Roter Teppich: Oscars, Césars, Goyas, Davids, Goldkäfer u.a.

 

Ausschnitt Premio "David di Donatello" ©Achetron CC-BY-SA

Ausschnitt Premio „David di Donatello“ ©Achetron CC-BY-SA

In den ersten Wochen und Monaten jedes neuen Jahres werden weltweit die roten Teppiche ausgerollt und die ‚besten Filme‘ des Vorjahres gekürt. Bei den Oscars und vielen nationalen Filmpreisen werden auch Kurzfilme ausgezeichnet. Aus diesem Anlass hier eine Übersicht der ‚wichtigsten‘ Filmpreise im ersten Quartal 2018 in chronologischer Folge.

 

Der Reigen wird alljährlich vom schwedischen Filmpreis Guldbagge eröffnet. Ausrichter ist das Schwedische Filminstitut, also keine Filmakademie, deren Mitglieder votieren. Die Trophäe, die dem Preis seinen Namen gab, ist die exotischste aller Filmpreise. Guldbagge bedeutet Goldkäfer (‚gold bug‘) und ist eine

Schwedischer Filmpreis "Guldbagge" 2013 © CC BY-SA

„Guldbagge“ 2013 © CC BY-SA

1,2 kg schwere Skulptur aus emailliertem Kupfer mit einem Hauch von echtem Gold, die von dem Künstler Karl Axel Pehrson jedes Jahr in neuen Varianten entworfen wird. Die Preisverleihung fand dieses Jahr am 22. Januar in Stockholm statt.

Als „Bästa kortfilm“ wurde MIN BÖRDA (My Burden) von Niki Lindroth von Bahr ausgezeichnet. Außerdem war in der Kategorie „Årets nykomling“ (Newcomer des Jahres) ein Kurzfilm der Gewinner: DRÖM VIDARE (Beyond Dreams) von Rojda Sekersöz.

 

Als nächstes folgten am 31. Januar die Dänen mit der Bekanntgabe des Robert Prisen, der am 4. Februar im Tivoli von Kopenhagen feierlich verliehen wurde. Der Preis ist nach dem Bildhauer Robert Jacobsen benannt, der 1984 die erste Trophäe schuf. Ausrichter des Filmpreises ist Danmarks Film Akademi. Dieses Jahr wählten die Akademie-Mitglieder in der Kategorie „Årets kortfilm Fiktion / Animation“ den Spielfilm SILENT NIGHTS von Aske Bang und in der Dokumentarfilm-Kategorie WELTSCHMERZ von Jesper Delgaard.

 

Ebenfalls am 31. Januar wurde der Österreichische Filmpreis verliehen, der mit seiner Gründung im Jahr 2011 zu den jüngsten nationalen Filmpreisen gehört. Die Preisträger werden von den Mitgliedern der Akademie des Österreichischen Films gewählt. Den einzigen Kurzfilmpreis – Bester Kurzfilm – erhielt der Spielfilm MATHIAS von Clara Stern. Die Preisskulpur – eine Treppenspirale – wurde von Valie Export gestaltet.

 

Die spanischen Premios Goya wurden am 3. Februar verliehen. Ausrichter ist die 1985 von Filmemachern in einem Madrider Restaurant gegründete Academia de las Artes y las Ciencias Cinematográficas de España. Die Originaltrophäe – eine demontierbare Bronzeskulptur, die eine Büste von Francisco de Goya mit einer Filmkamera kombiniert, war mit 15 kg sicherlich der Gewichtigste aller Filmpreise. Seit 1990 wird eine 3kg-Variante verliehen. Den Goya für den besten Kurzspielfilm erhielt MADRE von Rodrigo Sorogoyen. Der Dokumentarfilmpreis ging an LOS DESHEREDADOS von Laura Ferrés und in der Kategorie „Animación“ gewann WOODY & WOODY von Jaume Carrió.

 

In Großbritannien werden alljährlich die British Academy Film Awards, kurz BAFTA, verliehen. Die BAFTA gehört mit mehr als 7.500 Mitgliedern zu den großen nationalen Filmakademien und ist als Charity-Verein organisiert. Bis 2017 war – wie in einem guten britischen Club üblich – die Mitgliedschaft nur auf Empfehlung eines anderen Mitglieds möglich. Das ‚Clubhaus‘ mit eigenem Kino, Gastronomie und Veranstaltungsräumen liegt in London zentral am Picadilly. Die Preisverleihung am 18. Februar fand jedoch in der Royal Albert Hall statt. Short Film Winner war COWBOY DAVE von Colin O’Toole und Jonas Mortensen; Short Animation Winner der Film POLES APART von Paloma Baeza & Ser En Low.

