Vermittlung von Künstlerfilmen

Report

von Stefanie Schlüter

Bei diesem Text handelt es sich um die gekürzte Fassung eines Recherche-Papiers, das von den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen in Auftrag gegeben wurde und 2010 im Rahmen des Festivals auf einem Podium zum Thema „Kinder und bewegte Bilder“ von Mike Sperlinger (LUX, London) und Stefanie Schlüter (Filmvermittlerin, Berlin) der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Dank der Autorin gilt Mike Sperlinger für wertvolle Hinweise beim Verfassen des Recherche-Papiers.

Es gibt viele gute Gründe, warum Verleiher von Künstlerfilmen(1) Filmvermittlungsprojekte für Kinder initiieren sollten. Auf der einen Seite konzentriert sich die Kunstvermittlung tendenziell auf die traditionellen Künste wie Malerei, Musik, Theater usw. Auf der anderen Seite mangelt es der Filmvermittlung an ästhetisch herausfordernden Initiativen speziell für Kinder. Da die meisten Kinder im Alltag jedoch allen möglichen Arten von bewegten Bildern ausgesetzt sind, scheint es nur konsequent, ihnen Alternativen zu ihrer audiovisuellen Umgebung zu bieten, und das gilt ganz besonders für die Kinder, die kaum mit den bildenden Künsten in Berührung kommen.

Für die Beschäftigung mit Künstlerfilmen spricht außerdem, dass Kinder viele Fähigkeiten mitbringen, die ihnen einen direkten Zugang zu den Filmen ermöglichen: Die Offenheit ihrer Wahrnehmung, die Spontaneität in der Reaktion auf Filme und ihre Flexibilität in kreativen Prozessen lassen viele Berührungspunkte mit den ästhetischen Konzepten audiovisueller Arbeiten von KünstlerInnen erkennbar werden. Kinder lieben es, die Welt aus ungewohnten oder zumindest unterschiedlichen Perspektiven anzuschauen, weil die Standpunkte, von denen aus sie die Dinge betrachten, (noch) nicht fix sind.

Der Artikel zielt darauf ab, die Chancen und Schwierigkeiten zu beleuchten, mit denen sich Verleiher von Künstlerfilmen konfrontiert sehen, wenn sie Initiative speziell für die Zielgruppe der Kinder (6 bis 12 Jahre) ergreifen. Um überhaupt in der Vermittlung tätig werden zu können, müssen Verleiher einige Hürden nehmen, wozu der Mangel an Fördermitteln und anderen Ressourcen ebenso zählt wie der fehlende direkte Kontakt zu jüngeren Zielgruppen. Daher werde ich einige Strategien aus existierenden Projekten vorstellen, die modellbildend für weitere Initiativen sein können.

EXISTIERENDE INITIATIVEN

Es existieren bereits einige faszinierende Initiativen seitens unabhängiger VerleiherInnen – häufig in Kooperation mit freien KuratorInnen, KünstlerInnen und anderen kulturellen und/oder pädagogischen Institutionen -, um jüngere Zielgruppen anzusprechen. Obwohl hier die Gruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen im Vordergrund stehen soll, werde ich vergleichbare Beispiele für ältere Zielgruppen mit einbeziehen. Die Projekte, die ich hier vorstelle, gruppieren sich vor allem um drei kulturelle Praktiken: Filmvorführungen, Film- und Videoworkshops sowie DVD-Publikationen.

Filmvorführungen
Filmvorführungen zählen für Verleiher sicherlich zu den geläufigsten Praktiken. In pädagogischen Kontexten erfordern sie jedoch mehr Einsatz, als dies normalerweise der Fall wäre: Um einen kollektiven Raum und eine kommunikative Umgebung für eine Vorführung und ein Gespräch mit Kindern zu schaffen, müssen Verleiher mit anderen Institutionen wie Kinos oder Galerien zusammenarbeiten. Außerdem sollten Screenings von professioneller Seite unterstützt werden, idealerweise von künstlerischer und/oder pädagogischer Seite. Manchmal können kooperierende Institutionen Kräfte aus ihren Vermittlungsabteilungen bereitstellen, mitunter werden aber auch freiberufliche VermittlerInnen und KünstlerInnen einbezogen. Um jedoch nachhaltig wirken zu können, erscheint es hochgradig problematisch, sich gänzlich auf die Arbeitskräfte der Verleiher zu stützen oder einzig auf freie Mitarbeiter zu bauen, denn in der Regel haben sie wenig Zeit, weil sie andere Projekte vorantreiben müssen.

