Neu: Online-Filmverleih 99.media (Frankreich)

99.media Screenshot 30.05.2019

Seit einigen Wochen empfiehlt sich die französische Organisation 99.media mit Sitz in Lyon als Anbieter und Verleiher von kurzen Dokumentarfilmen. Die Online-Plattform besteht bereits seit 2015. Die Organisation ist zugleich auch Veranstalter eines eintägigen gleichnamigen Filmfestivals, das in einem Café in Lyon veranstaltet wird. Wie Mitgründer Jérôme Plan mitteilte, ist man aber erst jetzt, nämlich nachdem es Anfragen von Filmklubs nach Filmkopien gab, auf die Idee gekommen die bislang nur online gestreamten Filme auch zum Abspiel in Kinos anzubieten.

 

Ab 2015 stellt 99.media kurze Dokumentarfilme kostenlos und werbefrei als Streaming ins Netz. FilmemacherInnen wurden eingeladen sich unter dem Motto „wir wollen Geschichten über das ‚Ungesehene‘ erzählen“ anzumelden. Aus dieser Programmatik leitet sich auch der Name der Organisation ab. Es geht um die 99% der Weltbevölkerung, die in den traditionellen Medien nicht vorkommen, also unsichtbar bleiben. Zum Start gab 99.media drei Themen vor: Mauern, Kampf und Abseits, zu denen internationale Filme gefunden und ausgewählt wurden.

 

Das Besondere bei 99.media ist, dass das Team über die Übersetzer-Expertise verfügt, um alle Filme mehrsprachig anbieten zu können. Derzeit sind dies sechs Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Italienisch. In Zukunft sollen noch weitere Sprachen hinzukommen. Dieser Service ist ein kleiner Vorteil für Filmemacher, die ihren Film der Plattform überlassen.

 

Mit der Erweiterung auf physische Ausleihe (Video Files) der Filme an Kinos, NGOs und andere Abspielstellen können Filmemacher jetzt auch von kleinen Verleihgebühren profitieren, denn 99.media überlässt ihnen 50% der Einnahmen.

Die Höhe der Filmlizenzen hängen von der Anzahl der Zuschauer ab. Die Spannbreite reicht 4fach gestaffelt von 25 € pro Kurzfilm bis zu 25 Zuschauer bis zu 100 € für Veranstaltungen mit mehr als 75 Zuschauern. Den Veranstaltern bleibt es überlassen, ob und in welcher Höhe sie Eintritt verlangen.

 

Gegenwärtig ist der Filmkatalog noch sehr klein: es werden 10 verschiedene Filme einzeln und oder als Programmkombination von 6 Filmen zur freien Auswahl angeboten. Außerdem gibt es das Programm „Das Abenteuer“ mit vier 12minütigen Filmen über drei junge Afrikaner, die aus der Elfenbeinküste illegal in Europa einreisen, aber im Ankunftsland Griechenland hängenbleiben.

 

Auch, wenn die Beträge für den einzelnen Film nicht sehr hoch sind, summieren sich die Kosten für ein abendfüllendes Programm doch zu beträchtliche Höhen – so kosten z.B. 6 Filme bei 25 bis 50 Zuschauer 300 €, was etwa doppelt so hoch ist wie die verleihübliche Mindestgarantie von Kinofilmen. Selbst bei 50 Zuschauern müsste also ein Eintrittspreis von 6 € genommen werden, um allein die Filmkosten zu begleichen. Das ist allerdings ein grundsätzliches Problem jeder Kurzfilmausleihe…

 

Ein Nachteil für Filme, die noch im Festivalkreislauf unterwegs sind, könnte sein, dass 99.media die Filme auf Vimeo frei zugänglich hostet. Auch müssen die Filmemacher, das sei noch erwähnt, um bei der Auswahl berücksichtigt zu werden, erst einmal ‚Eintrittsgeld‘ zahlen. Die Anmeldung kostet 16 €, die als Spende deklariert wird. Ob ein Film dann angenommen wird, entscheidet eine international besetzte Jury, der auch der Mitgründer Jérôme Plan angehört.

 

99.media ist eine gemeinnützige Organisation nach Artikel 293B des Code Général des Impôts.

 

 

URL 99.media deutsch

URL Informationen für Ausleiher

URL 99 Festival auf Filmfreeway

URL 99.media Vimeokanal