Auslandsarbeit für den deutschen Kurzfilm

Report

Auslandsarbeit für den deutschen Kurzfilm: die Goethe-Institute

Traditionell besitzt der Kurzfilm eine bedeutende Rolle in der Arbeit der Goethe-Institute. Als Initiatoren von Kurzfilmprojekten, aber vor allem in der Programmarbeit haben die Goethe-Institute in den letzten Jahren den Kurzfilm stets als eine grundlegende Form der Auseinandersetzung mit deutscher Realität berücksichtigt. Grund genug, in einem kleinen Abriss die Aktivitäten der Goethe-Institute zu betrachten.

 

In Anbetracht des immensen Umfangs der deutschen Kurzfilmproduktion und -distribution und der vor allem im Inland stark auftretenden Festivals und Verleihe, gerät die Arbeit der Goethe-Institute leicht aus dem Blickfeld. Dabei sind sie, und das dürfte wohl kaum einem Regisseur und Produzent entgangen sein, in allen Bereichen des Kurzfilms ein wichtiger Akteur. Besonders die Vermittlungsleistung ist gewaltig: In der Programmarbeit der Kulturinstitute hat der Kurzfilm eine herausragende Rolle eingenommen, Rund zehn Prozent der Film-Veranstaltungen der Goethe-Institute sind dem Kurzfilm gewidmet, pro Jahr werden auf diese Weise rund 150.000 Zuschauer erreicht – damit gehören die Goethe-Institute zu den wichtigsten Multiplikatoren der kurzen Form.

 

Festivalkooperationen, Werkschauen einzelner Regisseure, Hochschulfilme oder von der M«nchner Zentrale zusammengestellte Programme sprechen für die vielf«ltige Programmarbeit der Goethe-Institute. Eines der herausragenden Projekte in diesem Zusammenhang dürfte die seit zwei Jahren im Rahmen des Filmfest Clermont-Ferrand präsentierte „Soiré Allemande“ sein, in der sich das Goethe-Institut Lyon gemeinsam mit der Festivalleitung und den deutschen Partnern der AG Kurzfilm, der Kurzfilmagentur Hamburg und German Films die besten deutschen Einreichungen herauspicken und in einer Sondervorführung in Clermont-Ferrand vorführen. Die Best-of-Selection geht nach der Premiere als deutsch und französisch untertiteltes Programm auf Tournee durch die Goethe-Institute des frankophonen Sprachraums und Institute der Alliance Franí§aise. Dank dieser deutsch-französische Kooperation erreicht das deutsche Kurzfilmschaffen über das weltweite Netzwerk der Goethe-Institute eine breit gestreute Wahrnehmung, von der so mancher Weltvertrieb träumen darf: von Abidjan über Dakar, Frankreich, Vietnam bis ins kanadische Montréal.

 

Doch auch im Standardprogramm der Goethe-Institute befindet sich der Kurzfilm im Aufwind: Das über Jahre hinweg vorrangig auf 16mm und Video verfügbare Kurzfilmangebot erhielt 2005 eine digitale Erg«nzung. Mit der DVD „Kurz & Gut II – Aktuelle Kurzfilme aus Deutschland“ wurde der Entwicklung Rechnung getragen, dass mittlerweile alle Goethe-Institute mit DVD-Playern und Beamern ausgestattet sind und 16mm-Projektoren am Verschwinden. Gemeinsam mit dem Filmfest Dresden wurde eine DVD mit 27, vorrangig fiktionalen deutschen Kurzfilmen erstellt und mit insgesamt zehn verschiedenen Untertitelungen  versehen – ein Quantensprung gegenüber den sperrigen, lediglich in einer Sprache untertitelten 16mm-Kopien, die als Filmpakete teuer über die Kontinente verschifft werden mussten.

Die wichtige Rolle der Goethe-Institute als Vermittler der deutschen Sprache als auch vielfache Anfragen aus den Instituten weltweit hat im vergangenen Jahr zur Publikation der DVD „Kurz und Gut macht Schule“ geführt. In dieser wohl einzigartigen Initiative werden Kurzspielfilme als didaktisches Mittel zur Erlernung sprachlicher F«higkeiten im Deutschunterricht eingesetzt. Die ausgewählten Filme illustrieren nicht nur deutsche Befindlichkeiten, sie lassen auch konnotative und symbolische Ebenen der Sprache erleben und verbessern – mit oder ohne deutsche Untertitel – das Sprachgefühl. Die mit einer Lizenz bis  Ende 2010 ausgestattete DVD ist eine quantitativ reduzierte, dafür aber lizenzrechtlich stark ausgeweitete Auswahl aus der Goethe-Filmreihe „Kurz und Gut II“ und liefert einen Gegenstand „genauen Hinschauens und filmischen Analysierens, Anlass zum Sprechen und Diskutieren, Anfangs- oder Schlusspunkt für größere Themen im Landeskunde- oder Konversationsunterricht!“.

Diese Übersicht der Vermittlungsaktivitäten der Goethe-Institute ist wohlgemerkt nur ein Ausschnitt. Zahlreiche Einzelinitiativen in den Ländern und Kooperationsprojekte potenzieren die ohnehin starke Präsenz des deutschen (Kurz-) Films im Ausland. Erg«nzend dazu stehen die zahlreichen Workshops und Initiativen, an deren Ende mitunter auch die Produktion von Kurzfilmen steht. Auf Festivals zu einer gewissen Berühmtheit erlangt haben es die Kurzfilmproduktionen, die unter Beteiligung von Veit Helmer von Schülern bzw. Studenten an Goethe-Instituten in ehemaligen Sowjetrepubliken realisiert wurden. Gerade ist sein jüngster Film HUNDELEBEN beim Berliner U-Bahn-Festival „Going Underground“ zu sehen.

 

In letzter Zeit ist das Goethe-Institut auch als Initiator von Kurzfilmwettbewerben direkt an Filmemacher herangetreten (siehe auch der Bericht zum Thema „Kurzfilmwettbewerbe“ in dieser Rubrik). Bereits zum zweiten Mal wurden in Kooperation mit dem Fonds „Erinnerung und Zukunft“ Filmhochschulen und junge Filmemacher aufgefordert, Exposés zu einem vorgegebenen Thema einzureichen. „Alle Menschen sind frei und gleich“ heißt das Thema der Ausschreibung 2007, im Rahmen des letztjährigen Wettbewerbs „Gesten der Versöhnung“ wurden in den elf beteiligten Ländern insgesamt 248 Exposes eingereicht. Von den ausgewählten Beiträgen wurden 48 Filme mit Unterstützung der Goethe-Institute realisiert und prominent im Rahmen des Festivals der Filmhochschulen präsentiert.

Damit engagiert sich das Goethe Institut auch als Impulsgeber für neue Produktionen und kann damit seine anspruchsvolle Vermittlungsarbeit durch eigene „Auftragsproduktionen“ erg«nzen. Auch wenn der künstlerische Kurzfilm und der Animationsfilm im Rahmen der Aktivitäten möglicherweise ein wenig kurz kommt, so kann man der kontinuierlichen Beachtung der kurzen Form durch die Goethe-Institute trotz der Finanzierungsengpässe dankbar sein.

 

(MJ)

 

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