Die Finanzierung stellt in allen Projekten die Haupthürde dar, weil die Antragsstellung erstens einen enormen Zeit- und Arbeitsaufwand bedeutet und zweitens die Fördermittel für die ästhetische Bildung von Kindern außerhalb der traditionellen Künste sehr begrenzt sind. Mitunter wird ehrenamtliches Engagement sogar vorausgesetzt, weil die Arbeit mit Kindern eher als Spaß, denn als ernsthafte Arbeit angesehen wird. Projekte ganz ohne Förderung sind jedoch in vielerlei Hinsicht stark eingeschränkt, etwa was den Zeitaufwand, die Produktion von pädagogischen Medien sowie die Zahl der möglichen TeilnehmerInnen betrifft.

Das finanziell sehr gut ausgestattete österreichische Projekt „VISIONary“ war darauf angelegt, weit auszustrahlen, und die Struktur des Projekts lässt sich als Vorzeigemodell für eine ambitionierte Screening-Reihe für SchülerInnen verstehen.(2) Mit Unterstützung des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (bm:ukk) zirkulierten innovative österreichische Filme aus dem Verleihprogramm von sixpackfilm (Wien) durch ganz Österreich. Unterrichtsmaterial steht online zur kostenlosen Verfügung, und kürzlich wurde eine DVD in der Edition INDEX veröffentlicht. Es ist schwer zu sagen, warum das Projekt keine großen Zuschauerzahlen erzielte, insbesondere die Experimentalfilmprogramme wurden, wenn überhaupt, kaum von den Schulen angenommen. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass diese Filme von Lehrern als „zu schwierig“ oder als „irrelevant für das Curriculum“ eingestuft werden. Daher gilt es, die LehrerInnen als Zielgruppe in die Planung mit einzubeziehen.

Es ist weithin bekannt, dass man zunächst die LehrerInnen erreichen muss, bevor man die Kinder erreicht. Allerdings gehören LehrerInnen – nicht zuletzt wegen ihrer hohen zeitlichen Belastung sowie den Anforderungen durch die Lehrpläne – zu einer der am schwierigsten zu erreichenden Zielgruppe überhaupt. Daher ist es sinnvoll, verschiedene Werbestrategien zu verfolgen (z.B. Newsletter, Homepage, gedruckte Broschüren etc.). Der persönliche Kontakt allerdings gehört noch immer zu den effektivsten Methoden, d.h. die direkte Kontaktaufnahme, indem man etwa das Projekt in der Konferenz vorstellt, eine Schulpatenschaft mit einzelnen Schulen aufbaut oder spezielle Screenings und Seminare für LehrerInnen organisiert.

Ein sehr intensives, drei bis vier Tage dauerndes Seminar für LehrerInnen aller Schulstufen ist bspw. die Summer School des Österreichischen Filmmuseums (Wien). Da sie in den Sommerferien stattfindet, ist die Atmosphäre entspannt, und aus dem überwiegend enthusiastischen Feedback lässt sich entnehmen, wie sehr die Summer School das Verhältnis zwischen dem Filmmuseum und den Lehrenden stärkt. Bezogen auf Künstlerfilme ließ sich in den bisherigen Summer Schools ein signifikantes Wissensdefizit bei den LehrerInnen feststellen, daher verlangen die TeilnehmerInnen regelmäßig nach Material, das ihnen hilft, die künstlerischen Konzepte dieser Filme zu verstehen.(3) Neben anderen Vermittlungsaktivitäten hat das Österreichische Filmmuseum auch eine Veranstaltungsform eingerichtet, eine Art offenes Atelier („Im Atelier mit …“), das Künstler, Schüler und Lehrer im Kino des Filmmuseums zusammenbringt. Hier übernehmen Filmemacher (z. B. Peter Tscherkassky und Virgil Widrich) die Rolle des Vermittlers ihrer eigenen Arbeiten, indem sie ihre Filme vorführen und ihre künstlerischen Herangehensweisen mit dem jungen Publikum diskutieren.(4) Dieses Modell ist besonders nützlich, um Wissensdefizite – auch im praktischen Bereich – auszugleichen. So war eine der faszinierendsten Erkenntnisse für die SchülerInnen, dass Tscherkasskys Filme „handgemacht“ sind.

