Harvard Studie: Independent Film – Audience and Landscape Study

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Eine neue amerikanische Studie[1] untersucht die Zuschauerschaft für sogenannte Independents im Kino und auf Video-on-Demand-Plattformen. Die Studie wurde über mehrere Jahre hinweg von der ehemaligen Leiterin des Sundance Instituts, Keri Putnam, durchgeführt.

 

Im Mittelpunkt des Kenntnisinteresse der Studie stehen die Ursachen und Umständen zugunsten der weitverbreiteten These, der Rückgang der Zuschauerzahlen[2] läge am sinkenden Interesse an Independents im Vergleich zu Unterhaltungs- und Mainstream-Filmen, die zunehmend erfolgreicher sind.

 

Zu den erfolgreichen Genre und Gattungen gehören ganz allgemein inszenierte Film zum Nachteil dokumentarischer Formate. Der Kurzfilm ist nicht explizit Untersuchungsobjekt der Studie. Viele der beobachteten Erscheinungen, der Faktoren und daraus abgeleiteten Einschätzungen sind aber übertragbar. Darunter auch die rückläufigen Kinobesuche.

 

Eine Kernthese, die Keri Putnam aus der Untersuchung entwickelt, ist, dass in Wirklichkeit das Interesse an Independents und anderen viel höher ist als die Nutzerzahlen nahelegen. Sie spricht von einer Lücke (“gap”) von 77 Millionen potentiellen Zuschauern allein auf dem amerikanischen Markt, die schlicht nicht erreicht werden[3]. Die Reaktion der großen Streamer ihr Repertoire zugunsten populärer Unterhaltungsware umzubauen, seien nicht gerechtfertigt. Diese Ankaufspolitik verstärkt im Übrigen – wie in einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung – den Effekt.

 

Ein weiterer Rückgang der Besucherzahlen läge daran, dass es für das Publikum zu schwer sei Filme höher Qualität zu finden[4]. Putnam verhehlt auch nicht, dass es zu viele Filme, aber gute Filme gibt. Außerdem sei der Markt zu fragmentiert und es fehle an Bündnissen, Forschung, Publikationen und Informationsaustausch.

 

Die mehr als 100seitige Studie kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

 

 

[1] Independent Film Audience & Landscape Study, Keri Putnam, Shorenstein Center on Media, Politics and Public Policy, Harvard Kennedy School, Cambridge MA, 2024

[2] Viewership of independent films on the major platforms decreased by nearly 50% in two years from 30M in 2020 to 18M in 2022 (a.a.O.)

[3] we are confident that our survey results show a viable market in the US significantly larger than that currently watching independent films.

[4] It’s hard for audiences to find quality independent films due to fragmentation of the streaming market, lack of marketing budgets, algorithms and landing pages that prioritize mass-appeal content, and the dominant streamers and networks largely abandoning this work in the last several years