Gutachten zu Auswirkungen der Digitalisierung auf filmkulturelle Einrichtungen

Report

Netzwerk Filmkultur NRW veröffentlicht Gutachten zu Auswirkungen der Digitalisierung auf filmkulturelle Einrichtungen

Unter dem Titel „Filmkultur 2.0“ veröffentlichte das Netzwerk Filmkultur NRW, das die Auswirkungen dieses Digitalisierungsprozesses auf die Arbeit der filmkulturellen Einrichtungen des Landes untersucht. Gleichwohl das Gutachten die spezifische Situation im Bundesland Nordrhein-Westfalen zum Gegenstand hat, sind die Darstellung der aktuellen Situation filmkultureller Einrichtungen und die daraus folgenden Handlungsempfehlungen zu großen Teil auf andere Länder übertragbar.

Abspiel, Verleih und Produktionsförderung von Filmen, Bildungsarbeit und die Bewahrung des Filmerbes NRW gehören zu den Leistungen der Filmfestivals, Filmhäuser und -werkstätten sowie anderen filmkulturellen Initiativen in NRW. In allen Bereichen stellt die Digitalisierung diese Institutionen vor neue Aufgaben, die teils hohe Investitionen verlangen.

Die Autoren des Gutachtens stellen fest, dass die zumeist niedrig budgetierten Einrichtungen kaum adäquat reagieren können. Deutliche Defizite seien in den Bereichen Abspiel, Produktion, Archivierung und Kommunikation festzustellen. Durch die digitale Formatvielfalt von Filmen müssten die Organisatoren von Filmfestivals beispielsweise heute Aufgaben schultern, die einst Kopierwerke und Kinos beschäftigten. Im wichtigen Bereich der Filmbildung, auf den sich ein großer Teil filmkultureller Arbeit konzentriert, fehlen laut Gutachten bereits jetzt Mittel und Möglichkeiten, um die Zielgruppe überhaupt über die entsprechenden digitalen Kanäle in professioneller und ansprechender Weise zu erreichen. Im Bereich Archivierung fehlt es an Mitteln, zum Beispiel das Filmerbe des Landes NRW adäquat zu erhalten, geschweige denn weiter zugänglich zu machen.

Um den sich rasant vollziehenden Entwicklungen mit Konzepten adäquat begegnen zu können, seien für die Filmkultur des Landes grundlegende Investitionen zu tätigen. Die Autoren empfehlen hierzu zwei Strategien: einmal die Einrichtung eines Postens für Investitionen im Kulturhaushalt des Landes und zum anderen gemeinsame Anschaffung und Nutzung eines Pools digitaler Geräte. Weiterhin empfiehlt das Gutachten eine stärkere Einbindung und Pflege von Social Media und Web-Apps in die Arbeit der filmkulturellen Institutionen. Langfristig wird ein, vom Land gefördertes, Online-Projekt „Filmkultur-Portal“ empfohlen.

Die meisten der zwölf konkreten Handlungsempfehlungen dienen der Unterstützung der Filmfestivals des Landes – insbesondere die Empfehlung zur Anschaffung eines gemeinsamen Gerätepools für das DCP-Abspiel. Auch Open-Air-Kinos und mobile Kinos könnten von einem solchen Pool profitieren.

Die Bedürfnisse ortsfester filmkultureller Abspiel-Initiativen und Kinos stehen nicht im Zentrum der Untersuchung oder der Empfehlungen. Allerdings haben die meisten Mitgliedskinos des Netzwerk Filmkultur NRW bereits in digitale Technik investiert oder behelfen sich aus Not mit niedrigeren Standards (DVD, BluRay) als das Gutachten für die 30 Festivals des Landes empfiehlt (DCP). Bezüglich der Kinoausstattung weist das Gutachten aber auch daraufhin wie problematisch, aber wichtig die Wartung und der Erhalt analoger Projektionstechnik in zumindest ausgewählten Kinos für die Zukunft der Filmkultur ist. Ungelöst bleibt auch die erkannte Problematik, dass die permanente Innovation auch bei bereits digitalisierten filmkulturellen Einrichtungen zu immer neuen Anschaffungszwängen führt.

Insbesondere für Filmfestivals und zur Einbindung von Social Media enthält das Gutachten eine ganze Reihe lesenswerter Vorschläge. Es kann in deutscher Sprache unter den unten angegebenen Links als PDF herunter geladen werden.

rww

Download: http://www.kurzfilmtage.de/fileadmin/Kurzfilmtage/pressematerial/filmkultur_2.0-studie_digitalisierung.pdf

Hintergrundinfo: Mitglieder des Netzwerk Filmkultur NRW sind: Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW, doxs! – Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche, Duisburger Filmwoche, Filmhaus Bielefeld e.V., Filmothek der Jugend NRW e.V., Filmwerkstatt Düsseldorf e.V., Filmwerkstatt Münster, IFFF Internationales Frauenfilmfestival Dortmund|Köln, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, KINOaktiv Köln, Klack Zwo B e.V. / Blicke Filmfestival des Ruhrgebiets.

Autoren der Studie sind Oliver Baumgarten und Volker Köster. Oliver Baumgartens regelmäßiger Arbeitsbereich umfasst sowohl die konkrete filmkulturelle Arbeit als auch den fachkundlichen Filmjournalismus. Volker Köster arbeitet als freier Filmemacher und Medienpädagoge. Bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen und der Duisburger Filmwoche ist er technischer Leiter.

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