Crossmedia: Kinos locken mit Video-on-Demand-Angeboten

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Kinoflimmern – Kategorie Kurzfilm, Screenshot vom 3.12.2018

Immer häufiger bemühen sich Kinos um die Rückgewinnung oder Anbindung von Zuschauern, die Filme sonst nur noch oder überwiegend online gucken. Sie gehen dabei Kooperationen mit Video-on-Demand Anbietern ein und ergänzen ihr Kinoprogramm um Online-Filmangebote.

 

Einer der Pioniere war die österreichische Filialkette der Cineplexx Kinobetriebe – ein Tochterunternehmen der Constantin Film-Holding. 2015 startete das Unternehmen mit „Cineplex2go“ ein Video-on-Demand-Angebot, das im Wesentlichen auf Cross-Ticketverkäufen und Promo-Codes sowohl für Kinobesuche als auch für Streaming-Video-Abrufe beruht. Partner der Kinokette ist die italienische Pay-per-View-Plattform Chili.

Angeboten werden mehr als 3.000 Titel – überwiegend Mainstream und Filme für das jugendliche Publikum, das den Multiplex-Kinos gerade wegbricht. Kurzfilme findet man dort aber leider nicht.

 

Einen anderen Weg, um Kino und Streaming miteinander zu verbinden, hat das Kölner Unternehmen Rushlake Media eingeschlagen. Als Mittler und Agentur zwischen den beiden Welten unterstützt ihr Projekt „Kino on Demand“ Kinos dabei ihrem Publikum auf eigenen Internetseiten zusätzliche Filmangebote für zu Hause anzubieten. Das sind aktuelle Filme, die nicht mehr im Kino gezeigt werden, aber auch Klassiker oder Werkschauen bekannter Regisseure. Initiiert wurde das Projekt von Sigrid Limprecht (Bonner Kinemathek, Kino in der Brotfabrik) und Philipp Hoffmann (zuvor beim Filmvertrieb The Match Factory). Nach einer Förderzusage von 470.000 € von Creative Europe für ihre „European Cinema & VOD Initiative“ startete Rushlake Media das Projekt mit 13 deutschen Kinos. Inzwischen machen etwa 30 Kinos mit – überwiegend Arthouse-Kinos und zwei Kommunale Kinos.

 

Bei „Kino on Demand“ – die Bezeichnung ist leider irreführend – bekommen die teilnehmenden Kinos eine Internetseite, auf der sie ihre eigene Auswahl an Filmen aus dem Pool der Agentur ihrem Publikum empfehlen können. Gegenwärtig sind dies Klassiker wie DAS SIEBENTE SIEGEL, Dokumentarfilme wie THE CLEANERS, viele Independent-Produktionen und Arthouse-Filme, die im letzten Jahr ihren Kinostart, aber trotz hoher Qualität eher wenig Kinobesucher hatten. Gegenwärtig werden etwas mehr als 200 Filmtitel angeboten. Die Filme sind als Online-Stream über Fernseher, Computer, Tablets und Smartphones für eine Gebühr von je 5 € abrufbar. Das Kino, das dem Aufenthaltsort des Nutzers am nächsten ist, erhält einen prozentualen Anteil an den Einnahmen.

 

Deutlich kleiner und bescheidener kommt die, ebenfalls in Köln ansässige, Plattform „Kinoflimmern“ daher. Wie bei „Kino on Demand“ erhalten die teilnehmenden Kinos einen prozentualen Anteil an den Online-Erlösen und wird wechselseitig für einander geworben. Im Unterschied können die Filme bei „Kinoflimmern“ gegen Einzelentgelt abgerufen oder im Abo gemietet werden. Programmatisch versteht sich „Kinoflimmern“ als »Zuhause für unabhängige Filme und Macher«. Die Macher von „Kinoflimmern“ schließen bevorzugt Verträge direkt mit den Filmemachern selbst. Hinter der Plattform steht die Filmproduktion Sodawasser Productions  von Tobias Leveringhaus, die dafür mit dem genossenschaftlichen Verleih Drop-out Cinema (Karlsruhe), dem Neuen Kölner Filmhaus e.V., dem Guerilla Kino (Köln), Darling Berlin und der Initiative „Unsere Filme“ kooperiert.

 

Mittlerweile sind es über 500 Filme – überwiegend europäische Indie-Filme und darunter finden sich auch Kurzfilme! Neben klassischen Rubriken wie Action, Komödien, Romanzen bietet die Plattform auch Filme in Kategorien wie Autorenfilm, Queer oder Trash an. Schließlich gibt es nicht nur eine eigene Rubrik Kurzfilm, sondern sogar die Kategorie „Mittellanger Film“. Die Kurzfilme kosten zwischen 1 und 2 € per View. Bislang sind es nur 19 Kurzfilme und 24 mittellange Filme, aber der Katalog soll stetig erweitert werden.

 

Links:

Cineplex2go

Chili

Kino on Demand

Kinoflimmern

Unsere Filme (facebook)

Sodawasser Productions

Guerilla Kino

Drop-Out Cinema