Workshops
Am motivierendsten sind sicherlich Workshops unter Anleitung von KünstlerInnen, weil sich bei der praktischen Arbeit eine andere Perspektive auf das ergibt, was Film/Video/Kunst ist. Außerdem können die Kinder hier aktiv partizipieren. Solche Workshops durchzuführen, setzt jedoch voraus, dass man auf erfahrene MitarbeiterInnen und andere Ressourcen zurückgreifen kann. Die einfachste Möglichkeit ist, mit einer Institution zusammenzuarbeiten, die eine Vermittlungsabteilung unterhält und sowohl VermittlerInnen als auch Raum und technische Unterstützung zur Verfügung stellen kann. So hat das Netherland’s Media Art Institute (NIMk, Amsterdam) eine solche Abteilung, die durchgängig zweistündige Workshops zu verschiedenen Formen von Medienkunst anbietet.(5) Die Workshopserie „Cory Archangel“ zu Kamera-Gameboy-Animation etwa, durchgeführt vom Medienkünstler Gijs Gieske, stand in einem engen Austausch mit der medialen Umgebung von Jugendlichen. Das mag einer der Gründe für den großen Erfolg des Projekts sein: In Amsterdam gab es etwa 600 TeilnehmerInnen.(6) Um über die kulturellen Zentren hinaus ein Publikum zu erreichen, entwickelt NIMk derzeit ein Konzept für ein „Media Art Mobile“, ein Medien-Kunst-Mobil, das Schulen und Festivals in den Niederlanden ansteuert, um Arbeiten aus der Sammlung von NIMk zu zeigen und Workshops anzubieten.(7)

Workshops können, wie im genannten Beispiel, entweder von kurzer Dauer sein, mit spontanem kreativen Output und in großen Gruppen durchgeführt werden, um so einen ersten Kontakt mit Medienkunst zu ermöglichen; oder aber die kreativen Prozesse werden in kleineren Gruppen und über längere Zeiträume entfaltet. Im „New Media Education Collaborative“, einer Kooperation zwischen Electronic Arts Intermix (EAI), Dia Center for the Arts (New York) und anderen, haben Künstler außerhalb des regulären Unterrichts mit zehn SchülerInnen einer lokalen High School zusammengearbeitet. Dieses ambitionierte Projekt ist ein gutes Beispiel für nachhaltiges Lernen und einer seiner größten Erfolge ist, dass ein ehemaliger Teilnehmer jetzt regelmäßig EAI-Veranstaltungen besucht und eine Karriere als Künstler einschlagen möchte. Projekte wie diese zeigen allerdings auch, dass es schwierig ist, die Kinder und Jugendlichen über längere Zeiträume zu motivieren, gerade wenn die Teilnahme freiwillig ist. Daher macht es Sinn, über Workshopmodelle nachzudenken, die einerseits Zeit für einen kreativen Prozess lassen und andererseits eine intensive Arbeitsatmosphäre schaffen.