 

In einer glamourösen Gala, La Nuit des Césars, wurden am 2. März in Paris die Césars verliehen. Ausrichter ist die Académie des Arts et Techniques du Cinéma. Die Preisverleihung wird gemeinsam mit Canal+ organisiert. Die Trophäe ist nicht etwa nach einem Römer, sondern – wie in Dänemark – nach seinem Schöpfer, dem Bildhauer César Baldaccini, benannt. Für Kurzfilme gibt es zwei Césars. Dieses Jahr für LES BIGORNEAUX von Alice Vial (Meilleur Film de Court Métrage) und PÉPÉ LE MORSE von Lucrèce Andreae (Meilleur Film d’Animation). Als Besonderheit des französischen Filmpreises sind die Filmvorführungen für die Akademie-Mitglieder im Kino Le Balzac öffentlich und geht der Preisverleihung ein traditionelles Gala-Diner der Nominierten im Restaurant Le Fouquet’s voraus.

 

Am 4. März wurden in Hollywood im Dolby Theatre die 90. Academy Awards verliehen. Der älteste Filmpreis ist allen so bekannt, dass sich Erläuterungen wohl erübrigen. Amüsant ist, dass es widersprüchliche Aussagen über die Geschichte der Statuette gibt. Entworfen wurde der mittelalterliche Ritter als Grafik in einer MGM Werkstatt und seit 1929 als Skulptur gefertigt. Der Name Oscar wurde erst 1939 offiziell. Geprägt haben soll ihn eine Bibliothekarin wegen der Ähnlichkeit mit ihrem gleichnamigen Onkel – oder Bette Davis nach ihrem ersten Ehemann. Die ersten Filmritter waren aus Bronze mit 24-karat Gold verkleidet. In der Kriegszeit musste auf Edelmetall verzichtet werden, zwischenzeitlich war er aus einem Amalgam und heute ist er wieder aus Bronze, hat aber angeblich über die Jahre sein Gewicht von 3,6 kg (8.5lb) nicht verändert. Den ersten Academy Award erhielt am 16. Mai 1929 ein Deutscher, nämlich Emil Jannings für seine Rolle in THE LAST COMMAND. Aber nur, weil Louis B. Mayer (MGM) den Preis nicht an einen Hund verleihen wollte. Tatsächlich war nämlich im betreffenden Film Jahr RIN TIN TIN der kommerziell erfolgreichste Film – und das ist ja das wichtigste Kriterium für die Auszeichnung mit einem Oscar.

Aber nun zu den diesjährigen Preisträgern: Winner Short Film (Live Action) ist THE SILENT CHILD von Chris Overton (UK); Winner Short Film (Animation): DEAR BASKETBALL von Glen Keane (USA) und Winner Documentary (Short Subject): EDITH+EDDIE von Laura Checkoway (USA).

 

Im Nachbarland Kanada gibt es eine Academy of Canadian Cinema & Television, die am 11. März ihre Canadian Screen Awards verliehen. Die Academy ist ein gemeinnütziger Verband der Filmbranche. Der einzigen Kurzfilmpreis Best Short Documentary ging an TAKE A WALK ON THE WILDSIDE von Lisa Rideout, Lauren Grant und Sasha Fisher.

 

Am 21. März wurden in Rom die Premi David di Donatallo verliehen. Ausrichter ist die Accademia del Cinema Italiano. Die Donatellos wurden nach dem Vorbild der Oscars seit 1956 verliehen. Der Name der Trophäe ist zugleich die Bezeichnung des Filmpreises. Die Statuette ist eine verkleinerte, vergoldete Replika der lebensgroßen David-Skulptur des Bildhauers Donatello (Florenz, 1440) – nicht zu verwechseln mit Michelangelo’s David. Es ist ein androgyn anmutender männlicher Akt mit Helm und Schwert.

Die Premio David die Donatella Miglior Cortometraggio ging an den Kurzspielfilm BISMILLAH von Alessandro Grande.

 

Last not least sei der Schweizer Filmpreis genannt, der vor wenigen Tagen, am 23. März, verliehen wurde. Als Bester Kurzfilm erhielt FACING MECCA von Jan-Eric Mack eine Auszeichnung und als Bester Animationsfilm Michaela Müller für AIRPORT.