Domino-Effekte und große Unterschiede (03/10)

Domino-Effekte und große Unterschiede – das 32. Festival International du Court Métrage Clermont-Ferrand

140.000 Besucher, 6.500 eingereichte Filme und 3.000 Akkreditierte machen das  Festival International du Court-Métrage in Clermont-Ferrand am Fuß des Puy de Dôme in der Auvergne alljährlich zum wichtigsten Ereignis für Kurzfilme. Bei der diesjährigen 32. Ausgabe war Deutschland mit insgesamt zwölf Kurzfilmen vertreten, davon je vier im Internationalen Wettbewerb, in der Lab Competition und in den Rahmenprogrammen – darunter so festivalerfahrene Filme wie FLIEGEN von Piotr J. Lewandowski und PLEASE SAY SOMETHING von David OReilly, aber auch Neulinge wie DID MICHAEL KNIGHT END THE COLD WAR? von Å tepán Altrichter, einer Koproduktion der HFF Potsdam „Konrad Wolf“ und der Prager Filmhochschule FAMU oder ZEITRISS von Quimu Casalprim I Suarez, einer Produktion der KHM Köln. Im internationalen Wettbewerb waren außerdem BETTY B. & THE THE’s von Felix Stienz und EFECTO DOMINí“ von Gabriel Gauchet zu sehen, im Lab die Dokumentation TOMORROW-YEAH! von Daniela Abke sowie CONTRE-JOUR, der aktuellste Film der Experimentalfilm-Größen Matthias Müller und Christoph Girardet.

Auch wenn die Hauptpreise der internationalen Wettbewerbe an den Kurzspielfilm BLUE SOFA (R: Pippo Delbono, Giuseppe Baresi, Lara Fremder) aus Italien und die Animation PETITE ANATOMIE DE L’IMAGE (R: Olivier Smolders) aus Belgien gingen, gab es für deutsche Regisseure Grund zur Freude.

So erhielt der gebürtige Bretone Gabriel Gauchet den Prix de la Jeunesse für sein Drama EFECTO DOMINí“, das im Rahmen des Austauschs der KHM Köln mit der Filmschule Escuela Internacional de Cine y Television (EICTV) in Havanna entstand. – Alles beginnt mit einem harmlosen Dominospiel. Doch als Ramí²ns Enkelin scheinbar vergewaltigt in einem Park entdeckt wird, überschlagen sich die Ereignisse – ein Schuldiger muss gefunden und bestraft werden.

Felix Stienz, der sich für BETTY B. & THE THE’s von Aki Kaurismäki inspirieren ließ, erhielt von Jurymitglied Paul Driessen eine Lobende Erwähnung für seine absurd-erotische Geschichte über einen frustrierten kleinen Mann und eine unglaublich große Sängerin, die am Ende des Abends schweigend zueinander finden.

Ein kleines Jubiläum konnte die AG Kurzfilm – Bundesverband Deutscher Kurzfilm feiern, die wieder mit einem Stand auf dem Filmmarkt vertreten war. Zum fünften Mal erlebte das deutsch-französische Kooperationsprogramm Soirée Allemande – Coup de CÅ“ur: Le court métrage allemand, das von KurzFilmAgentur Hamburg, German Films, AG Kurzfilm, Goethe-Institut Lyon und der Festivalleitung in Clermont-Ferrand organisiert wird, seinen Auftakt im Rahmen des Festivals. Die neun Filme des abwechslungsreichen Programms wurden aus der stolzen Zahl von 385 deutschen Festivaleinreichungen ausgewählt. Vor Ort hatten Piotr J. Lewandowski (FLIEGEN) und Franck Pimenta, Animator des Musikvideos SCHWARZ ZU BLAU von Peter Fox, die Möglichkeit, ihre Filme dem Publikum im ausverkauften Conchon-Saal zu präsentieren. Nach seiner Premiere in Clermont wird das Soirée Allemande-Programm nun auf Tournee durch die Goethe-Institute französischsprachiger Länder gehen, unter anderem in Frankreich, Afrika und Asien.

Eine weitere Premiere für die AG Kurzfilm war in diesem Jahr die Partnerschaft mit dem European Co-Production Forum Euro Connection. Über die fünfzehn Partnerorganisationen des vom Filmmarkt organisierten Forums, erhalten ein oder zwei Produzenten die Möglichkeit, potentielle Geldgeber für ihre aktuellen Projekte einzuwerben. Als deutsche Vertreter konnten Vuk Jevremovic und David Buob ihre neuen Animations-Projekte pitchen – vielleicht um sie im nächsten Jahr in Clermont zu präsentieren.

Franziska Richter

 

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