Für das Arsenal – Institut für Film und Videokunst (Berlin) habe ich in Zusammenarbeit mit einigen Künstlern ein Modell für Workshops mit Kindern entwickelt, die an fünf aufeinander folgenden Tagen stattfinden. Alle Workshops haben eine ähnliche Struktur: 1. Tag – gemeinsame Filmsichtung und Diskussion eines Kurzfilmprogramms im Kino Arsenal; 2. bis 4. Tag – kreative Arbeit mit KünstlerInnen; 5. Tag – Montage und Vorführung der Arbeitsergebnisse. Dieses Modell hat sich in der Zusammenarbeit mit Kindern, Jugendlichen, LehrerInnen und KünstlerInnen bewährt, weil es sich gut in die Zeitplanung aller Beteiligten einpassen lässt. Zwei Workshopserien wurden bisher durchgeführt: Die Videoworkshops „Bewegtes Bild“ mit der Künstlerin und Filmemacherin Anna Faroqhi widmeten sich dem dokumentarischen Filmschaffen, und in den Workshops „Alles bewegt sich wie von selbst“ mit den Filmemachern Ute Aurand und Robert Beavers sowie dem Tonkünstler Dirk Schaefer ging es um das Filmemachen ohne Kamera (35mm), um experimentelle Animation (16mm) sowie um die digitale Vertonung.(8) Dabei war auch hier das Faszinierendste das materielle, haptische Begreifen des Films. Ein integraler Bestandteil des Workshopkonzepts war zudem, dass ich als professionelle Vermittlerin fast alle Workshops begleitete, einerseits weil sich nicht alle KünstlerInnen 100-prozentig sicher fühlen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, und andererseits, weil Künstler und Lehrer – aus den verschiedensten Gründen – nicht immer kompatible Partner sind. Eine Person im Team zu haben, die beide Seiten kennt (Kunst und Schule), kann für die Planung der Workshops, die Kommunikation mit Schulen und den Arbeitsprozess mit Kindern hilfreich sein.

DVD-Publikationen
Speziell für pädagogische Kontexte publizierte DVDs sind für Kinder, LehrerInnen sowie für Eltern wertvolle Medien. So hat der Verleih Filmform (Stockholm) eine Projektgruppe mit KünstlerInnen, KuratorInnen und PädagogInnen einberufen, um das DVD-Projekt „Videokunst, was ist das?“ zu realisieren, das zeitgenössische und historische Videokunst in Themen-Paketen mit einem Handbuch, begleitendem Unterrichtsmaterial und einer DVD mit jeweils sechs Filmen zugänglich macht. Zusätzlich zu anderen Vertriebskanälen sollen die DVDs auch über Medienzentren zu beziehen sein, die wichtige Partner für die Verbreitung von Bildungsmedien darstellen.

Ein anderes Konzept verfolgt das in Rotterdam ansässige, von Nathalie Faber und Carolien Euser ins Leben gerufene Projekt „Große Kunst für kleine Menschen“, bei dem KünstlerInnen eingeladen werden, Filme für eine besondere Zielgruppe zu drehen: für die Zwei- bis Sechsjährigen. Die Künstler haben den Auftrag, eigens für die DVD Filme herzustellen, die ca. zweieinhalb Minuten dauern und ohne Sprache auskommen. Das DVD-Menü basiert ebenfalls auf Piktogrammen und nicht auf Schrift, sodass kleine Kinder damit spielen können. Die Homepage ist ebenso wie die DVD-Booklets in niederländischer und englischer Sprache zugänglich, weil das Projekt international ausgerichtet ist.(9)

Die „Kinder-Filmbibliothek“, konzipiert für die Whitechapel Gallery (London) durch den Kurator Ian White, involvierte nicht nur Künstler, sondern auch Kinder in den Auswahlprozess von Filmen für DVDs. Das Konzept reagierte damit auf die unausgeglichene Situation, dass in der Regel Erwachsene (Vermittler, Kuratoren – „Experten“ also) darüber entscheiden, was Kinder sehen sollen. Folglich waren in diesem Projekt die Kinder als Kuratoren, Kritiker und Designer ihrer eigenen DVD-Edition tätig. Sogar die Gestaltung der DVD-Cover und Booklets haben die Kinder übernommen. Wenngleich die DVDs nur in einer lokalen Bibliothek entleihbar sind, dem Whitechapel Idea Store, ist es doch bemerkenswert, dass jede NutzerIn die DVDs mit nach Hause nehmen kann.

