Kurzfilm in Frankreich – neue Studie des CNC

Report

Zum vierten Mal in Folge hat das Centre national du cinéma et de l’mage animée (CNC) eine umfangreiche Studie zum Kurzfilm in Frankreich vorgelegt. Die im Februar 2014 erschienene Studie untersucht alle Aspekte der Produktion und des Vertrieb von Kurzfilmen und liefert umfangreiche Daten aus dem Untersuchungszeitraum 2012 sowie Informationen über Akteure und Filme. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten und interessantesten Ergebnisse kurz zusammen.

Untersuchungskriterien – französische Besonderheiten

Im französischen Fördersystem gelten Filme bis 60 Minuten als Kurzfilme. Gegenstand der Studie sind nur Filme, denen eine so genannte öffentliche Aufführungsfreigabe erteilt wurde (visa d’exploitation). Dies waren im Jahr 2012 etwa 600 Filme. Ausführliche Daten liegen aber nur über jene 401 Filme mit Visa vor, die außerdem auch „Candidats au prix de qualité“ waren oder eine Produktionsförderung des CNC erhielten.

Merkmale der Kurzfilmproduktion

75,8% der untersuchten Filme waren Spielfilme, 9.7% Animationsfilme, 8,7% Dokumentarfilme und 5,7% Experimentalfilme. Die durchschnittliche Laufzeit aller war 21 Minuten – bei Dokumentarfilmen allerdings durchschnittlich 38 Minuten.

45% der RegisseurInnen waren zwischen 30 und 40 Jahren alt – nur 5,6% älter als 50. Bei 315 der 401 Filme führten Männer Regie. 50,7% der in Frankreich wurden auf der Ile-de-France, also im Großraum Paris, gedreht.

Produktionskosten und Finanzierung

Die durchschnittlichen Produktionskosten lagen bei 72.300 €. Das Gros der Filme (66%) wurde für weniger als 100.000 € produziert. Dokumentar- und Experimentalfilme kosteten am wenigsten, Animationsfilme durchschnittlich am meisten.

Das CNC hat 2012 248 Kurzfilme mit einer Gesamtsumme von 6,96 Mio. € gefördert. Die Förderung des CNC betrug 28,8% der jeweiligen Produktionskosten von Spielfilmen und nur 15,7% der Produktionskosten von Experimentalfilmen. Zählt man alle Förderarten (Produktion, Vertrieb, Abspiel) des CNC zusammen, so gingen 71% der Fördersumme an Spielfilme.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die anteilige Finanzierung durch das CNC um 6,7% bei Filmen mit einem Budget unter 100.000 € gestiegen und um mehr als 40% bei Filmen, die mehr als 100.000 € gekostet haben. Das heißt, dass die öffentliche Förderung höher budgetierte Filme bevorzugt hat. Ausgeglichen wurde dies durch einen deutlich höheren Anteil der privaten Finanzierung an Filmen unter 100.000 €.

Insgesamt wurden 30,5 % der Finanzierung durch Produzenten und 27,5% durch eine Förderung des CNC gesichert. Zusätzlich beteiligten sich regionale Förderungen mit 16,5% und Fernsehanstalten mit 9% an der Finanzierung.

Kinoabspiel

2012 wurden in französischen Kinos 1653 Kurzfilme gezeigt, davon waren knapp 60% französische und 22% andere europäische Produktionen. Die meisten Filme (1412) kamen im Rahmen von Kurzfilmprogrammen auf die Leinwand. 389 Filme waren nur als Vorfilm eingesetzt.

Fast 80% aller 2000 Kinobetriebe (ca. 5500 Leinwände) zeigten Kurzfilme. Die meisten Kurzfilme (ca. 900) wurden in Kinos mit nur einer Leinwand eingesetzt. Aber auch 84% aller Multiplexkinos (12 und mehr Leinwände) haben Kurzfilme gezeigt (80 Filme).

Die Zahl der verkauften Eintrittskarten für Vorstellungen mit Kurzfilmen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 54,6% auf 3,7 Millionen. Dieser Anstieg war vor allem vier umsatzstarken Hauptfilmen mit Vorfilmen zu verdanken. Reine Kurzfilmprogramme erzielten 1,96 Millionen verkaufte Eintrittskarten.
70% der Filme hatten weniger als 500 Zuschauer, während eine Spitze von 5,7% der Filme auf dem Markt mehr als 10.000 Zuschauer erreichten.

Ein beträchtlicher Anteil der Eintritte ist dem Förderprogramm „l’Aide à la Distribution Jeune Public“ zu verdanken. Die sieben Kurzfilmprogramme, die 2012 diese Vertriebsförderung für Filme für ein jugendliches Publikum erhielten. machten ca. 381.000 Eintritte, also 19,4% aller verkauften Karten für Kurzfilmprogramme (ohne Vorfilme) aus.

Wie in anderen Ländern wurden in den französischen Kinos bevorzugt kürzere Filme eingesetzt. Etwa 65% hatten eine Laufzeit von weniger als 20 und etwa 32% von weniger als 10 Minuten.

Kurzfilme im Fernsehen

Im Jahr 2012 wurden 214 Kurzfilme (inklusive mittellange Filme) von ARTE und 198 von Canal+ ausgestrahlt. France 2 und France 3 hatten 70 beziehungsweise 59 Kurzfilme im Programm. Über Ausstrahlungen in weiteren Fernsehkanälen, insbesondere von privaten Fernsehanstalten, lagen keine Zahlen vor.

Auslandsverkäufe

2012 sind 502 französische Kurzfilme ins Ausland verkauft worden. Die meisten davon (62,6%) waren Spielfilme, die wenigsten Experimentalfilme (1,2%). Das größte Importland war mit großem Abstand Spanien (11,2%), gefolgt von Belgien und Russland (4,8 bzw. 4,5%). Der Anteil der deutschsprachigen Länder betrug 3,1 % der Verkäufe.

Die höchsten Erlöse erzielten der knapp einstündige Dokumentarfilm „Chats perchés“ (Chris Marker, 2003), gefolgt vom Kurzspielfilm „Les filles du samedi“ (Emilie Cherpitel, 2011), dem Animationsfilm „Babioles“ (Matray, 4 min, 2010) und dem Spielfilm „Le Cri du homard“ (Nicolas Guiot, 30 min, 2012).
Am häufigsten verkauft wurden „Le Monstre de Nix“ von Rosto, „Pixels“ von Patrick Jean, „Tram“ von Michaela Pavlatova und „Logorama“ von H5 – allesamt Animationsfilme! 

rww

Quelle
Publikationsreihe: „les études du CNC“
Titel: „le court métrage en 2012 – production et diffusion“
Herausgeber: Centre national du cinéma et de l’image animée, Februar 2014
Der vollständige Text umfasst 136 Seiten und steht im Internet als PDF zum Download zur Verfügung.
URL: http://www.cnc.fr/web/fr/ressources/-/ressources/4611362

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