Warten auf die Welle 2 – Filmfestivals zwischen Stilllegung und Hoffnung

Diagramm 2: Verteilung der Zahl angekündigter Festivaltermine auf das Jahr 2020 (per 1.5.20, Datenbasis: eigener Festivalkalender).
Aufgestockte Säulen=neue Termine (die Farbe verweist auf den ursprünglich geplanten Monat), grau=ohne festen Termin in den Herbst verlegt (als Prognose gleichmässig auf 3 Monate verteilt)

 

Es ist ein Monat vergangen seit ich über die Reaktionen von Filmfestivals auf die behördlichen Stilllegungen berichtet habe – Zeit um einen Blick auf die aktuelle Lage zu werfen.

 

Inzwischen mussten weltweit weitere Festivals absagen. Viele haben die Entwicklung wohl zu optimistisch eingeschätzt oder bis zum letzten Moment mit einer Entscheidung gewartet. Per dato gibt es weltweit immer noch kein einziges Festival, das sich sicher sein kann, stattfinden zu können. In keinem Land, sieht man von Außenseitern wie Weißrussland oder Ägypten ab, haben Regierungen Termine genannt, zu denen die Beschränkungen für Versammlungen aufgehoben werden.

 

In Deutschland ist nur sicher, dass vor dem 31. August keine Großveranstaltung stattfinden darf. Nur, ab wie viel Personen eine Veranstaltung ‚groß‘ ist, bleibt undefiniert. Öffentliche Äußerungen legen nahe, dass nach Geschäften und Bildungseinrichtungen (auch Museen) erst in einer dritten und letzten Phase der Lockerungen auch Theater, Konzerthäuser und Kinos öffnen dürfen.

 

 

Monatsvergleich

 

Die folgenden Schaubilder zeigen die bekanntgegebenen Festivaltermine in Monatsschritten. In Diagramm 1 sind Festivals eingetragen, wie sie vor einem Monat geplant waren. In Diagramm 2 habe ich die Verteilung der angekündigten Termine nach heutigem Stand (per 1. Mai) eingetragen. Hier zum besseren Vergleich die beiden Schaubilder untereinander:

Diagramm 1: Verteilung angekündigter Festivals (per 31.3.20, Datenbasis: eigener Festivalkalender) / Anm: die Zahl der Festivals ab Oktober entspricht dem Vorjahr (in Diagramm 2 jedoch, den inzwischen angekündigten Festivals 2020)

Diagramm 2: Verteilung der Zahl angekündigter Festivaltermine auf das Jahr 2020 (per 1.5.20).
Aufgestockte Säulen=neue Termine (die Farbe verweist auf den ursprünglich geplanten Monat), grau=ohne festen Termin in den Herbst verlegt (als Prognose gleichmässig auf 3 Monate verteilt)

Im Vergleich ist gut zu erkennen, wie sich der Peak (Monat mit den meisten Festivals) verschoben hat und wie ab dem August die Zahl der geplanten Festivals sprunghaft angestiegen ist. Die verschobenen Festivals ohne festen neuen Termin– und das sind ziemlich viele – habe ich anders als letzten Monat nicht auf vier Monate, sondern auf nur drei Monate (Sept. – Nov.) gleichmäßig verteilt. Unabhängig von dieser Unwägbarkeit, ist erkennbar, dass im Oktober 2020 dieses Jahr die meisten Festivals stattfinden wollen.

 

Bei den noch nicht deutlich zurückgegangen Sommerterminen handelt es sich überwiegend um Festivals in Italien, die dort typischerweise während der Urlaubszeiten stattfinden und oft von lokalen Tourismus-Organisationen unterstützt werden. Wie realistisch das ist, möchte ich nicht kommentieren …

 

Die im April und Mai eingetragenen Balken sind nicht wirklich ernst zunehmen. Es handelt sich entweder um Veranstalter, die ihre Webseiten seit Wochen nicht mehr aktualisiert haben, aber auch um einige wenige Festivals im Nahen Osten, die tatsächlich stattgefunden haben beziehungsweise noch stattfinden können.

 

Wie im letzten Bericht vermutet, neigen die großen Festivals eher dazu, ganz abzusagen oder bei Verschiebung auf einen deutlich späteren Termin zu setzen. Sie wollen nicht riskieren noch einmal absagen zu müssen – was tatsächlich kleineren Festivals passiert ist, die jetzt im Juli neu hinzugekommen sind.

 

 

Online-Angebote von Festivals

 

Viele Festivals wollen oder können ihren Termin nicht verschieben und bieten stattdessen an oder um ihren Veranstaltungstermin herum Streamings an. Um einen Überblick zu bekommen, habe ich diese Aktivitäten im folgenden Diagramm markiert und mit den real geplanten Festivals ins Verhältnis gesetzt.

Diagramm 3 Anteile Festivals mit Online-Aktivitäten = blaue Rahmen

Erstaunlich ist, wie schnell und stark am Anfang des Shutdowns Festivals Online-Angebote auf die Beine gestellt haben. Bemerkenswert ist auch, dass nach dem April der Anteil der Festivals, die ausschließlich Online-Aktivitäten planen, schon wieder zurückgeht. Diesbezüglich ist der Peak überschritten. Ob aber nach dem Juni, wie von den Veranstaltern geplant, tatsächlich alle Festivals wieder stattfinden können, ist leider mehr als zweifelhaft.

 

Teil 1 vom 2.4.20: Warten auf die Welle – Filmfestivals zwischen Stilllegung und Hoffnung

 

 

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