Zum Aspekt der Partizipation möchte ich noch etwas ergänzen: Beim Publizieren von DVDs sollte meines Erachtens auch darüber nachgedacht werden, Workshopergebnisse von Kindern gemeinsam mit Filmen von Künstlern zu veröffentlichen, denn häufig genug verschwinden die Arbeiten der Kinder, sobald die Workshops beendet sind. Die Filme von Gleichaltrigen zu sehen, könnte jedoch auch andere Kinder zur kreativen Arbeit anregen.

ZUKUNFTSVISIONEN FÜR VERLEIHER VON KÜNSTLERFILMEN

In den vergangenen Jahren haben kommerzielle Verleiher den „Schulmarkt“ für sich entdeckt. Diese Entwicklung verlangt ernsthaft nach Bildungsalternativen, insbesondere für die Zielgruppe der Kinder. Wenn ein Ziel von ästhetischer Erziehung ist, Kindern unerwartete, herausfordernde Wahrnehmungsmöglichkeiten zu eröffnen, indem sie mit filmischen Formen in Kontakt kommen, zu denen sie normalerweise keinen Zugang haben, dann ließe sich die Frage zuspitzen: Warum überlassen Verleiher von Künstlerfilmen den kommerziellen Produktionen, zu denen Kinder ohnehin Zugang haben, das Feld? Warum lassen sie Kinder sogar in Bildungskontexten mit kommerziellen Filmen allein? Sollten Kinder nicht vielmehr so früh wie möglich an ästhetisch herausfordernde Filme herangeführt werden? Sollten nicht schon ganz junge Kinder verschiedene Wahrnehmungsmodi kennen lernen?

Es gibt auch pragmatische Gründe, warum Verleiher von Künstlerfilmen diese Fragen ernst nehmen sollten. Fördermittel für Kunst, die aus öffentlicher Hand vergeben werden, sind in vielen Ländern in zunehmendem Maße an ihre gesellschaftspolitische Relevanz gebunden. Daher müssen Institutionen, die von diesen Fördertöpfen abhängig sind, Bildungsfragen ebenso in Angriff nehmen wie Fragen der Erweiterung von Zugangsmöglichkeiten. Auch wenn Verleiher von Künstlerfilmen nicht kommerziell agieren, haben sie ein ausgewiesenes Interesse daran, als Advokaten ihrer Kunstform ein neues Publikum zu generieren – neben dem Publikum, das sie ohnehin durch die stärker öffentlich ausgerichteten Institutionen erreichen, an die sie ihre Filme verleihen.

Das bedeutet nicht unbedingt, dass man mit möglicherweise abschreckenden Großprojekten starten muss. So eröffnen sich beispielsweise allein dadurch neue Möglichkeiten, dass man die jüngeren Zielgruppen überhaupt in seinen Arbeitsalltag und sein Denken integriert. So könnte einer der ersten Schritte sein, Künstlerfilme, die sich für pädagogische Zusammenhänge eignen, auf den Homepages der Verleiher zu bewerben. Da die meisten dieser Internetseiten keinerlei Aufschluss darüber geben, welche Filme auch ein jüngeres Zielpublikum ansprechen könnten, ließe sich über die Einrichtung eines standardmäßigen „Bildungs“-Buttons nachdenken, der zu Filmen führt, die für unterschiedliche Altersgruppen geeignet sind.

