Deutsche Kurzfilmpreise 2021 vergeben

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DISJOINTED © Clara Helbig

Am 25. November wurden in der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München die Deutschen Kurzfilmpreise 2021 verliehen. Auch im zweiten Corona-Jahr fand dies natürlich unter Pandemiebedingungen statt – nur wenig Publikum konnte vor Ort sein. Interessierte konnten die Veranstaltung im Internet live miterleben.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte in ihrer Festrede: „Der Deutsche Kurzfilmpreis ist die verdiente Anerkennung des künstlerischen Schaffens und der kreativen Kraft einer höchst innovativen Filmgattung. Der Kurzfilm experimentiert mit subtilen Andeutungen, mit Metaphern, mit einer eigenen Bildersprache – und erweitert so den Horizont des Kinos immer wieder aufs Neue. […] Kurzfilme gehören als audiovisuelle Kunstwerke sowohl auf die große Leinwand als auch in die beste Sendezeit.“

Die Filmschaffenden, die am Donnerstagabend mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurden, freuten sich über jeweils 30.000 €. Die goldene Lola für den besten Kurzspielfilm bis 10 Minuten erhielten Melissa Byrne und Anna Roller für den Film GÖR – die Jury befand: „Ein Film wie eine Liebeserklärung: an die Unangepassten und Verstoßenen, an den Trotz und an die Wut. Die vielleicht stärkste Kraft, die Liebe einer Mutter, gipfelt in einem grandiosen Akt der Selbstjustiz. Ein ebenso berührender wie genau beobachtender Film, mit dem uns Anna Roller in unserer eigenen Haltung und unserem Urteil herausfordert. ”

In der Kategorie Kurzspielfilm bis 30 Minuten wurde PROLL! von Adrian Figueroa ausgezeichnet. Die Jury konstatierte „Mit seiner klugen Dramaturgie, dem intensiven Spiel seiner großartigen Besetzung und einer perfekt auf die Figuren abgestimmten Bildgestaltung gelingt dem Film ein wahrhaft beklemmendes Abbild unserer Gegenwart.”

In der Kategorie Experimentalfilm ging der Deutsche Kurzfilmpreis an ONE HUNDRED STEPS von Bárbara Wagner und Benjamin De Burca. Die Jury begründete ihre Entscheidung: „Seine Wirkmacht entfaltet ONE HUNDRED STEPS durch eine sehr genaue hybride Sprache zwischen Dokumentation und Fiktion. Orale Geschichtsschreibung wird zur Musik, wird selber zum Denk-Mal, Hör-Mal, zur großen Schönheit, die nur im Moment selber IST. ”

Als bester Animationsfilm wurde DOOM CRUISE von Hannah Stragholz und Simon Steinhorst ausgezeichnet. Die Jury lobte: „Wie ein betrunkenes Schiff wankt DOOM CRUISE von Hannah Stragholz und Simon Steinhorst zwischen kindlichen Gesprächen, archetypischen Eindrücken und beiläufigen Pointen. Die Protagonisten agieren allesamt etwas holprig und befinden sich zugleich in einem magischen Flow, genauso wie die Animationen selbst. Einerlei, ob wir uns in der Bequemlichkeit der Passagiere auf dem Deck des Verderbens wieder erkennen oder alles nur für einen Traum halten – am Ende kommt es ja, wie es am Anfang schon klar war: mit unserem Ende.”

Als bester Dokumentarfilm wurde Clara Helbigs DISJOINTED prämiert – die Jury bemerkte: „In nur 10 Minuten erfasst Clara Helbig die Essenz des mechanisierten Tötens und dessen Rückwirkung auf den inneren moralischen Zerfall des Menschen. Unterschiedlichste visuelle Strategien geben dem Film seine Struktur. Schlicht, ergreifend, überwältigend. ”

Der Sonderpreis für Filme von 31 bis 78 Minuten Lauflänge, der mit 20.000 € dotiert ist,  ging an Nicolaas Schmidt für FIRST TIME [The Time For All But Sunset – VIOLET]. Hierzu befand die Jury: „Nicolaas Schmidt dehnt für FIRST TIME einen entrückten wie alltäglichen Kippmoment ins Unendliche. Dieser scheint ähnlich aufgeladen wie ein Coca-Cola-Werbespot aus den 1980er Jahren, der im Übrigen den Found-Footage-Prolog zum Film stellt. Doch während der Werbeclip normative Lebensmuster und Konsumbedürfnisse als Bedingung von Glückseligkeit kurzschschließt, schwebt Schmidt’s Arbeit in Ambiguitäten: Sie feiert den eskapistischen Moment im Alltag und kritisiert dessen kapitalistische Einverleibung auf eine Art, die zugleich von Parodie und sinnlicher Teilnahme bestimmt ist. ”

Wir gratulieren allen Preisträger*innen ganz herzlich!

Weitere Informationen, auch zu allen Nominierten unter: www.deutscher-kurzfilmpreis.de

Stream der Preisverleihung zum Nachschauen.

 

Beitragsbild: ONE HUNDRED STEPS © VOLTE Bárbara Wagner, Benjamin de Burca