ARTE zeigt Kurzfilme des Videokunstpioniers David Hall

„Tap Piece“, David Hall, 1971 ©arte/screenshot

Das Kurzfilmmagazin „Kurzschluss“ auf Arte widmete sich in seiner neuesten Ausgabe[1] dem Schwerpunktthema Irritationen den Arbeiten des britischen Fernseh- und Videokunstpioniers David Hall. Entsprechend der ursprünglichen Konzeption wurden drei seiner „TV Interruptions“ in das Magazinprogramm einbettet und die Bedeutung des Künstlers David Hall in einem ergänzenden Beitrag hervorgehoben. Damit wurden David Hall und seine „TV Interruptions (7 TV Pieces)“, die der Öffentlichkeit wenig bekannt sind, aber Fernseh- und Videokunstgeschichte geschrieben haben, erfreulicherweise wieder sichtbar gemacht. Grund genug hier darauf aufmerksam zu machen – zumal die Sendung noch bis Juni in der Online-Mediathek verfügbar ist!

 

 

Die auf 16mm gedrehten Kurzfilme wurden 1971 vom Scottish Arts Council für das Edinburgh Festival in Auftrag gegeben und vom Scottish TV ausgestrahlt. Als Pausenfilme mit irritierenden Inhalten unterbrechen sie den Programmablauf und durchbrechen die Fernsehgewohnheiten der Zuschauer.

 

Für Hall war Videokunst kein Nebenprodukt der Fernsehtechnik, sondern fester Bestandteil des Mediums Fernsehen. Mit seinen Videokunstarbeiten zielte er ausdrücklich nicht auf den Kunstmarkt, sondern durch die Fernsehausstrahlung auf eine breite Öffentlichkeit. Seine Strategie war die Provokation und die Störung des Sendealltags. Davon erhoffte er sich, dass diese Interventionen beim Zuschauer zum Nachdenken über die konditionierten Erwartungen der Fernsehkonventionen und zur Reflektion über das Medium selbst führen.

Hall’s Arbeiten waren als Spiegel konzipiert, in dem der Betrachter, der mit seinem Bild eher als Kollaborateur denn als Zuschauer interagierte, „gleichzeitig der Betrachter in einem Prozess des selbstbezogenen Bewusstseins“ war[2]

 

Eine der TV Interruptions (Tap Piece, 3:31), die im Kurzschluss-Magazin zu sehen ist, beginnt mit einem weißen Bildschirm. Ein Wasserhahn wird in den leeren Bildschirmraum gerückt und aufgedreht. Das Wasser fließt in Echtzeit in einen (unsichtbaren) Tank – solange bis der Wasserpegel scheinbar das Fernsehgerät füllt. Hiermit wird beiläufig auf eine spezifische Eigenschaft des Fernsehbildes, in dem der Bildraum im Unterschied zum Kinobildraum Fenstercharakter hat, aufmerksam gemacht.

 

 

Neben der medienhistorischen Einordnung von David Hall und seinen Arbeiten durch Margit Rosen (ZKM) sind in der Magazinausgabe Beiträge über und Filme von Johann Lurf, Stefan Panhans und Corinna Schnitt zu sehen.

 

 

URL der kompletten Sendung in der Arte Mediathek (bis 9.6.2022)

URL TV Interruption „Tap Piece“ (direkt)

Verleih: LUX

Ausstellung TV Interruptions – The Installation (remade 2006): Tate Collection

 

[1] Kurzschluss – Das Magazin „Schwerpunkt Irritationen, 14. März 2022, 01:15 – 02:15 Uhr

AutorInnen: Daniel Ebner, Uwe Winter, Katrin Mundt, Maike Mia Höhne; Redaktion: Catherine Colas

[2] David Hall, „The Video Show“, in Art and Artists Ausgabe Nr. 110,1975