Einen Schritt weiter gehen würde die Gründung einer gemeinsamen internationalen Plattform durch Verleiher von Künstlerfilmen, u.U. mit spezieller Ausrichtung auf die bisher wenig beachtete Zielgruppe der Kinder (6 bis 12 Jahre). Ein Zusammenschluss von Verleihern in diesem Segment könnte viele Vorteile bieten, z.B. ließe sich die Auswahl der Filme/Videos für Kinder erweitern und eine größere Diversität der filmischen Formen erzielen (zeitgenössische, historische Filme, Filme von unterschiedlichen Kontinenten etc.). Über internationale Kooperationen – speziell in diesem Bereich – nachzudenken macht auch deshalb Sinn, weil sich bei der Entwicklung von Konzepten und bei der Antragsstellung Arbeit aufteilen ließe. Ferner könnten Stiftungen einbezogen werden, die nur Projekte internationalen Maßstabs fördern. Mit mehr als einem Verleiher im Boot und mit Fördermitteln ausgestattet ließe sich auch die drängende Frage klären, wie KünstlerInnen für ihr Engagement bezahlt werden, sei es als aktive VermittlerInnen oder als RechteinhaberInnen ihrer Filme. Wenn Verleiher von Künstlerfilmen sich der Herausforderung stellen wollen, jüngere Zielgruppen zu erreichen, sollten sie darüber nachdenken, wie sie Projekte lancieren, die weder ihre Kräfte noch ihre beschränkten Ressourcen übersteigen. Zwar haben die einzelnen unabhängigen Verleiher verschiedene Entstehungsgeschichten, Ressourcen und Prioritäten, es lassen sich aber dennoch einige Gemeinsamkeiten herausstellen:

1. Große Netzwerke von sympathisierenden Organisationen wie Kinos, Museen und Bildungseinrichtungen
2. Enge, langjährige Beziehungen zu einem großen Pool von KünstlerInnen
3. Umfangreiches Wissen um eine Vielzahl von möglichen Annäherungen an und Kontextualisierungen des bewegten Bilds ebenso wie der Zugang zu zahlreichen historischen Beispielen
4. Technische und infrastrukturelle Voraussetzungen für einen kostengünstigen internationalen Vertrieb von Filmen
5. Erfahrungen in der Antragsstellung

Zusammen genommen bieten all diese Faktoren Verleihern von Künstlerfilmen hervorragende Voraussetzungen, um als vermittelnde Kraft zwischen der zeitgenössischen bildenden Kunst und Kindern zu wirken, bei denen die bewegten Bilder längst zu Hause angekommen sind.

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1 Mit dem Sammelbegriff „Künstlerfilme“ werden Filme von Künstlern bezeichnet, die sich zu den Bereichen Avantgarde-, Experimentalfilm oder Videokunst zählen lassen.
2 Über „VISIONary“: http://www.sixpackfilm.com/archive/veranstaltung/festivals/visionary/visionary.html (Filmprogramme)
http://www.index-dvd.at/de/program/034/index.html (DVD)
http://www.filmabc.at/bilder/file/16_17_Filmheft_VISIONary_Essayfilm.pdf (Begleitmaterial für den Unterricht)
3 Das Recherche-Projekt „Kunst der Vermittlung – Aus den Archiven des filmvermittelnden Films“ hat eine Reihe von Texten und Interviews mit Filmemachern zu der Frage veröffentlicht, was man von Avantgarde- und Experimentalfilmen „lernen“ kann:
http://www.kunst-der-vermittlung.de/dossiers/filmvermittelnde-experimentalfilme/
http://www.kunst-der-vermittlung.de/dossiers/experimentalfilmvermittelnde-filme/
4 Die Vermittlungsabteilung des Österreichischen Filmmuseums: http://www.filmmuseum.at/jart/prj3/filmmuseum/main.jart?rel=de&contentid=1216730387812&reservemode=activehttp://www.filmmuseum.at:80/forschung__vermittlung
5 Vermittlungsabteilung des NIMk: http://nimk.nl/nl/educatie/
6 Beispiele aus den Workshops: http://gieskes.nl/gameboy-camera/workshop/?p=NIMK-Fons-Vitaehv4&k=02
7 „Medien Kunst Mobil“: http://nimk.nl/eng/search/michiel-kluiters-designs-mediaartmobile
http://www.michielkluiters.com/

8 Informationen über „Bewegtes Bild“ und „Alles bewegt sich wie von selbst“:
http://www.filmvermittlung.de/index.php?/project/filmworkshops/
9 DVD-Booklets „Große Kunst für kleine Menschen“: http://www.grotekunstvoorkleinemensen.nl/gkvkm_boekje_en.pdf
http://www.grotekunstvoorkleinemensen.nl/gkvkm2-engels.pdf

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