AG Festivalarbeit startet zweite Umfrage zu Arbeitsbedingungen auf Filmfestivals

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Erstes Vernetzungstreffen der FestivalarbeiterInnen in Leipzig 2016 © AG Festivalarbeit

Die AG Festivalarbeit in ver.di will zum zweiten Mal das Filmfestival mit den fairsten Arbeitsbedingungen in Deutschlands küren. Als Grundlage dient eine Umfrage unter FestivalarbeiterInnen, die am 24. November online eröffnet wurde und noch bis zum 10. Dezember beantwortet werden kann.

 

Die Umfrage besteht aus drei Fragebogenseiten. Zwei Seiten dienen der Ermittlung der Form der Mitarbeit und des persönlichen Status. Auf einer dritten Seite werden die eigentlichen Fairnessfragen gestellt. Hier können die Vertragsbedingungen, das Arbeitsklima, die Mitbestimmung und die Entlohnung des betreffenden Festivals bewertet werden. Die Bewertung wird als Multiple Choice auf einer vierstufigen Skala von „fair“ bis „unfair“ abgefragt.

Während in der ersten Umfrage eher gewerkschaftstypische Begriffe aus dem Arbeitsmilieu von Unternehmen mit festangestellter Belegschaft im Vordergrund standen (wie z.B. Arbeitsplatz, Betriebsrat, Anerkennung von Leistung, Aufstiegschancen), berücksichtigt die zweite Umfrage besser die besonderen Umstände und Abhängigkeiten von selbstständig-freiberuflich Tätigen und prekär Beschäftigten im tertiären Sektor.

 

Das Ziel der Umfrage ist es, das fairste Filmfestival Deutschlands hinsichtlich seiner Arbeitsbedingungen zu küren. »Fairness am Arbeitsplatz wird nicht alleine durch allgemeine gesetzliche Bestimmungen geschaffen,« heißt es in der Ankündigung, »sondern auch durch deren Durchsetzung und durch konstruktive Zusammenarbeit im Team gewährleistet. Sie zeichnet sich außerdem durch Gleichberechtigung, Ehrlichkeit und Angemessenheit aus.«

 

Zur Teilnahme eingeladen sind alle FestivalarbeiterInnen – unabhängig von der Tätigkeit und dem Arbeitsverhältnis – an einem deutschen Filmfestival. Es wäre wünschenswert, wenn sich an dieser zweiten Umfrage mehr Personen als 2020 beteiligen würden, als nur 199 Antworten auswertbar und einstellige Fallzahlen für das Ergebnis ausschlaggebend waren (s.a. unten Link zu dem interessanten Bericht). Der Motivation zur Teilnahme hilft sicher zu wissen, dass die Umfrage anonym durchgeführt wird. Alle Daten, so versichern die Veranstalter, werden nur in zusammengefasster und nicht zurückverfolgbarer Form veröffentlicht.

 

 

Mit der Vergabe des Fair Festival Awards sollen gute Beispiele gewürdigt werden und ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass Filmfestivals keine (arbeits)rechtsfreien Räume sind.

 

Die AG Festivalarbeit geht auf die Initiative „Festivalarbeit gerecht gestalten“, die sich 2016 in Leipzig traf, zurück. Nach einem zweiten Vernetzungstreffen im Rahmen der Berlinale haben sich FestivalarbeiterInnen 2017 zusammengefunden, um die teils katastrophalen Arbeitsverhältnisse der insgesamt mehreren Tausend Erwerbstätigen bei Filmfestivals in Deutschland zu thematisieren. Seitdem macht sich die Arbeitsgruppe unter dem Dach der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für bessere Arbeitsbedingungen der FestivalarbeiterInnen stark.

Zu den Forderungen[1] gehören unter anderem die Einhaltung sozialer Mindeststandards als Kriterium öffentlicher Förderung, den Qualifikationen und Anforderungen angemessene Entgelte und Honorare sowie die Anerkennung künstlerischer Tätigkeiten im Rahmen von Festivals durch die Künstlersozialkasse.

 

 

URL der Umfrage: Fragebogen bis 10.12.2021

URL der Arbeitsgruppe bei ver.di: https://festivalarbeit.verdi.de/

[1] siehe auch Flyer „Festivalarbeit gerecht gestalten“

 

Zum selben Thema auf shortfilm.de:

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FAIR FESTIVAL AWARD an Kinofest Lünen vergeben (2021)

Ergebnisse der ersten Umfrage / Bericht hrsg. von AG Filmfestival in ver .di und Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, 2021: PDF zum Download