im Interview zum MoMa-Programm schildert Valie Export die Reaktion auf die Sendung: »Facing a Family“ wurde im Rahmen einer experimentellen Video- und Filmreihe namens „Impulse“ gezeigt, war also bereits als Kunstwerk identifiziert, löste aber dennoch starke Reaktionen aus, weil die Zuschauer nicht damit gerechnet hatten, sich selbst im Fernsehen zu sehen, und dachten, es könnte sich um eine Fehlfunktion in der Sendung handeln.«

 

URL: MoMA Magazin

Bildquelle: Valie Export, Werkdetail „Facing a Family“ 

 

[1] Textquelle MoMA-Magazin

[2] Textquelle medienkunstnetz (ZKM)

[3] URL des Videos: YouTube

[4] Eine vergleichbare Intervention gelang im gleichen Jahr dem britischen Videokunst-Pionier David Hall im Scottish Television im Rahmen des Edinburgh Festivals mit 7 „TV Interruptions“