Kostenlose Videountertitelung von Online-Videos

Vorauseilende eingebrannte englische Untertitel und automatische deutsche Live-Übersetzung des französischen Orginaltons (Audio undeutlich:  »Comment s’y …« oder »Comment se …« = ‚kann man so …‘) cc Meme aus Screenshot des Eröffnungsvideos vom Filmfest Braunschweig (Ausschnitt: Trailer zu „Antigone“ von Sophie Deraspe)

 

Die Erstellung von Untertiteln in Online-Videos sind Voraussetzung für Barrierefreiheit und der erste Schritt für Übersetzungen in andere Sprachen. Da zur Zeit Festivals nicht im Kino stattfinden können und stattdessen Filme online streamen, entsteht verstärkt Bedarf an untertitelten Fassungen. Während bei Kinokopien Untertitel üblicherweise ‚eingebrannt‘ oder als mehrsprachige Version Files in DCPs eingebunden werden, was teure Programme voraussetzt, sind jetzt andere Lösungen gefragt.

 

Für die Untertitelung von Online-Videos gibt es zum Glück kostenlose Anwendungen mit vielseitigen Möglichkeiten. Solche Tools können auch einen Vorteil des Online-Streamings nutzen, nämlich die Wiedergabe von Untertiteln als sogenannte Closed Captions (cc), die mehrsprachig anwählbar sind.

 

Für nicht-professionelle Zwecke mag das Untertitelungstool von YouTube ausreichen[1], wer aber auf anderen Plattformen veröffentlichen oder sich nicht bei Google/YouTube anmelden möchte, muss sich woanders umsehen. Vor allem auch dann, wenn man sich nicht mit automatisch, meist fehlerhaft, erstellten fremdsprachigen Untertiteln blamieren will. Dafür gibt es gute kostenlose Lösungen sowohl als eigenständiges Programm oder als Online-Anwendung.

 

Zu den ältesten und vielseitigsten kostenlosen Anwendungen gehört Aegisub[2]. Es ist ein Desktop-Editor für die lokale Bearbeitung, der für viele Betriebssysteme erhältlich ist.

Ursprünglich aus der Anime-Fanszene stammend beherrscht Aegisub eine Vielzahl nützlicher Features. Dazu gehören eine perfekte Timingsteuerung, bequeme Korrekturmöglichkeiten und der Export in alle gängigen Untertitel-Fileformate. Nützlich ist auch der Sprachassistent. Außergewöhnlich für Untertitelungsprogramme ist der Styling Assistent, der eine vielseitige typographische Gestaltung der Schrift erlaubt.

 

Eine gute Online-Alternative, mit der man die Untertitelung im Browserfenster erledigt, ist Amara[3]. Hinter der Anwendung, die sich ebenfalls schon lange bewährt hat und stetig weiterentwickelt wird, steckt die gemeinnützige Participatory Culture Foundation. PCF wird unter anderem von der Europäischen Kommission, Mozilla und der MacArthur Foundation namhaft unterstützt.

 

Amara hat sich darauf spezialisiert, von einmal transkribierten Untertiteltexten, fremdsprachige Versionen zu erstellen. Voraussetzung ist, dass das Video zunächst auf Amara hochgeladen wird. Zur Bearbeitung öffnen sich unterhalb des zeitlich steuerbaren Videobildes Bearbeitungsfenster, in denen zwei Sprachen nebeneinander bearbeitet werden können. Dies ist nützlich, da die Textlängen in verschiedenen Sprachen sehr unterschiedlich sein können. Die fertigen Untertitel können in vielen Formaten exportiert werden. Außerdem wird der Direktimport in YouTube und Vimeo unterstützt.

 

Amara beherrscht so viele Sprachen wie keine andere Untertitelungs-Anwendung, nämlich mehr als 100 Sprachen. Das Besondere an Amara ist jedoch die Hilfe durch eine große polyglotte Community. Der partizipatorischen Philosophie der Plattform entsprechend lädt man seine Videos hoch und schreibt sie in einer Art Pitching zur kollektiven Übersetzung aus. Sogar Überprüfungen und Revisionen durch die internationale Community sind möglich. Für höhere Ansprüche und nicht-öffentliche Leistungen bietet Amara auch, je nach Leistung abgestufte, Preismodelle an.

 

 

Weitere Anwendungen (Link):

Weitere Anwendungen finden sich auf dieser Übersicht des Magazins Netzwelt: Untertitel erstellen und bearbeiten

[1] Anleitung für YouTube Studio

[2] URL Aegisub

[3] URL: Amara

1 Trackback