Jubiläum 60. Kurzfilmtage Oberhausen – „Memories Can’t Wait – Film without Film“

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2014 feiern die Kurzfilmtage ihren 60. Geburtstag – das älteste Kurzfilmfestival der Welt, 1954 gegründet als „Westdeutsche Kulturfilmtage“.  Vom Gründungsgedanken der „Bildung für alle“ über das „Mekka des Kurzfilms“ und die besondere Rolle Oberhausens als „Fenster zum Osten“ – zahlreiche Filme aus dem so genannten Ostblock waren nur hier zu sehen – hat sich das Festival in sechs Jahrzehnten zu der Plattform für kulturelle, ästhetische und politische Diskussionen entwickelt, die die Kurzfilmtage bis heute sind.

 

Die Themenprogramme der Kurzfilmtage
Ebenso bedeutsam wie die Wettbewerbe der Kurzfilmtage sind die seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich ausgebauten Themenprogramme. Der Kurzfilm verzweigt sich heute in eine Vielzahl von genreunabhängigen Formen, die nicht im Kino zu sehen sind, vom Avantgarde- bis zum Wirtschaftsfilm. Die Kurzfilmtage stellen diese Ausdifferenzierung der kurzen Form durch thematische Kontexte dar und schaffen somit ein Forum für gesellschaftliche Diskussionen, die sich, ausgehend vom Kurzfilm, weit über filmbezogene Fragestellungen hinaus erstrecken und einen übergreifenden Dialog über die Weisen der Bildproduktion in den Künsten, der neuen Technologien und Wissenschaften führen. Themen der letzten Jahre waren „Flatness: Kino nach dem Interne“ (2013), „Kino der Tiere“ (2011) oder „Vom Meeresgrund: Das Experiment Film 1898-1918“ (2010).

Unter dem Titel „Memories Can’t Wait -Film without Film“ widmen die 60. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen vom 1. bis 6. Mai 2014 ihr großes Themenprogramm Arbeiten für das Kino, die mit der traditionellen Seherfahrung dort spielen, die zum Teil ganz ohne Bewegtbildprojektion auskommen. Was kann also im Kino passieren, wenn auf das Schlüsselelement des Kinoerlebnisses verzichtet wird – den Film selbst? Wenn die Leinwand leer bleibt, Erinnerungen heraufbeschworen oder „unmögliche Filme“ präsentiert werden? Die Kurzfilmtage bringen in einem der bislang umfangreichsten Programme dieser Art über 30 selten gezeigte historische und neue Arbeiten ins Kino, die dieser Frage nachgehen. Kuratiert wird der Schwerpunkt von Mika Taanila, einem der wichtigsten zeitgenössischen Künstler Finnlands.

„Memories Can’t Wait – Film without Film“ thematisiert die besondere kulturelle und soziale Funktion des Kinos, als Ort und als Raum. Während der Film kommerziell mehr und mehr jenseits des Kinos ausgewertet wird, wollen die Kurzfilmtage das Kino als sinnlichen, sozialen, politischen und vor allem kollektiven Raum sichtbar und erlebbar machen, behaupten und neu entdecken. „In unserer von Mobilgeräten und einem leicht neurotischen privaten Online-Verhalten geprägten Zeit werden wir durch Film without Film die Möglichkeiten einer neuen Form der filmischen Freiheit erleben können: die Freude an einem partizipatorischen Kino“, so Kurator Mika Taanila.

www.kurzfilmtage.de

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