Widersprüchliche Förderentscheidungen im Norden – Nordisk Panorama gefährdet

Nordisk Panorama in Malmö 2018 © Viktoria Blomberg/NP

Letztes Jahr kamen die Staatsminister im Nordischen Ministerrat überein den Norden zur sozial- und klimapolitisch nachhaltigsten Region der Welt zu machen. In ihrer „Vision 2030“ beschloss der Rat verstärkt in nachhaltige Energieproduktion und Klimaneutralität zu investieren. Anstatt aber das gemeinsame Förderbudget insgesamt zu erhöhen, um dieses Ziel zu erreichen, werden Haushaltsmittel aus dem Kultursektor abgezogen. Zugunsten von Projekten im Rahmen von Vision 2030 wurde das Kulturbudget der kommenden vier Jahren um 20% gekürzt. Das sind ca. 1,6 Millionen Euro weniger.

 

Die Umverteilung der Mittel hat bereits zu Kürzungen beim Nordisk Kulturfond und in der Folge sogar zu Schließungen kultureller Einrichtungen geführt. Betroffen sind unter anderem Bibliotheken, Kulturhäuser und Veranstalter sowie Kulturakteure in allen Sparten. Letzte Woche schlug nun das jährlich in Malmö (S) stattfindende Kurz- und Dokumentarfilmfestival Nordisk Panorama Alarm.

 

Die Leiterin des Nordisk Panorama, Anita Reher, teilte mit, dass dem Festival die finanzielle Förderung des Ministerrats für das Jahr 2022 gestrichen wurde. Dies bedeutet eine Minderung des Betriebsbudget des Festivals um 60%, die einen dramatischen Effekt auf das wichtigste Branchentreffen der Region habe.[1]

 

Die Branche reagierte entsetzt. »Dumt og korttenkt (dumm und kurzgedacht)« titelte das norwegische Filmmagazin Rushprint einen Artikel[2] über die Kürzungsentscheidung. Sie könne dazu beitragen, dass alles vernichtet werde, was das Festival in den letzten 30 Jahren aufgebaut hat, wird Filmkonsulentin Cecilie Stranger-Thorsen zitiert, die auch auf den Widerspruch zu den länderübergreifend kooperativen Zielen des Aktionsplans „Vision 2030“ hinweist.

 

Der Nordisk Kulturfond bezeichnet die Mittelumverteilung als große Fehlentscheidung, zumal sie in eine Zeit fällt, in der sich der Kunst- und Kultursektor wegen der Corona-Pandemie ohnehin in einer großen Krise befindet. Davor hat der NMC im Übrigen gerade in einer eigenen Studie, die ein düsteres Bild für die nahe Zukunft des Kultursektors im Norden zeichnet, selbst gewarnt[3].

 

Der Nordisk Film og TV Fond wiederum verwies im Zusammenhang der Kürzung beim Nordisk Panorama auf eine weitere, nämlich europäische Dimension der Angelegenheit hin. Nordisk Panorama, das auch von Creative Europe unterstützt wird, sei außerdem – zusammen mit dem gesamten unabhängigen Dokumentarfilm –  von Richtlinienänderungen der europäischen Förderung zusätzlich nachteilig betroffen[4].

 

Aktualisierung (14.06.21): Inzwischen gibt es eine Seite „The Future of Nordisk Panorama“ zu diesem Thema.

 

URL Nordisk Panorma https://nordiskpanorama.com/en/festival/

URL Vision 2030 Handlungsplan 2021-2024 „Norden som världens mest hållbara och integrerade region“

[1] in einem Artikel des Nordisk Film & TV Fond vom 25.05.21

[2]Dumt og korttenkt„, Rushprint 19. Mai 2021 

[3] Studie „Covid-19-pandemiens effekter på kultursektoren i de nordiske landene“, 27.04.21 

[4] zu diesem Thema siehe auch: „European Creative Documentaries, the leftovers of the new MEDIA programme“ https://cdn.nordiskfilmogtvfond.com/assets/press/Press-Release-MEDIA-2021-EN.pdf

 

 

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