Festivalherbst: Politik sorgt für Absagewelle im Mittleren Osten und Nordafrika – zuletzt Karthago Filmfestival

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Eröffnung des Carthago Film Festival 2022 ©JCC

 

In Folge der aktuellen Situation in Israel und dem Gazastreifen wurden eine Reihe von Filmfestivals, wie auch andere Kulturveranstaltungen, in nordafrikanischen und arabischen Ländern abgesagt. Die Absagen wurden begründet als Zeichen der Solidarität mit den Palästinensern und aus Trauer, die keine feierlichen Veranstaltungen erlauben würde.

 

Als erstes wurde das 6. El Gouna Festival in Ägypten abgesagt. Das Festival mit dem Untertitel “Cinema for Humanity” sollte am 17. Oktober eröffnet werden und wurde zweimal verschoben – zuletzt auf unbestimmte Zeit. Stattdessen spendete das Festival in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Roter Halbmond 5 Mio ägyptische Dollar für die Bewohner des Gaza-Streifens.

Kurz darauf kündigte das älteste Filmfestival der Region, das Cairo International Film Festival, eine Verschiebung des geplanten Festivaltermins (15. – 24.11.) an.

 

In Quatar wurde das 11. Ajyal Film Festival (8. – 16.11.) abgesagt. Anstelle des Festivals verkündete das veranstaltende Doha Film Institute, dass es »neue Wege erkunden wird, um unsere Plattform zu nutzen, um die Reichweite und das Volumen palästinensischer Stimmen weltweit zu vergrößern«.

 

In den meisten Fällen wurden die Absagen von staatlicher Seite veranlasst – nicht immer mit dem Einverständnis der Festivals und der lokalen Filmszene, wie das Beispiel der Journées cinématographiques de Carthage in Tunesien zeigt. wo offen über Sinn und Zweck solcher Absagen diskutiert wurde.

 

Das Karthago Filmfestival, das traditionell hauptsächlich Filme aus der MENA-Region zeigt und für dieses Jahr als Schwerpunkt Filme von tunesischen Regisseurinnen plante, wurde auf Wunsch der Kulturministerin des Landes abgesagt. Gegen die Absage protestierten Branchenverbände am 24. Oktober in einer Erklärung, die von fast alle tunesischen Filmverbänden unterzeichnet wurde. In der Erklärung wurde u.a. auf die starke Beteiligung von palästinensischen FilmemacherInnen sowie die geplante Hommage an Sembene Ousmane und Mohsen Makhmalbaf hingewiesen. »Doch all das fiel leider aufgrund einer Absage des Ministeriums für kulturelle Angelegenheiten … ins Wasser. Wie viele Bilder, Emotionen, Geschichten und Übertragungen gingen verloren, es ist schade! Kultur ist Widerstand und wird es für immer bleiben«, heißt es in der Erklärung.

 

 

 

 

 

 

Quellen und Info (Auswahl):

Lights out or not: Cultural scene in Egypt, Arab region during the war on Gaza https://english.ahram.org.eg/NewsContentP/50/510912/AlAhram-Weekly/Lights-out–or-not-Cultural-scene-in-Egypt,-Arab-r.aspx

DFI Cancels Ajyal Film Festival 11th Edition https://www.qna.org.qa/en/newsbulletins/2023-10/19/0066-DFI-Cancels-Ajyal-Film-Festival-11th-Edition-in-Solidarity-with-Palestinians

Recapping The Canceled & Postponed Festivals https://scoopempire.com/recapping-the-canceled-postponed-festivals-standing-in-solidarity-with-humanity/

Carthage Film Festival canceled in solidarity with Palestinians https://www.arabnews.com/node/2394746/lifestyle

Protestations contre l’annulation des JCC 2023 http://africultures.com/murmures/?no=22221