Copenhagen Art Festival

Report

Copenhagen Art Festival: Lars von Trier läßt ein filmisches Gesamtkunstwerk herstellen

2010 hatte der dänische Arts Council ein großes Kunstevent zum Thema „Fí¦llesskaber“ (Gemeinschaften / communities) ausgeschrieben. Ein gemeinsames Projekt von fünf öffentlichen Kunsthallen erhielten den Zuschlag und veranstalten ab August 2012 unter dem Namen Copenhagen Art Festival eine Serie von Events und Ausstellungen, die zum Teil noch bis Ende des Jahres zu sehen sind.

Zu dem Festival gehört auch ein internationaler Filmwettbewerb, mit dessen Konzeption Lars von Trier beauftragt wurde. Die Leitung hat dabei Jenie Hallund („Limboland“), die am Drehbuch für „Melancholia“ und „Nymfomanen“ mitwirkte. Der Wettbewerb lädt international Kurzfilme oder Musikkompositionen zur Einreichung ein, die anschließend zu einem gemeinschaftlichen Film kombiniert werden sollen. Die Pressemitteilung zum Wettbewerb ist überschrieben mit „Lars von Trier challenges the people“. Der doppeldeutige Titel, der im dänischen Original eher wie „Lars von Trier fordert das Volk heraus“ klingt, deutet bereits provokativ ambivalent an, was sich wie ein roter Faden durch die Beschreibung des Projekts zieht.

Als Thema wählte von Trier die Frage „Was geschieht, wenn ein Meister das Volk herausfordert?“ (What happens when a master challenges the people?). Motto und Titel des Wettbewerbs ist auch im Dänischen das deutsche Wort „gesamt“ – abgeleitet von „Gesamtkunstwerk“. Der aus der deutschen Romantik stammende Begriff wurde von Richard Wagner popularisiert.

Als Meisterwerke, mit denen das Volk oder die Leute sich beschäftigen soll, definierte Lars von Trier neben „Ulysses“ von James Joyce und Strindbergs „Der Vater“ auch das Zeppelinfeld des Architekten Albert Speer. Das Zeppelinfeld ist zusammen mit einer monumentalen Tribüne der zentrale Paradeplatz des Nazi-Parteitagsgelände in Nürnberg. Die unter Einsatz von Zwangsarbeitern aus Konzentrationslagern errichtete Anlage diente der national-sozialistischen Machtdemonstration.

Seit dem Filmfestival in Cannes äußert sich Lars von Trier nicht mehr öffentlich. Laut Berichten in mehreren dänischen Zeitungen teilte jedoch Jenie Hallund mit, Lars von Trier habe Respekt vor der Architektur Albert Speers, jedoch nicht für die damit verbundene Ideologie. Weiterhin sagte sie, es gehe wohl darum zu Werten der Kunst zu stehen ohne Verantwortung für deren Konsequenzen, Ideologien und deren Auslegung zu übernehmen. Außerdem handele es sich nicht um eine absichtliche Provokation. Letzteres ist wohl das Mindeste, was man in dieser Angelegenheiten, mit Sicherheit annehmen darf. Man schaue sich nur einmal das Muster der Gif-Animation im Logo der Gesamt-Website genauer an!

Das fertige Gesamtkunstwerk soll am 18. Oktober im Rahmen einer Kulturnacht Premiere haben und anschließend auf Tournee gehen.

rww

Quelle: http://www.cph-artfestival.org
Projektinfo: http://www.gesamt.org
Gif-Animation: http://www.gesamt.org/Logo_development.gif

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsparteitagsgelände
http://politiken.dk/kultur/kunst/
http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/

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