BFI-Kurzfilmprogramm von Pionierinnen des Dokumentarfilms in den Kinos – historische Darstellungen lösen Irritationen aus

Die moderne Hausfrau in „Something Nice to Eat“ von Sarah Erulkar (1967) © ICO/bfi

 

Im Juni startete das Independent Cinema Office unter dem Titel „The Camera Is Ours“ eine Kurzfilmtour mit Filmen britischer Pionierinnen aus den 1930er bis 1960er Jahren. Die Filme sind eine Auswahl aus einem digitalen Restaurierungs-Projekt des British Film Institut für eine Doppel-DVD. Das Projekt will die Sichtbarkeit der Frauen, die seit fast 100 Jahren Dokumentarfilme machen, erhöhen. Darunter sind Werke, die die Auswirkungen des Krieges auf Familien aufzeigen, die Wohnverhältnisse untersuchen und Barrieren gegen integrative Gesellschaften aufzeigen.

 

Obwohl es von Anfang an entscheidende weibliche Einflüsse auf das Genre gab, darunter John Griersons Schwestern Ruby und Marion, seien Arbeiten von Frauen bisher kaum beachtet worden, heißt es in der Ankündigung des BFI. Die Filme lösten aber nach der Veröffentlichung Irritationen[1] aus. Die meisten Filme handeln von typisch Frauen zugeordneten Themen wie Mutterschaft, Familie, Herd und Heim.

 

Vor zwei Filmen im Kinoprogramm ließ das BFI – vorausschauend, dass in Zeiten politischer Korrektheit manche alte Darstellungen Anstoß verursachen könnten, Warntexte vor Rassismus, jedoch nicht vor Sexismus, vorschalten (in einem Film wird eine Blackface-Minstrel-Show gezeigt), Irritiert hat auch der letzte Film im Programm „Something Nice to Eat“ von Sarah Erulkar (1967). Der Film wurde von der Gasbehörde gesponsort[2] und preist eine ultramoderne Küche an, die mit einer Lavalampe ausgestattet ist (s. Bild)

 

 

Bezugsquellen:

Doppel-DVD „The Camera is Ours“

Kino Now available for bookings

[1] z.B. in The Guardian, 1.6.2022
[2] Fast alle frühen britischen Dokumentarfilme waren gesponsort, wie z.B. vom Post Office oder der Bahn