Vielfalt an Perspektiven zur Zukunft des Kinos
Drei Kinokongresse in einer Woche

Magazin

Nicht erst seit der Corona-Pandemie befindet sich das Kino in der Krise. Die Verbindungen des Kulturorts, an dem Filme geschaut werden, und das Businessmodell „Kino“ scheint aus vielen Gründen kein Erfolgsgarant mehr zu sein.

Deshalb setzt die Branche im Juni ein starkes Zeichen: gleich drei Kongresse bzw. Fachveranstaltungen innerhalb einer Woche widmen sich dem Kino und den vielfältigen Fragen nach seiner Zukunft. Dabei haben sie sehr unterschiedliche Ansätze im Fokus.

Den Anfang macht vom 17.-19. Juni 2022 der Bundesverband kommunale Filmarbeit (BkF) seinen 17. Bundeskongress in Frankfurt am Main. Hier wurde 1971 von Hilmar Hoffmann, dem Gründer der Westdeutschen Kurzfilmtage Oberhausen, das erste kommunale Kino gegründet. Kommerzielle Kinos klagten dagegen, jedoch das „Frankfurter Urteil“ manifestierte 1972 eine Gleichstellung von Kommunalen Kinos mit anderen öffentlichen Kultureinrichtungen.

50 Jahre und mehr als 100 nichtkommerzielle und kommunale Kinos später kommen die Akteur*innen von heute unter dem Motto „Kinokultur FÜR ALLE!“ zusammen, um in Vorträgen, Lesungen und Panels nach gegenwärtigen Potenzialen zu suchen.

Im begleitenden Filmprogramm werden Filme, die thematisch mit der Stadt eng verbunden sind, von verschiedenen Frankfurter Filminstitutionen präsentiert. Und: sogar einige Kurzfilme konnten wir entdecken!

Weitere Informationen zum Kongress in der Pressemitteilung des Bundesverbands und dem Programmflyer

 

In der kommenden Woche findet vom 22.-23. Juni in Berlin als nächstes großes Ereignis die internationale Konferenz „Cinema Vision 2030“, gemeinsam organisiert von den drei deutschen Kinoverbänden AG Kino – Gilde, HDF Kino und Bundesverband kommunale Filmarbeit, statt. Über 20 Referent*innen aus 10 Ländern werden gemeinsam mit dem Fachpublikum nach Impulsen für das Kino der Zukunft suchen. Die Themenfelder reichen von der Einbindung von Kino in städtische und gesellschaftliche Strukturen über Nachhaltigkeit und Diversität, Programmvielfalt, Publikumsentwicklung bis hin zu Personalmanagement im Kino.

Und auch die AG Kino – Gilde hat einen weiteren Grund zu feiern: die Vereinigung der Arthouse-Kinos, die 1972 gegründet wurde und 2003 mit der Gilde deutscher Filmkunsttheater fusionierte, wird ebenfalls 50 Jahre alt.

Alles, was man zur „Cinema Vision 2030“ wissen muss: hier

 

Ähnlich international aufgestellt ist das Symposium „Cinema of Commoning“, das vom 24.-26. Juni ebenfalls in Berlin stattfindet. Die Organisator*innen um die deutsch-türkische nonprofit-Initiative bi’bak und verschiedene internationale Partner möchten ein Netzwerk schaffen und Wissen über Kinos und Kinoinitiativen in der ganzen Welt sammeln. Welche Zukunftsmodelle eines alternativen Kinos sind möglich – im Hinblick auf Zugänglichkeit, künstlerische Freiheit und finanzielle Nachhaltigkeit? Bereits seit März lief ein kollektiv kuratiertes Filmprogramm in Partnerkinos in Bangkok, Jakarta, Istanbul, Dubai, Santiago de Chile, Cluj und Luanda.

Nun kommen im Juni die Partnerinitiativen, Filmschaffende und Cineast*innen in Berlin zusammen, um weitere Konzepte und Strategien für nachhaltige Räume der Filmkultur zu entwickeln. Dabei plädiert Cinema of Commoning für das Kino als transnationalen Raum für künstlerische und soziale Praxis, als Ort des öffentlichen Diskurses, als Träger des kulturellen Gedächtnisses und des urbanen Erbes sowie als Ort der Bewahrung und Verbreitung von Film- und Videoformaten, die nur selten zugänglich sind.

https://cinemaofcommoning.com

 

 

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