Do-It-Yourself: Biologisch nachhaltige Filmchemie!

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1995 hat Dr. Scott Williams vom Rochester Institute of Technology ein vielbeachtetes Rezept veröffentlicht, mit der Schwarz-Weiß-Filme in einer Lösung, die auf Kaffee basiert, entwickelt werden können. Auf dieses Rezept ist die Berliner Filmemacherin Dagie Brundert gestoßen, die schon seit geraumer Zeit ihre Filme selbst entwickelt statt sie in ein Labor zu geben. Da sie überwiegend mit Super-8-Film dreht und dabei gerne auch Filmmaterial benutzt, für das keine Entwicklungslabore mehr existieren – wie etwa ORWO-Filme aus DDR-Zeiten – gab es Gründe genug die Filmentwicklung in die eigene Hand (und Küche) zu nehmen.

Das Interesse an solchen Methoden ist derzeit wieder groß und trifft auf eine wachsende Maker- und Do-it-yourself-Szene. Auch das Arbeiten mit analogen Filmmaterialien – gerne auch in Schwarz-Weiß – ist wieder en vogue.

 

In den letzten Jahren hat Dagie Brundert immer weiter experimentiert und unter anderem Rezepte auf der Basis von Cola, Rotwein oder Tee entwickelt. Dabei legt sie vor allem Wert auf Alternativen zu den herkömmlichen, umweltschädlichen Film- und Fotoentwicklern. So wird Dagie Brundert inzwischen als Expertin für biologische Filmentwicklung zu Workshops eingeladen, um ihr Wissen zu vermitteln. Zuletzt im November 2015 beim Avantfilm Festival in Karlstad, Schweden.

 

Im Frühjahr 2016 sind die Rezepte von Dagie Brundert Grundlage eines Workshops in New York. Die Organisation MONO NO AWARE, die als Filmveranstalter und Labor dem analogen Film treu geblieben ist, bietet am 17. April eine „Beer/Coffee Edition“ an. In dem Workshop geht es um Grundlagen für ungiftige Verarbeitungsoptionen. Es werden Entwickler gemixt, die auf dem klassischen Caffenol (Kaffee)-Rezept und einer Bier-‘Suppe’ basiert, die von Dagie Brundert entwickelt wurde.

MONO NO AWARE stellt alle Zutaten, Geräte und Schutzausrüstungen. Die Teilnehmer müssen lediglich eine belichtete Rolle Schwarz-Weiß-Film mitbringen. Am Ende des Kurses können sie dann ihre Filme zeigen. Informationen zum Workshop gibt es hier.

 

Wer in seiner Nähe keinen Workshop für alternative Filmentwicklung findet, kann sich auch im Internet informieren und selbst experimentieren. Die Rezepte sind kein Geheimnis und im Grunde auch einfach. Dagie Brundert hat speziell dafür kürzlich einen eigenen Blog ins Netz gestellt („Developing b&w super 8 films in yummy healthy stuff!“), in dem sie ihre Rezepte teilt – aber auch die Fehlschläge nicht verheimlicht. So einfach, wie es zunächst klingt, ist es dann doch wieder nicht … und es gibt noch einen kleinen Wermutstropfen: Farbfilmentwicklung geht leider nicht!

 

Übrigens muss man die Zutaten für bio-dynamisches Filmentwickeln nicht teuer im Bioladen kaufen, sondern kann alles im ‚normalen’ Supermarkt um die Ecke bekommen. Und statt handgemahlenem Bohnenkaffee für den Klassiker Caffenol tut es sogar löslicher Instantkaffee. Wer wegen des ökologischen Fußabdrucks Gewissensbisse hat, kann aber auch in die freie Natur, und statt Kaffee, Beer, Rotwein oder Wodka als Grundlage Beeren sammeln oder Blümchen pflücken – auch hierfür gibt es Rezepte aus dem Hause Brundert!

 

rww

 

 

 

 

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